Puchheim:Pfusch am Bau kostet Millionen

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Eine Überschwemmung im Keller der Mittelschule zieht eine teure Sanierung nach sich. Wer den Schaden bezahlen muss, werden möglicherweise Juristen entscheiden

Von Peter Bierl, Puchheim

Ein schlampig stillgelegtes Abwasserrohr im Keller der Mittelschule am Gerner Platz kostet die Stadt Puchheim einige hunderttausend Euro. Die Untersuchung des Schadens offenbarte weitere Mängel. Insgesamt wird der Pfusch am Bau etwa 1,5 Millionen Euro kosten. Wer den Schaden bezahlen muss, werden möglicherweise Juristen entscheiden. Bis Herbst muss der Werkunterricht woanders stattfinden.

Weil Puchheim-Bahnhof ins Moor gebaut wurde, ist der Grundwasserpegel hoch. Der Zeichen- und der Werksaal im Keller des Nebengebäudes der Mittelschule steht bis zu 1,75 Meter tief im Wasser. Dank einer sogenannten weißen Wanne sollte das kein Problem sein. Der Name ist irreführend, denn das Gebäude steht nicht in einer Wanne, sondern wurde mit einem speziell verdichteten und mit viel Stahl bewehrten Beton errichtet. Dann monierte der Abwasserverband, dass Grundwasser in den Schmutzwasserkanal des Hauses eindringe, was ein größeres Leck in der Abwasserleitung vermuten ließ. Im Sommer und Herbst 2017 wurde die alte Schmutzwasserhauptleitung stillgelegt und durch eine neue ersetzt, die durch das Kellergeschoss des Nebengebäudes führt.

Am 5. Januar 2018 um 8 Uhr morgens ruft ein Handwerker im Rathaus an und meldet, dass der Keller fünf Zentimeter unter Wasser steht. Die Arbeiter des Bauhofs und die Feuerwehr rücken an und pumpen das Wasser ab. Weil es Freitag ist, kann der Schaden aber nicht behoben werden. Zwei Pumpen bleiben übers Wochenende in Betrieb, denn es fließt weiter Wasser nach. Am Montagmorgen ist der Keller wieder geflutet, weil in der Nacht die Pumpen trotz regelmäßiger Kontrolle ausfielen.

Wasserschaden: Der Parkettfußboden der betroffenen Räume in der Mittelschule am Gerner Platz in Puchheim löst sich. (Foto: Stadt Puchheim)

In diesem Keller befinden sich Technik- und Lagerräume, Werkraum, Zeichensaal, zwei Treppenhäuser und der Flur. Das Stäbchenparkett im Werk- und Zeichensaal sowie der Filzboden im Flur und Treppenhaus lösen sich ab. Schränke und Regale werden beschädigt, an den Wänden tritt bald Schimmel auf. Unterricht kann in dem Werk- und Zeichensaal nicht mehr stattfinden.

Die Mitarbeiter des Bauamts wissen, dass so ein Desaster zu einem Rechtsstreit führen kann. Die Schäden werden deshalb genau dokumentiert und Gutachter für Baubiologie, Statik und Schadstoffe eingeschaltet. Aus deren Sicht steht die Ursache der Überflutung fest. Die stillgelegte Abwasserleitung, die im Technikraum mündet, sei auf Fußbodenniveau gekappt und mit Betonpfropfen "unsachgemäß" verschlossen worden. In dem Teilstück außen drang Grundwasser ein und floß durch die Leitung ins Gebäude. Demnach wären Planungsbüro und Baufirma schuld.

Als erstes wurden das Leck provisorisch abgedichtet und die Räume mit einer Gesamtfläche von etwa 425 Quadratmeter getrocknet. Weil das Grundwasser die alte Leitung ausgeschwemmt hat, fanden sich Fäkalienkeime unter dem Estrich. Der musste samt Trittschalldämmung ausgebaut und entsorgt werden. Der Putz an den Wänden wurde bis zu einem Meter hoch abgeschlagen, die Trockenbauwände wurden zurückgebaut.

Im Zuge der Beweissicherung stellten die Experten weitere Mängel fest, die teilweise auf die Bauzeit 1985 zurückgehen. Auf den Kosten für diese Schäden wird die Kommune sitzen bleiben. So waren die abgehängten Decken im Keller nicht richtig befestigt. Bei Ermüdung des Materials hätte die Gefahr bestanden, dass sie runterfallen. Obendrein konnten Mineralfasern in die Räume gelangen. Also müssen die Decken erneuert werden. Bei der Prüfung von Boden und Außenwänden entdeckten die Fachleute feine Haarrisse, die den Wasserschaden zwar nicht verursachten, aber dennoch verpresst wurden. Im etwas höher gelegenen Keller auf der Westenseite fand man einen doppelten Boden. Der Hohlraum von 75 Zentimeter Höhe war mit Beton und Kies verfüllt und nicht in den Bestandsplänen vermerkt. Das sei eine "ungewöhnliche Konstruktion", sagt Roland Schützeneder, der Sachgebietsleiter Hochbau im Rathaus, der die Sanierung koordiniert. Solche unzugänglichen Hohlräume würde man üblicherweise nicht anlegen. Die Konstruktion musste mit Boschhammer und Kompressor entfernt werden.

Eine teure Sanierung ist an der Puchheimer Mittelschule nötig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

An den Heizkörpern wurden Asbestdichtungen gefunden, abgebaut und entsorgt. Außerdem ließ die Stadt gleich noch die Heizung verbessern sowie die Steuerungstechnik des Aufzugs und den Brandschutz. Die neue Technik wird derzeit installiert. Im März sollen die Handwerker mit dem Innenausbau beginnen, neue Estriche und Böden verlegen und neue Decken anbringen. Bis zum Herbst soll die Sanierung fertig sein, erklärte Schützeneder. Die Schüler müssen solange zum Werkunterricht in Räume der Grundschule nebenan gehen.

Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich derzeit auf knapp 1,5 Millionen Euro, die der Stadtrat bereits genehmigt hat. Etwa 40 Prozent der Kosten führt Schützeneder auf den Wassereinbruch durch das nicht richtig verschlossene alte Rohr zurück. Ob die Kommune diesen Anteil von etwa 600 000 Euro von den Versicherungen der Unternehmen erstattet bekommt oder einen Rechtsstreit führen muss, steht derzeit in den Sternen.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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