Puchheim:So ein Hundling, der Hundling

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Seine unprätentiöse Ehrlichkeit machen Hundling Phil Höcketstaller und seine Band sympathisch. (Foto: Johannes Simon)

Phil Höcketstaller begeistert im PUC mit Reggae, Rock und Geschichten

Von sonja pawlowa, Puchheim

Hundling, das ist der Hundling Phil Höcketstaller und seine Band. In dieser Reihenfolge betraten die Musiker am Samstagabend pünktlichst die Bühne im PUC in Puchheim. Ein Schritt ins Ungewisse, denn der in der Ankündigung versprochene "brodelnde Hexenkessel" war mehr als unwahrscheinlich. Das in der Generation 50 plus angesiedelte Publikum muss hart erarbeitet werden, das war sofort klar. Ausgestattet mit einem Getränk, das an einem mobilen Stand im Vorraum zu erwerben war, orientierten sich die Besucher an den Tischnummern, die ihnen durch die Eintrittskarten zugeteilt waren. Dadurch war die Mobilität ein wenig eingeschränkt, Bewegung und Tanz quasi von der Schwerkraft erdrückt.

Es waren Neugierige aus München angereist, andere vom Ammersee. Das Interesse an Hundling rührte von seinen Fernsehauftritten her. Hundling hat ja bereits allerlei Auszeichnungen wie den Walther-von-der-Vogelweide-Preis gewonnen und ist Sieger des BR-Heimatsound-Wettbewerbs 2015. Mit dem aktuellen Album "Ois Chicago" touren Hundling durch die Gegenden, in denen sie zumindest sprachlich verstanden werden. Die meisten der 17 Lieder des aktuellen Programms sind im bairischen Dialekt getextet. Phil Höcketstaller stammt ursprünglich aus Mitterskirchen in der Nähe von Wurmansquick in Niederbayern. Neben ihm erscheint so mancher Dialektsprecher wie ein Amateur, wenn Wörter wie "Millibitschn" in den Ansagen vorab erklärt werden müssen. Oft war das in Puchheim nicht nötig, denn die meisten Geschichten, die in den Hundling-Liedern erzählt werden, spielen in der aktuellen Heimat von Phil Höcketstaller - Untergiesing.

Dort fühlt er sich wohl. Dort lässt er sich vom Hansi, dem Wirt, erzählen, wie Klaus Kinski im Citta 2000 eine "Watschn gfangt" hat. Dort kauft er seiner Frau Liebes-Kuchen beim Bäcker und ärgert sich über die ach so friedliche Yoga-Nachbarin, die wegen musikalischer Lärmbelästigung die Polizei holt.

Es ist eine unprätentiöse Ehrlichkeit, die Phil Höcketstaller sehr sympathisch macht. Kein Vorwurf, kein beleidigtes Maulen - weder in den Liedtexten noch live auf der Bühne. Er trifft durchgehend einen guten Ton. Um anzuheizen bringt er Sprüche wie "I bin koa Reinhard Mey, den wo's okaast, wenn's laut seids oder zwischdrin klatscht werd."

Geschichten aus dem Leben will Phil Höcketstaller erzählen, Stadtteil-Lieder mit einer philosophischen und politischen Haltung. Keine Dogmen, keine Predigten, aber immer Respekt und Sympathie für die kleinen Leute. Das kommt nicht von ungefähr. Dem Publikum erzählt er von Jobs als Page in einem Promihotel, wo er einen Porsche an die Wand fuhr, oder als Bassist in einer Neun-Mann-Reggae-Band oder als Gitarrenlehrer. Das passende Lied zur passenden Frage "Wofür singst'n du eigentlich?" reißt Puchheim dann doch gehörig mit. "I sing wei i so gern sing", singt das Publikum, und die Band honoriert es mit einer virtuosen Session. Meisterhaft: Sebastian Osthold am Piano, Christian Klos am Bass und Steffi Sachsenmeier, Schlagzeug.

Bei der Zugabe animierte Höcketstaller den Saal noch zur "Hausmoasta-Challenge", bei der das Publikum den Zwiegesang mit der Band sogar im Stehen mitmachte. Zum Tanzen konnte man in Puchheim leider niemanden bewegen, aber ein stehender Chor ist auch nicht schlecht. Bleibt zu erwähnen, dass trotz der guten Stimmung sich das PUC zügig leerte, was mangels Bewirtung und Gemütlichkeit nicht weiter verwundert.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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