Puchheim:Seidl hofft auf kleinen Fortschritt für Behinderte

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Die Entscheidung der Staatsregierung für einen dreigleisigen Ausbau der S 4 soll den Umbau des Bahnhofs voranbringen

Von Peter Bierl, Puchheim

Der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs von Puchheim ist nach Meinung von Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) einen kleinen Schritt vorwärts gekommen. Nachdem sich die bayerische Staatsregierung auf einen dreigleisigen Ausbau der Linie S 4 zwischen Pasing und Eichenau festgelegt hat, können im Bereich Puchheim die Gleise dort bleiben, wo sie sind. Das wiederum bedeutet nach Ansicht Seidls, dass Regierung, Bahn AG und Stadtrat den Bau eines behindertengerechten Zugangs planen können und auch kein provisorischer Bahnsteig notwendig ist, der irgendwann wieder abgerissen werden muss.

Auf Grundlage der Machbarkeitsstudie werde der Stadtrat in der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses die möglichen Varianten diskutieren und eine Entscheidung treffen, kündigte Seidl am vergangenen Donnerstag an. "Dann sind Bahn und Freistaat in der Pflicht, nicht mehr einen provisorischen, sondern schon einen endgültigen behindertengerechten Ausbau zügig voranzubringen", erklärte der Bürgermeister.

Das bayerische Innenministerium sei nicht in der Lage, einen Zeitpunkt für den Ausbau der S 4-West zu nennen. Darum werde die Kommune alles daran setzen, dass dieser barrierefreie Umbau schon vorher erfolgt. Das Problem ist der Mittelbahnsteig, der nur über Treppe und Rampe zugänglich ist. Die Stadt und der Behindertenbeirat setzen sich seit Jahren für einen Umbau ein. Der Beirat hatte dafür mehr als 3000 Unterschriften gesammelt. Das Projekt scheitert daran, dass Bahn AG und Staatsregierung den Ausbau der Strecke nicht voranbringen. Das Wirtschaftsministerium und die Stadt hatten darum vor Jahren vereinbart, einen provisorischen Bahnsteig auf der Nordseite einzurichten und die Kosten zu teilen. Im Stadtrat war diese Entscheidung umstritten, weil die Finanzierung einer obendrein teueren Konstruktion gar nicht Aufgabe einer Kommune ist.

Nachdem die SPD ihren Widerstand aufgegeben hatte, hoffte Seidl, das Provisorium bis 2015 fertig zu bekommen. Bei einer Besprechung im Juli 2013 im Ministerium stellte sich heraus, dass die Bahn AG nicht mehr nur einen Bahnsteig im Norden, sondern alle Varianten für einen barrierefreien Zugang geprüft haben wollte. Im Juli 2014 präsentierte ein Ingenieurbüro dem Stadtrat neun verschiedene Varianten.

Seidl und die Mehrheit des Puchheimer Stadtrats haben sich damit abgefunden, dass es keinen viergleisigen Ausbau geben wird, wie ursprünglich vom Freistaat versprochen. "Wenn dreigleisig, dann aber schnell", sagte der Puchheimer Bürgermeister auf einer Veranstaltung der Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt". Dagegen wollen sich die Bürgerinitiative sowie der Puchheimer Fraktionssprecher der Grünen, Manfred Sengl, erst einmal mit der Argumentation der Regierung für den geschrumpften Ausbau auseinandersetzen. Sie verlangen darum eine Offenlegung einschlägiger Studien und Gutachten.

© SZ vom 29.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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