Puchheim:Mahner der Menschenrechte

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Die Einhaltung der Menschenrechte fordern die Demonstranten am Nord-Süd-Tor in Puchheim. (Foto: Günther Reger)

Zum 30. Mal treffen sich engagierte Bürger am hölzernen Tor des Nord-Süd-Durchblicks in Puchheim und erinnern an die UN-Charta

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Werner Boltz von der Puchheimer Ortsgruppe von Amnesty International nennt am Jahrestag der Menschenrechte am großen hölzernen Tor mit "Nord-Süd-Durchblick" am Puchheimer Bahnhof drei Namen ganz junger Menschen, denen es zu helfen gilt. Ciham in Eritrea und Mikita in Belarus sind aus politischen Gründen inhaftiert und die 15-jährige Fotografin Janna, die im Westjordanland ständig mit dem Tode bedroht wird, weil sie Gewalt dokumentiert. "Sie können hier Briefe unterschreiben und ihre Freilassung fordern", sagt Bolz "oder auch im Internet unter Briefmarathon 2021." Am Boden leuchten Teelichter.

30 Menschen haben sich am Freitagabend um das Mahnmal von Campo Limpo und Amnesty International an der Nordseite des Bahnhofs versammelt - diesmal zum 30. Mal in Folge. Auch Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ist gekommen. Am 10. Dezember 1948 wurde die allgemeine Menschenrechtserklärung von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Wie es um Menschenrechte weltweit steht, kann man jeden Tag in den Nachrichten verfolgen. Gerade ist bekannt geworden, dass Julian Assange von Großbritannien an die USA ausgeliefert werden soll. Dort drohen dem Journalisten, der US-amerikanische Kriegsverbrechen öffentlich gemacht hat, 170 Jahre Haft wegen angeblicher Spionage. Die Meinungs- und Informationsfreiheit ist in Artikel 19 der Menschenrechtserklärung festgelegt worden.

Zuvor hatte Walter Ulbrich, 78, der bereits 1976 den Puchheimer Verein von Campo Limpo gründete, der in den ärmeren Regionen Brasiliens gezielte Solidarität betreibt, auf die verletzten Menschenrechte in Afghanistan, Belarus und auf das Sterben der Flüchtlinge im Mittelmeer hingewiesen. Ulbrich kritisierte, dass sich eine deutsche Pensionskasse über einen Fond der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe in Münster am "nachgewiesenen illegalen Landerwerb in Nordost-Brasilien beteiligt". Für ihn steht fest: "Wir wollen keine Sojawüste mit deutschen Pensionsgeldern."

Ulrich teilte der Versammlung zudem mit, dass die DEG, eine Tochter der Staatsbank KfW, an einem Luxemburger Fond beteiligt ist, der zu den zweitgrößten Landbesitzern in Paraguay gehört. Die Entwaldung nehme auch dort bedrohlich zu, inklusive Landkonflikten mit der indigenen Bevölkerung. Ulbrich forderte dazu auf, gezielt zu protestieren. Zumeist hätten diese Bauern kein verbrieftes Recht auf ihr bewirtschaftetes Land und würden vertrieben. Korruption und Zwangsumsiedlungen wären an der Tagesordnung. Ulbrich ist überzeugt: "Die Landfrage nimmt in Zukunft bei der Verwirklichung der Menschenrechte eine zentrale Rolle ein."

© SZ vom 13.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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