Puchheim:Landwirte kooperieren mit Versorger

Lesezeit: 2 min

Mit Vereinbarungen zur extensiven Bewirtschaftung gelingt es dem WVA, den Nitratgehalt im Trinkwasser zu senken

Von Manfred Amann, Puchheim

Der Zweckverband zur Wasserversorgung Ampergruppe (WVA) versorgt aktuell etwa 76 000 Menschen, die in Eichenau, Gröbenzell, Olching und Puchheim-Bahnhof leben. Das Trinkwasser hat laut dem neuen Vorsitzenden des WVA, dem Olchinger Bürgermeister Andreas Magg, eine Qualität, die dem Vergleich mit vielen in Supermärkten angebotenen Mineralwässern durchaus standhält. Dass diese Wassergüte erreicht worden sei und weiterhin gehalten werden könne, daran hätten die Landwirte einen großen Anteil, ist Magg überzeugt. Sie bewirtschaften ihre in Wasserschutzgebieten liegende Flächen gemäß ihren Vereinbarungen mit dem WVA nämlich grundwasserschonend.

Bei einem Gespräch mit Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in der WVA-Zentrale lobte Magg das gute Einvernehmen zwischen dem Versorger und den Landwirten, "was durchaus nicht überall so ist". Die Kreisobmänner aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Georg Huber, und Georg Zankl, Starnberg, lobten ihrerseits die gute Zusammenarbeit. "Es geht um unser wichtigstes Nahrungsmittel. Dieses zu schützen und auch für die Zukunft nutzbar zu halten, ist für die Landwirte eine Selbstverständlichkeit", sagte Huber. Auch wenn Einschränkungen bei der Bodennutzung hinzunehmen seien.

Zur Qualität des Trinkwassers sollen Wasserschutzgebiete beitragen. (Foto: Johannes Simon)

Wie WVA-Betriebsleiter Friedrich Popp erläuterte, bezieht der WVA das Wasser im Bereich des Versorgungszentrums zwischen Eichenau und Puchheim Ort aus drei Flach- und zwei Tiefbrunnen und aus weiteren zwei Flachbrunnen auf Allinger Flur jenseits der Bundesstraße 2. 45 Prozent kommen aus der Tiefe (40 Meter und mehr), der Rest aus Flachbrunnen. Biedes werde dann gemischt. Das Wasserschutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 1185 Hektar oder 11,85 Quadratkilometer bis nach Gilching im Landkreis Starnberg, wovon etwa zwei Drittel (870 Hektar) landwirtschaftlich genutzt werden.

Da sich der WVA nicht auf den be- hördlich verordneten Grundwasserschutz verlässt, sondern darüber hinaus mit 56 Landwirten freiwillige Vereinbarungen zur extensiven, standortver- träglichen und grundwasserschonenden Bewirtschaftung getroffen hat, habe man den Nitratgehalt auf aktuell 15,7 Milligramm pro Liter senken können, erläuterte Popp. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm. Dafür bekommen die Landwirte eine Entschädigung, wobei es wichtig ist, dass im Nahbereich der Brunnen ausschließlich Grünland bewirtschaftet wird. Eine dauerhafte Bodenbedeckung lässt laut dem WVA-Betriebsleiter nämlich nur eine minimale Nitratauswaschung zu.

Wollen mit Wasserschutzgebieten die Qualität des Trinkwassers verbessern: der Gilchinger Landwirt Georg Zankl, WVA-Chef Andreas Magg, Georg Huber, Landwirt in Puchheim, und Friedrich Popp (v.l.). (Foto: Johannes Simon)

Darüber hinaus werden auf Grünland kaum Pflanzenschutzmittel oder Dünger gebraucht. Insgesamt liegen im Nahbereich der Brunnen 113 Hektar Dauergrünland, im weiteren Umfeld werden zudem 55 Hektar mit mehrjährigen Begrünungen wie Klee bewirtschaftet. Es wird laut Popp aber angestrebt, die dauerhaften Grünlandnutzung zu erweitern. Hier gibt es laut Huber aber ein "im Sinne des Wasserschutzes kontraproduktives Problem in Form einer staatlichen Regelung". Nur wenn spätestens nach fünf Jahren Grünland umgebrochen werde, könne es den "Ackerstatus" behalten, was Landwirten die größte Nutzungsmöglichkeit ihres Bodens ermögliche, erklärte der Landwirt aus Puchheim-Ort. WVA-Chef Magg will nun Politiker gewinnen, dazu beizutragen, dass Grünland im Wasserschutzgebiet über einen längeren Zeitraum seinen Ackerstatus nicht verliert.

Zankl und Huber beklagten den rücksichtslosen Umgang Erholungssuchender mit bäuerlichem Eigentum. Fußgänger und Radler würden immer häufiger über bewirtschaftet Flächen trampeln und so den Ertrag schmälern. Ganz schlimm verhielten sich viele Hundehalter, schimpfte Huber. Manche würden ihre Vierbeiner auch in den Wasserschutzzonen frei in der Natur laufen und abkoten lassen, ohne daran zu denken, dass deren Hinterlassenschaft dazu beitrage, das Grundwasser und damit ihr eigenes Trink- und Duschwasser zu verschmutzen. "Wir dürfen nicht einmal einen Schafbock im Schutzgebiet weiden lassen, aber Hunde springen zu Hunderten täglich herum, da hört bei so manchem Landwirt das Verständnis bald auf", mahnte Huber.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK