Den Anfang hat das Brucker-Land-Brot gemacht - so oder so ähnlich ist die Gründungsphase der Solidargemeinschaft Brucker Land im Jahr 1994 zu verstehen, welche in dem Getreideprodukt einen Pionier der einstigen Kernidee sah. Diese entsprang damals einer Vortragsreihe der katholischen Bildungsarbeit, die sich mit der Frage beschäftigte, wie man die eigene Heimat lebenswert gestalten könne. "Die Mitgründer stellten damals besorgt fest, dass Erzeuger und Konsumenten regionaler Produkte zum Teil benachbart waren, aber sich gänzlich aus den Augen verloren", erklärt Julia Seiltz. Sie ist die Geschäftsführerin des überregionalen Netzwerks Unser Land, welches als Dachverband von mittlerweile zehn Solidargemeinschaften, der Unser-Land-GmbH, und über 300 regionale Erzeugerbetriebe fungiert. "Wir leisten insbesondere bewusstseinsbildende Arbeit, die zum Erhalt der Lebensgrundlagen vom Menschen, Tieren und Pflanzen in der Region begeistern soll", so Seiltz. Es gehe ihr keineswegs um Verbote des jeweiligen Konsumverhaltens, sondern viel eher darum, eine Einladung zum Ändern des eigenen Blickwinkels zu ermöglichen.
Dass die Entscheidungen der Konsumenten in der Tat Großes bewirken können, ist der Leitgedanke der "Fairbraucher-Aktionswochen", die neben vielen weiteren landesweit teilnehmenden Märkten auch im Amper-Einkauf-Zentrum (AEZ) Puchheim eröffnet wurden. Bis zum Sonntag, 31. Oktober, wird hier eine Auswahl an saisonalen Brucker-Land-Produkten ausgestellt sein. Besonders deutlich war beim Auftakt die Relevanz zwischen Vermarktung, Erzeugern und Verbrauchern zu erkennen - neben Geschäftsführerin Seiltz waren auch Karina Riedl, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Unser-Land-GmbH, und Rita Multerer, Vorsitzende der Brucker-Land-Solidargemeinschaft, anwesend. Aber auch die lokalen Brucker-Land-Getreide- und Kartoffelbauern aus Gernlinden und Emmering, Alfred Wagner und Hans Kraut, sowie die Geschäftsführer des AEZ Puchheim, Udo und Moritz Klotz, waren bei der Eröffnung am Mittwoch dabei.
Udo Klotz blickt auf das veränderte Konsumverhalten der Bürger und stellt fest: "Die Verbraucher legen immer mehr Wert darauf, die Produktionsketten nachvollziehen zu können." Genau hier knüpfen die beiden AEZ-Inhaber an, indem sie sich beispielsweise bewusst für lokale Bäckereibetriebe im eigenen Markt entscheiden. Gemeinsame Interessen von AEZ Puchheim und dem Dachverband Unser Land verortet Moritz Klotz vor allem beim "intensiven Bezug zur heimatlichen Region".
Die Aktion in den Märkten ist seit langem wieder eine Annäherung an die Verbraucher, ohne eine physische Distanz wahren zu müssen. Die Herausforderungen des Corona-Lockdowns hatten laut Multerer dennoch einen bewusstseinsstärkenden Effekt: Er habe die Relevanz lokaler Landwirtschaft und Natur wieder ins Gedächtnis der Bevölkerung gerückt. "Wider Erwarten hat Corona das übergeordnete Leitthema der Fairbraucher-Aktionswochen beflügelt", bestätigt Seiltz mit Verweis auf das diesjährige Motto "Weltweiter Klimaschutz beginnt in der Region".