Puchheim:Notmaßnahme

Lesezeit: 2 min

Weil viele junge Familien zuziehen, muss die Stadt im Herbst zusätzliche Kindergartenplätze anbieten

Von Peter Bierl, Puchheim

In der Stadt Puchheim fehlen etwa 75 Kindergartenplätze. Dafür gibt es zwei Gründe: Den starken Zuzug junger Familien sowie Kinder, die noch nicht in die Schule wechseln sollen. Das sind sogenannte Schulrücksteller. Der Sozialausschuss hat kürzlich als Notmaßnahme beschlossen, zusätzliche Plätze in den Kindergärten "Regenbogen" und "Farbenspiel" einzurichten. Langfristig soll ein neues Haus mit fünf Gruppen im Wohnpark Roggenstein gebaut werden, mittelfristig sollen drei Gruppen in der alten Schule untergebracht werden, wogegen sich Grüne und UBP wandten.

Akut fehlen im nächsten Kindergartenjahr mindestens 33 Plätze, berichtete Sozialamtsleiter Klaus Winter. Er rechnet außerdem damit, dass sich unter den bis zu 160 Asylbewerbern, die im Herbst kommen, etwa 25 Kinder sind. Die Leiterin eines Kindergarten berichtete von bis zu 15 Familien, die demnächst zuziehen werden. Die Gründe für den Fehlbedarf sind eine hohe Geburtenrate in Puchheim, eine große Anzahl von Schulrückstellern - alleine in diesem Jahr sind es 38 Kinder - sowie der weitere Zuzug. Winter berichtete, dass allein aufgrund der Verdichtung im bebauten Bereich im Süden der Stadt Familien mit 60 Kindern zugezogen seien. Ein weiterer Aspekt ist, dass Integrationsplätze geschaffen und Regelplätze dafür abgebaut wurden. Die Stadt verfügt derzeit über mehr als 800 Kindergartenplätze, einschließlich 20 Plätzen für Behinderte. Die Zahl der Integrationsplätze steigt im Herbst auf 25, im kommenden Jahr auf 30 Plätze.

Um die Nachfrage abzudecken, wird je eine zusätzliche Gruppe in den beiden bestehenden Kindergärten eingerichtet. Umstritten war im Ausschuss der Vorschlag, die alte Schule provisorisch zu einem Kindergarten mit drei Gruppen und 75 Plätzen umzubauen. Als Alternative kämen Container auf dem Verkehrsschulgarten der Grundschule am Gerner Platz oder in Puchheim-Ort in Frage. Die Kosten für Außenanlagen und Möblierung schätzt die Verwaltung bei beiden Varianten auf etwa 115 000 Euro. Allerdings müsste die Stadt für die Container Miete bezahlen, während die alte Schule eine städtische Immobilie und zentral gelegen ist. Insgesamt würden Container für drei Jahre bis zu 800 000 Euro kosten, Sanierung und Umbau der alten Schule nur 620 000 Euro, erklärte Winter.

Vertreter der UBP und der Grünen argumentierten gegen diese Lösung, weil die alte Schule im Zuge der Umgestaltung der Stadtmitte anderweitig genutzt werden soll. Im Gespräch sind ein Multifunktionssaal oder Räume für Trauungen. "Ist es wirklich notwendig, die alte Schule für viel Geld zum Kindergarten umzubauen und dann wieder rückzubauen", fragte Gisela Gigliotti (Grüne). Sie favorisierte einen Neubau im Wohnpark Roggenstein, stimmte aber "mit Murren" der alten Schule zu, nachdem Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) erklärt hatte, er brauche bis 1. Januar Platz für drei Kindergartengruppen. Dagegen wandte Max Keil (UBP) ein, dass die alte Schule immer noch vom Jugendzentrum belegt ist und dessen Umzug in die alte Post sich verzögert. "Keiner weiß, ob es vor oder nach dem Berliner Flughafen fertig wird, außerdem ist die Bauverwaltung mit den vielen Projekten überlastet", meinte Keil. Er schlug vor, auf der Kennedy-Wiese ein Provisorium einzurichten. Keil und Maria Ostermeier (UBP) bezweifelten ebenso wie Günther Hoiss (CSU), dass die Sanierung der alten Schule für rund 600 000 Euro zu haben sein wird und bis Anfang 2016 vollendet ist.

Sonja Strobl-Viehhauser (CSU) wandte sich gegen weitere Container. "Das haben wir schon exzessiv betrieben", rügte sie. Marga Wiesner (SPD) und der Bürgermeister lehnten den Standort Kennedy-Wiese ab. Rosemarie Ehm (SPD) warb für die alte Schule als "sinnvollster Lösung". Gegen die UBP votierte der Ausschuss schließlich für diese Lösung. Danach votierte das Gremium einstimmig für einen Neubau mit fünf Gruppen.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: