Die Grünen in Puchheim streichen in Sachen barrierefreier Umbau des Bahnhofs die Segel und kritisieren Thomas Brückner vom Brucker Verkehrsforum, der nicht klein beigeben will. Sie werfen ihm und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi vor, den Kampf für eine bessere Lösung in den vergangenen Monaten nicht ausreichend unterstützt zu haben.
Hintergrund ist der Streit um die Form der Barrierefreiheit. Behinderten- und Seniorenbeirat favorisieren Außenbahnsteige, die ohne Aufzüge über Rampen zugänglich sind, die Staatsregierung will eine neue Unterführung mit Lift zum Mittelbahnsteig. "Schweren Herzens" akzeptiere man den Mittelbahnsteig, sagt Gisella Gigliotti, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Zwar halte die Partei die Außenbahnsteige für die einfachste und beste Möglichkeit. Dafür hätten die Grünen gemeinsam mit allen Parteien und Beiräten "in den letzten neun Monaten mit maximaler Intensität gekämpft", so Gigliotti. Aber leider seien die Entscheidung und der Planungsauftrag zugunsten von Mittelbahnsteigen an allen Stationen von Leienfelsstraße bis Eichenau gefallen. Schuld sei die Koalition aus CSU und Freien Wählern in Bayern. "Mit dieser bayerischen Staatsregierung ist ganz klar keine andere Lösung zu bekommen", rügt Gigliotti. Was dafür erreicht wurde, sei "die umfassende Berücksichtigung eines vierten Gleises bei der weiterhin dreigleisigen Ausbauplanung", erklärt Zweiter Bürgermeister Manfred Sengl (Grüne). Deshalb würden jetzt alle Brücken bereits für vier Gleise ausgelegt und die Lärmschutzwände bereits so gesetzt. "Dies ist grundsätzlich ein Erfolg in Richtung viergleisiger Ausbau, aber ein kompletter Misserfolg für die Außenbahnsteiglösung, hier wurden wir überhaupt nicht gehört", so Sengl.
Die Grünen im Stadtrat werden deshalb dem Mittelbahnsteig im September zustimmen. Wenn Puchheim den vorgezogenen barrierefreien Ausbau, der auch finanziell abgesichert sei, haben wolle, müsse man sich jetzt auf eine Optimierung der Mittelbahnsteiglösung konzentrieren und das Gesprächsangebot der Planer der Deutschen Bahn annehmen. So wollen die Grünen "mindestens einen weiteren Aufzug" in die bestehende Unterführung erreichen.
Von einer weiteren Petition an den Landtag, die Brückner gerade vorbereitet, halten sie nichts. "Wer nach neun Monaten intensiven Kampfes glaubt, dass er mehr erreicht, wenn man sofort wieder eine neue Petition mit gleichem Inhalt startet, verkennt die Realitäten", erklärte Gigliotti. Aus Sicht Brückners, "der in den letzten Monaten nicht an den vielen Puchheimer Aktivitäten beteiligt war", möge es anders aussehen, aber für Puchheim mache ein erneuter Anlauf "keinen Sinn". Brückner ist Mitglied des Bundes Naturschutz und des ADFC und sitzt in Bruck für die Grünen im Stadtrat. Da helfe auch die Unterstützung von Schrodi jetzt nichts, moniert Gigliotti. "Die wäre in den letzten Monaten wichtig gewesen."