FC Puchheim gibt sich ein Leitbild:Sport ohne Grenzen

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Sport beim FC Puchheim - hier die Jazztanzgruppe - soll auch Werte vermitteln, sagen die Vereinsoberen. (Foto: Reger)

Der Verein formuliert Werte, die ihm besonders wichtig sind, wie Respekt und Willkommenskultur, soziale Gemeinschaft und Fairness

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Die Bedeutung eines großen Sportvereins geht weit über den eigentlichen Sportbetrieb hinaus, sagt man sich beim FC Puchheim. Der Verein hat deshalb für sich ein eigenes Leitbild formuliert und es überschrieben mit dem Satz: "Wir leben Sport - ohne Grenzen". Demzufolge sieht sich der Verein nicht nur als Anbieter von Sportstunden, sondern auch als "starke soziale Gemeinschaft". Außer dem FC Puchheim hat nur der TuS Fürstenfeldbruck im Landkreis ein Leitbild.

Der FC Puchheim hat damit niedergeschrieben, wie er sich selbst sieht und wie er wahrgenommen werden möchte. Wörtlich heißt es dort unter anderem: "Wir leben Respekt, Integration und Toleranz." Man sieht sich als Bindeglied zwischen den Generationen, zwischen den Kulturen und zwischen den sozialen Schichten. "Es ist wichtig, nach innen und nach außen aufzuzeigen, wofür man steht", sagt Traude Mandel, die seit vielen Jahren Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Vereins ist, als Vorsitzende der Bezirksjugendleitung der Bayerischen Sportjugend (BSJ) auch Verbandsarbeit macht und am Leitbild mitgewirkt hat: "Wir wollen damit auch zeigen, dass wir als ein im Stadtgeschehen integrierter Verein auch weitere Werte vermitteln als nur gesund zu bleiben." Als Werte formuliert wurden unter anderem eine Willkommenskultur für neue Mitglieder sowie die Wertschätzung für die bereits im Verein aktiven Sportler, ein "gelebtes Miteinander und Fairness unter den Abteilungen", ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Der Verein betont, parteipolitisch, religiös und weltanschaulich neutral zu sein sowie "professionell, aber nicht profitorientiert" zu arbeiten. Sein Sportangebot nennt er ein "Drei-Säulen-Modell", bestehend aus Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport - mit traditionellen und modernen Sportarten.

Die Idee, über ein Leitbild deutlich zu machen, was dem Verein wichtig ist, hatte sich bei einer sogenannten Zukunftswerkstatt ergeben. Später waren dann auch die Mitglieder eingeladen, sich in den Entstehungsprozess einzubringen. Beim Neujahrsempfang, den der FC Puchheim im Vereinsheim für seine Trainer, Übungsleiter und Funktionäre gab, stellte Traude Mandel das Ergebnis dann vor.

Hilfe beim Erstellen eines Leitbildes bietet eine Checkliste des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): Der Dachverband des deutschen Sports empfiehlt darin, dass ein Leitbild das ausdrücken müsse, was dem Verein wichtig sei, dass es aber mit der gelebten Vereinskultur in Einklang stehen müsse. Nicht sinnvoll sei, "sich mit einem Federstrich neu zu erfinden".

Einen Überblick darüber, wie viele Sportvereine in Bayern über ein Leitbild verfügen, hat man beim Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) nicht. Das werde nicht eigens abgefragt, sagt ein Sprecher. Im Landkreis sind es nach Auskunft des BLSV-Kreisvorsitzenden Steffen Enzmann nur der FC Puchheim und der TuS Fürstenfeldbruck. TuS-Präsident Herbert Thoma ist es dabei wichtig, zu zeigen, "wie man sich als Verein und die eigene Arbeit sieht", sagte er der SZ. Auch der TuS betont in seinem Leitbild Werte wie Fairness, Solidarität, Teamgeist und Toleranz und sieht sich als "soziale Heimat". Einige Schwerpunkte setzt er jedoch anders. "Wir kennen die Verschlechterung der koordinativen und konditionellen Fähigkeiten, insbesondere von Kindern wegen weitreichender Veränderung ihrer Lebensverhältnisse", heißt es darin. Weshalb es Anspruch des TuS sei, lebenslanges Sporttreiben zu ermöglichen unter der Maxime "Sport für alle". Auch wolle man Sichtweisen von Frauen und Männern, Kindern und Jugendlichen bei allen Planungen berücksichtigen. Weil sich der TuS als "wesentliche Kraft der kulturellen Prägung der Stadt" versteht, mache er seine Entscheidungen auch transparent.

Auch der neueste Entwicklungsbericht zur Situation der Sportvereine in Deutschland von 2013/2014, herausgegeben vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn, nennt es "auffällig, dass sich die Sportvereine nicht mit der Organisation eines einfachen Sportangebots begnügen, sondern besonderen Wert auf eine gemeinwohlorientierte Ausrichtung " legen. Unter einer Vielzahl möglicher Vereinsziele würden dabei vor allem Werte wie Fairplay und Toleranz, Gemeinschaft und Geselligkeit genannt.

Der FC Puchheim hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrmals offensiv zu bestimmten Werten bekannt. Vor zehn Jahren hatte er sich der Initiative "Rauchfreier Sportverein" angeschlossen - zu einer Zeit, als das Rauchen in Gaststätten und Vereinsheimen noch nicht verboten war und der FCP mit gutem Beispiel vorangehen wollte. Vor sechs Jahren verabschiedete der Verein dann ein Konzept zur Prävention vor sexueller Gewalt. Schon damals erwartete der FC Puchheim von seinen Trainern, dass sie eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben. Mittlerweile müssen Ehrenamtliche, die in Vereinen mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, überall ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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