Puchheim:Sanierung soll Konflikte verhindern

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Puchheim möchte die Wohnsituation in der Planie verbessern. Dazu benötigt die Stadt aber die Mitarbeit der Hauseigentümer

Das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" soll Konflikte in bestimmten Stadtvierteln verhindern. Erreichen will man dies durch das Renovieren von Häusern, das Verschönern von Außenanlagen und das Schaffen von Spiel- und Bolzplätze sowie von neuen Treffpunkten. Professionelle Sozialarbeiter bieten Hilfe für die Bewohner an und sollen ehrenamtliches Engagement fördern. Mit Steuergeldern sollen die Problemzonen einer Gesellschaft ruhig gestellt werden, die sich immer stärker in Arm und Reich polarisiert, mit einer Mittelschicht dazwischen, die teils absinkt oder jedenfalls davor Angst hat und den Nährboden für rassistische Bewegungen wie Pegida abgeben könnte.

Im Brucker Westen hat das Projekt einigermaßen funktioniert, auch weil die Kommune es nur mit einem Wohnungseigentümer zu tun hatte, der Oberbayerischen Heimstätte, einer gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft. Insgesamt wurden über 200 Wohnungen sowie Außenanlagen modernisiert.

In Puchheim ist die Lage komplizierter. In der Planie leben etwa 3000 Menschen auf engstem Raum in Wohnblöcken, die mehr als 30 Jahre alt sind, dazu gibt es ein paar Reihenhäuser. Die meisten Wohnungen gehören großen Immobiliengesellschaften, dazu gibt es einige Eigentümergemeinschaften. Diese Akteure alle unter einen Hut zu bringen, wird schwierig, auch wenn es Zuschüsse von Bund und Land gibt. In diesem und im vergangen Jahr hat die Stadt Puchheim insgesamt bereits über 1,1 Million Euro bekommen. Das Herzstück, die Sanierung von Wohnraum, kann nur gelingen, wenn die großen Immobiliengesellschaften mitmachen, die Kommune selbst hat keinerlei Handhabe, weil sie über keine eigenen Immobilien in dem Stadtteil verfügt.

"Einige Eigentümer sind bereit mit zumachen. Aber von den Großen gibt es keine Zusage, alles ist im Vagen", räumte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ein. Er will nun direkte Kontakte herstellen. Aber es sei ein "extrem schwieriges Feld", weil "jeder an einem anderen Strang zieht". Manche Unternehmen seien froh, wenn die Wohnungen belegt sind. Dagegen hätten die kleinen Eigentümergesellschaften viel getan. Ihre Wohnungen seien innen gut in Schuss, eine Außendämmung würde nicht viel bringen, schätzt Seidl.

Der Geschäftsführer der Pecunia aus Kiel, die 440 Wohnungen eines skandinavischen Fonds verwaltet, sagte der SZ, das Unternehmen sei bei einem Treffen der Stadt im Februar vertreten gewesen. "Wir begrüßen das, denn wir profitieren davon. Wenn die Mieter zufrieden sind, hat der Hausverwalter das schönste Leben", sagte Arne Mantey zum Projekt "Soziale Stadt". Auf die Frage, inwieweit der Fonds in Sanierungen investieren werde, meinte Mantey, dafür gebe es ein Budget, außerdem werde Pecunia weitere Investitionen vorschlagen. Der Pecunia-Geschäftsführer verwies darauf, dass bereits die Eingänge der Anlage in der Adenauerstraße 9 renoviert werden. Man habe neue Türen, Briefkästen und Klingelanlagen installiert und einen Aufzug erneuert. "Das machen wir weiter", versicherte Mantey.

Ein Erfolg ist bereits das Quartierbüro des Projekts "Soziale Stadt". Es bringt Leute zusammen und hat einige Initiativen gestartet, an denen sich Bürger ehrenamtlich beteiligen. Die drei Mitarbeiter beraten die Bewohner der Planie bei Sorgen und Nöten. Allein wegen Schwierigkeiten mit Wohnungen und Hausverwaltungen haben sich seit Januar fast 70 Bewohner an das Büro gewandt.

Das ist eine wichtige Arbeit, denn das Zusammenleben ist nicht immer harmonisch. Vor einigen Tagen gab es eine Messerstecherei auf der Kennedywiese. Der Bürgermeister wertet den Vorfall als Spitze des Eisberges. "Wir müssen sehr aufmerksam sein", mahnte Seidl. Insbesondere langjährige deutsche Bewohner stören sich an Migranten, deren Kinder ihnen zu laut sind, die draußen feiern oder den Müll nicht richtig trennen. Der Bürgermeister appelliert an die Bewohner zusammenzuarbeiten und wirbt um Verständnis. Er gibt zu bedenken, dass in der Planie Menschen leben, die nicht auf Rosen gebettet sind, die erwerbslos sind oder in Geldnöten stecken. "Da ist die Stimmung nicht immer super."

© SZ vom 04.07.2015 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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