Puchheim:Schweigen für die Menschenrechte

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20 Minuten wird geschwiegen, danach trägt Ilse Blotz von Amnesty International das Gebet der Vereinten Nationen vor. (Foto: Günther Reger)

60 Besucher kommen zum Mahnmal von Campo Limpo in Puchheim, um an das Abkommen der UN zu erinnern, das vor 50 Jahren beschlossen wurde

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Viele kleine Lichter sind am Samstagabend rund um das Mahnmal "Nord-Süd-Durchblick" an der Puchheimer S-Bahnstation aufgestellt. Um die Lichter haben sich 60 Menschen versammelt, die in einem Schweigekreis des 50. Jahrestages des Menschenrechtsabkommens der Vereinten Nationen gedenken. Die UN hatte damals einen Zivilpakt über bürgerliche und politische Rechte beschlossen, aber auch einen Sozialpakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte verabschiedet. "Auf den ersten Pakt legten die westlichen Staaten ihren Schwerpunkt, auf den Sozialpakt die sozialistischen Länder", erinnert Walter Ulbrich, der Vorsitzende von Campo Limpo in seinen Eingangsworten.

Campo Limpo setzt sich für Solidarität mit brasilianischen Kleinbauern ein. Es ist der 25. Schweigekreis, den die Puchheimer um das Mahnmal bilden. Es geht den Beteiligten um Menschenrechte jeglicher Art. Ulbrich führt den Dalai Lama an, dem "Ethik wichtiger als Religion ist" und die "Vision von Claus Eurich", der den Aufstand für das Leben schlechthin propagiere, "also die Erweiterung der Menschenrechte auf ein Lebensrecht für alle Geschöpfe". Eurich ist Ethik-Professor in Dortmund. Ulbrich greift diesen umfassenden Menschenrechtsbegriff auf. "Die Lage hat sich zugespitzt", sagt er, "die Menschheit steht an einer Schwelle: Kann sie die Errungenschaften der Globalisierung, der weltweitern Kommunikation nutzen, um ein umfassendes Wir-Gefühl zu erlangen für unseren einzigartigen Lebensraum?"

Der Schweigekreis nimmt die Worte Ulbrichs ohne erkennbare Reaktion zur Kenntnis, aber es herrscht bei den Anwesenden sicherlich ein Konsens bei dieser globalen Betrachtung des Planeten. "Was kann ich dafür tun?", fragt Ulbrich im Sinne der anwesenden Menschen, wenn man den Gegensatz der Nationen betrachte, die in arm und reich gespalten seien. "Stärken wir uns gegenseitig den Rücken für einen friedvollen Umgang miteinander", schließt Ulbrich seine Rede, ehe die Menschen 20 Minuten schweigend um das Mahnmal stehen. Das Schlusswort hat dann Ilse Boltz von Amnesty International, dem Mitveranstalter des Schweigekreises. Boltz schließt die Veranstaltung nicht mit einer Rede, sondern mit einem Gedicht. Mit "Verantwortung für die Welt" sind die fünf Strophen überschrieben. Sie sind das Gebet der UN für die Welt, welches der US-amerikanische Dichter Stephen Vincent Benét im Jahre 1942 verfasste. Das Gebet endet so: "Gott - gib uns einen gemeinsamen Glauben, dass der Mensch Brot und Frieden kenne - dass er Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit, gleiche Möglichkeiten und gleiche Chancen erhalte sein Bestes zu tun, nicht nur in unseren Heimatländern, sondern in der ganzen Welt."

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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