Puchheim:Personalnot in Kitas

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Die Städte und Gemeinden im Landkreis finden kaum noch Erzieherinnen. An vielen Orten können deswegen nicht mehr alle Betreuungsplätze angeboten werden

Von Julia Bergmann und Peter Bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim baut fleißig Kindergärten und Krippen, findet aber nicht mehr genügend Personal. Die Folge: Es können nicht alle Betreuungsplätze angeboten werden. In Germering, Eichenau, Olching und Fürstenfeldbruck zeigt sich das gleiche Bild. Deshalb sind die Kommunen gezwungen, zu überlegen, wie sie die Arbeitsplätze attraktiver machen können. Die Städte Fürstenfeldbruck und Olching versuchen es mit mehr Geld. Sie bieten eine Ballungsraumzulage zum Gehalt. Gröbenzell unterstützt bei der Wohnungssuche und stellt WG-Zimmer für die erste Zeit. In Puchheim werden zu einem neuen Kinderhaus neun Dienstwohnungen gebaut.

Im Januar fehlte in Puchheim so viel Personal, dass 150 Plätze in den Kindergärten und Krippen nicht belegt werden konnten. Inzwischen habe sich die Lage etwas entspannt, sagt Klaus Winter, der Leiter des Sozialamtes. Derzeit könnten etwa 30 bis 40 Plätze nicht belegt werden. Der neue provisorische Kindergarten "Zickzack" in der alten Schule in Puchheim habe inzwischen Personal gefunden. Die Einrichtung begann im Januar mit einer Gruppe, bis zum Herbst sollen in dem Haus 65 Kinder in drei Gruppen betreut werden. Träger ist der Verein Puchheimer Kinderreich, der zwei weitere Krippen sowie Eltern-Kinder-Spielgruppen in der Stadt anbietet. Der Verein hat zunehmend Probleme Erzieherinnen zu finden.

Dafür gibt es zwei Gründe: Die reguläre Bezahlung ist angesichts der hohen Lebenshaltungskosten im Raum München zu gering, sagt Geschäftsführerin Alexandra Obertreis. Männer wählen den Beruf praktisch gar nicht und Frauen wollen nur in Teilzeit arbeiten, was wiederum die Kosten für die Einrichtungen erhöhe. Außerdem fehle es an Schulen, die das Fachpersonal ausbilden. Es gebe nur fünf im Raum München, zu wenig angesichts der unzähligen Krippen und Kindergärten, die die Landkreis-Kommunen in jüngster Zeit gebaut haben.

In anderen Orten sieht es ähnlich aus. "Wir gehen davon aus, dass etwa 25 Plätze in Kindertagesstätten auf Grund von Personalmangel nicht belegt werden können", sagt Martin Rattenberger, Leiter des Sozialamtes der Stadt Germering. In Eichenau können derzeit zehn Plätze in den beiden kommunalen Kinderhäusern nicht besetzt werden. Im September könnte es noch schlimmer werden, weil vielleicht noch zwei Erzieherinnen aufhören, fürchtet Bianca Dittrich, die im Rathaus für die Kindertagesstätten zuständig ist.

Alle berichten, dass vor allem keine Erzieher mehr zu finden sind. In Fürstenfeldbruck habe man in den Horten bereits mit Zeitarbeitsfirmen zusammen gearbeitet, berichtet Sachgebietsleiter Michael Maurer. Die kommunalen Einrichtungen sind derzeit zwar ausreichend besetzt, bei einem freien Träger fehle jedoch Personal, führt er aus. Die Stadt Fürstenfeldbruck zahle bereits eine Ballungsraumzulage, das sind 78 Euro, müsse aber wohl auch bezahlbaren Wohnraum anbieten, um Personal anzulocken, schätzt er. Die Stadt Puchheim geht diesen Weg bereits.

Im Neubaugebiet Wohnpark Roggenstein gibt es bereits das Kinderhaus "Farbenspiel", das die Caritas betreibt. Daneben soll ein Neubau entstehen, einschließlich neun Wohnungen, erzählt Amtsleiter Winter. Geplant sind fünf Ein- und je zwei Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, die der Träger des Kinderhauses an das Personal vergeben kann.

In Olching wurde die Ballungsraumzulage bereits beschlossen und soll bald bezahlt werden. Ursprünglich plante die Stadt, Personal statt mit Geld mit Zusatzleistungen wie einer privaten Zusatzversicherung oder Tank- und anderen Gutscheinen zu gewinnen. Aber derlei Anreize seien rechtlich nicht umsetzbar gewesen, erklärt Sozialamtsleiter Peter Söllinger. Im Moment fehlen in Olching acht Erzieherinnen, etwa 30 von 650 Plätzen in den acht kommunalen Kinderbetreuungseinrichtungen können nicht besetzt werden. Die Ballungsraumzulage soll Abhilfe schaffen. Nur in Gröbenzell zeigt sich ein anderes Bild. Zwar räumt Bürgermeister Martin Schäfer ein, der Arbeitsmarkt sei angespannt, man habe bisher aber immer ausreichend Personal finden können. Nur eine Stelle sei im Moment nicht besetzt. In den kommunalen Einrichtungen konnten alle Plätze angeboten werden, bei den freien Trägern mussten fünf Kindergarten- und 18 Krippenplätze unbesetzt bleiben.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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