Puchheim:Nur verträgliches Wachstum

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Grünen-Bürgermeisterkandidat möchte Neubauten im Puchheimer Zentrum aus finanziellen Gründen schieben

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Puchheimer Grünen wollen die Neubauten für Bibliothek, Musikschule und Volkshochschule im Ortszentrum aus finanziellen Gründen zeitlich "strecken". Das erklärte Bürgermeisterkandidat Manfred Sengl am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung. Die Grünen hätten zwar nichts dagegen, Kredite aufzunehmen, würden sich aber "gegen eine große, schlagartige Neuverschuldung" aussprechen", betonte Sengl.

Bei der Veranstaltung im Unterwirt in Puchheim-Ort ging es um die Stadtentwicklung. Die Grünen plädieren für ein maßvolles Wachstum, die Bevölkerungszunahme solle etwa 0,6 Prozent im Jahr nicht überschreiten, weil die Infrastruktur sonst überlastet werde. "Es wäre ein Drama, wenn wir eine neue Grundschule bauen müssten", warnte Sengl. Im Ballungsraum München fände eine permanente Verdichtung statt, es gebe mehr Arbeitsplätze und mehr Verkehr, das Gewerbe floriere. "Aber wir werden das nicht kritiklos befördern und alles erweitern, es geht um die Verträglichkeit", erklärte Sengl. Denn die Stadt Puchheim habe trotz hoher Steuereinnahmen nur etwa zehn Millionen Euro im Jahr für Investitionen übrig.

Sanierung und Ausbau des Schwimmbades werden etwa 16 Millionen Euro kosten und für die Laurenzer Schule im Altdorf sei mit Kosten in Höhe von 19 Millionen zu rechnen. Für den Brandschutz der Mittelschule am Gerner Platz könnten weitere bis zu 22 Millionen fällig werden. Das bedeute, dass die Stadt etwa zwei Jahre brauche, um eines dieser Projekte aus eigenen Mitteln zu bezahlen, rechnete Sengl seinen Zuhörern vor. Für die Neubauten in der Ortsmitte müsse man etwa 50 bis 100 Millionen veranschlagen.

Nicht ganz billig dürften auch weitere Vorhaben werden. So müssten allein in Puchheim-Ort zwei neue Krippengruppen eingerichtet werden, entweder durch einen Anbau an der Laurenzer Schule oder am Kindergarten Maria Himmelfahrt, der saniert werden muss. Allerdings verhalte sich die Kirche als Träger "bisher sehr zögerlich", monierte Sengl.

Was die Wohnungsnot betrifft, sind die Grünen eher pessimistisch. Sie unterstützen zwar den kommunalen Wohnungsbau, schätzen allerdings dessen Effekt gering ein. Wenn die Kommune zusammen mit einer neuen Kindertagesstätte im Wohnpark Roggenstein acht Wohnungen für ihre Beschäftigten baue, sei das im Verhältnis zu etwa 8400 Haushalten in der Stadt "nicht wirklich ein großer Fortschritt", erklärte Sengl. Um weiter zu bauen, brauche die städtische Wohnungsbaugesellschaft erst einmal Flächen. Sengl plädierte dafür, die vorhandenen städtischen Grundstücke, etwa in der Alpenstraße im Altdorf, langsam zu entwickeln.

Mietpreisbremse und Mietspiegel seien als Instrumente "viel zu schwach", um den Anstieg zu bremsen, der im Raum München bei sechs Prozent im Jahr liege, wie Sengl vorrechnete. "Keine Lohn- oder Rentenerhöhung kann da mithalten, es führt dazu, dass ein großer Teil der Bevölkerung verarmt", warnte er. Der Bürgermeisterkandidat unterstützt deshalb das Volksbegehren, das einen Mietenstopp für sechs Jahre vorsieht. Was den Umweltschutz betrifft, würde ein grüner Bürgermeister die öffentliche Beschaffung stärker auf ökologische Produkte ausrichten. So habe die Stadt bei der Umstellung auf ein neues Logo nicht zu 100 Prozent Recyclingpapier eingekauft, kritisierte Sengl.

Als Vorzeigeprojekt lobte er, dass der Wasserzweckverband heuer im Schutzgebiet auf 5000 Quadratmeter ein Photovoltaikanlage aufstellen werde, um seine Pumpen mit Solarstrom zu betreiben. Sengl erinnerte daran, dass schon vor Jahren auf dem Areal eine wesentlich größere Anlage von Puchheimer Landwirten geplant war, was aber aufgegeben wurde, weil die Koalition aus Union und FDP das Erneuerbare-Energien-Gesetz änderte, so dass das Projekt unrentabel wurde. Innerhalb von drei Jahren werde er die Straßenbeleuchtung komplett auf LEG umstellen, weil es sich um eine ausgereifte Technik handelt, mit der sich bis zu 90 Prozent des Stromes einsparen lasse, versprach der Bürgermeisterkandidat.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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