Manipulation?:Noch mehr Dreck

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Auf den Puchheimer Golfplatz sollen weitere 100 000 Kubikmeter Aushubmaterial per Lastwagen geliefert werden, um das Gelände der früheren Mülldeponie aufzuschütten. Die Grünen protestieren und argwöhnen Manipulation

Von Peter Bierl, Puchheim

Der neue Golfplatz in Puchheim sorgt wieder für Ärger. Im Frühjahr werden bis zu 7000 Lastwagen noch einmal mehr als 100 000 Kubikmeter Aushub bringen. Das Material kommt von Baustellen aus dem ganzen Großraum München. Der Bauausschuss des Stadtrates hat das Vorhaben genehmigt, lediglich die Grünen protestierten. "Einer kleineren Menge hätten wir zugestimmt, aber diese Größenordnung ist nicht akzeptabel", erklärte Fraktionssprecher Manfred Sengl.

Die Grünen argwöhnen, dass die Menge im Vorfeld des Bürgerentscheids im Sommer 2009 "heruntergerechnet" wurde, schließlich war die Verkehrsbelastung durch Tausende Lkw-Fahrten damals eine der Hauptstreitpunkte, erinnerte Lydia Winberger, die grüne Vertreterin im Bauausschuss. Ursprünglich wollte die Clubhaus AG aus Schloss Lüdersburg bei Hamburg, die die Anlage betreibt, rund 300 000 Kubikmeter anliefern lassen, nun werden es 400 000 Kubikmeter sein.

Eigentlich sollten sich die Golfer seit vier Jahren in Puchheim tummeln, nun benötigt die neue Anlage aber noch mehr Füllmaterial als veranschlagt. (Foto: Günther Reger)

Betriebsleiter Hermann Bögle erklärte der SZ, der Planer habe sich seinerzeit wohl verschätzt. Bei so einer großen Fläche von insgesamt 54 Hektar könne das vorkommen, schließlich muss das gesamte Gelände, die frühere Hausmüllkippe von München, um einen halben Meter aufgeschüttet werden, bevor der Golfplatz mit Humus modelliert wird. Als weiteren Grund nannte Bögle zwei Absenkungen: "Das sind riesige Mulden."

Die Grünen glauben nicht, dass sich die Planer damals so stark verrechnet haben, wie jetzt behauptet wird. Das Vertrauen in die Verantwortlichen sei "schon getrübt" wegen früherer Vorfälle. "Es drängt sich die Vermutung auf, dass der weitere Ausbau des Golfplatzes durch diese massive Anlieferung mitfinanziert werden soll, denn jeder Kubikmeter angeliefertes Material bringt bares Geld, bei Deponierung des Materials müsste auch gezahlt werden", erklärte Sengl.

Bögle wies die Vermutung, die Golffirma wolle mit dem Aushub extra Geld verdienen, zurück. Aufwand und Ertrag würden sich ausgleichen. Man habe einen weiteren Gutachter beauftragen müssen, um die Materialmenge zu ermitteln, jeder Transport würde gewogen und kontrolliert. Die Arbeitskosten würden die Einnahmen für die Lagerung des Bauaushubs aufwiegen, versicherte Bögle.

Er geht davon aus, dass zwischen 6500 und 7000 Lkw-Fahrten notwendig sein werden, um das Material nach Puchheim zu transportieren. Sobald die Genehmigung der Stadt schriftlich vorliege und die Baustellen im Raum München wieder frostfrei sind, könnten die Fahrten beginnen. Der Projektleiter des Golfplatzes vermutet, dass es Anfang März losgeht und die Operation 90 bis 100 Tage dauert.

Insgesamt würden auf dem Areal mehr als 400 000 Kubikmeter Aushubmaterial verteilt. Nach Angaben Bögles musste wegen des fehlenden Materials der Ausbauplan geändert werden. Statt südlich der Pappelallee zwei Bahnen anzulegen, werde man heuer das Gelände auf der Nordseite fertigstellen.

"Keiner ist besonders glücklich, aber es bleibt uns nichts anderes übrig", erklärte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) zu den neuerlichen Lieferungen. Ob man sich so verschätzen könne bei der Berechnung, wage er nicht zu beurteilen. "Aber ich schlage drei Kreuze, wenn es vorbei ist." Der Bürgermeister betonte, dass er die "Salamitaktik" der Golffirma nicht gutheiße, womit er darauf anspielt, dass der Bau immer wieder durch längere Pausen unterbrochen war. Eigentlich sollte auf dem Gelände seit Frühsommer 2011 Golf gespielt werden.

Ähnlich argumentierte Wolfgang Wuschig, einer von zwei Vertretern der UBP im Bauausschuss, die von den Grünen wegen ihrer Zustimmung gerügt worden waren. "Wir finden das nicht toll, aber wir hatten einen Bürgerentscheid. Die Mehrheit wollte den Golfplatz und jetzt ist es angebracht und sinnvoll, das zum Abschluss zu bringen", sagte Wuschig der SZ. Schließlich könne man keinen Torso hinterlassen.

Dass es zu Absenkungen gekommen ist, hält Wuschig für nachvollziehbar. Er erinnerte daran, dass in der Planie-Siedlung der Boden seinerzeit bis zu neun Meter tief aufgegraben wurde, um sichere Fundamente legen zu können.

© SZ vom 04.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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