Puchheim:Kunst an allen Ecken

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In Puchheim zeigen Mitglieder von Kulturverein und Kreos ihre Werke auf städtischen Plakatwänden - als Ersatz für eine gestrichene Ausstellung

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Es muss weitergehen. Wie aber die eigene Kunst der Öffentlichkeit präsentieren, wenn Ausstellungen in geschlossenen Räumen immer noch rar sind. Der Kulturverein in Puchheim hat dafür eine einfache Lösung gefunden: Wenn die Kunst nicht nach drinnen darf, dann kommt sie eben nach draußen. Und so zeigen die Mitglieder des Vereins gemeinsam mit Künstlern der Gruppe Kreos überall in der Stadt auf den offiziellen Plakatwänden ihre Werke. An insgesamt 15 Standorten können Puchheimer so verschiedenste Kunstwerke bewundern.

"Es ist natürlich nicht dasselbe wie eine Ausstellung, aber so können wir die Sachen, die wir für eine Ausstellung angefertigt haben, wenigstens zeigen", sagt Christa Tucci vom Kulturverein. Denn eigentlich hätte in dieser Woche eine Ausstellung des Vereins in der Galerie des Puc starten sollen. Deren Titel "The show must go on" hat nun auch das Projekt im öffentlichen Raum. Die anderen Künstler seien von der Idee natürlich sofort begeistert gewesen. Auch die Stadt habe auf die Anfrage positiv reagiert und die Flächen zur Verfügung gestellt.

Gleich acht Künstler zeigen ihre Werkeauf der Litfaßsäule in der Lochhauserstraße. (Foto: Florian Haamann/oh)

Direkt am Bahnhof können die Kunstspaziergänger vier Werke entdecken, zwei im Norden, zwei im Süden. An der Bushaltestelle im Norden etwa Walter Schmidts "Trost". Es zeigt eine schwarzhaarige, schwarz gekleidete Frau mit gequältem Gesichtsausdruck, die in den Armen einer rothaarigen Frau liegt. Die Kontraste in den Haarfarben und den Gesichtsausdrücken der Abgebildeten erzeugt dabei eine stimmungsvolle Spannung. Im Süden, ebenfalls an der Bushaltestelle, hängt Christa Tuccis "Licht am Ende des Tunnels. Ein Bild, das in der Corona-Zeit entstanden ist. Es zeigt eine junge Frau, umgeben von einer blauen Aura, die sie von ihrer Umgebung zu isolieren scheint. Im Hintergrund ist die Erde zu sehen, aus deren Mitte sonnenartig ein gelbes Licht strahlt. Dunkles Rot, Blau, Schwarz; die Farben geben dem Gemälde etwas Düsteres, das im Gegensatz zur Hoffnung steht, die das kleine Licht ausstrahlt.

Der Corona-Lockdown habe dazu geführt, dass sie sich geradezu in ihre künstlerische Arbeit gestürzt habe, erzählt Tucci. "Ich habe gleich zwei Bilder gemalt. Ich weiß nicht, ob das eine Trotzreaktion war, aber ich hatte einen wahnsinnigen Antrieb", erzählt sie. Während der ganzen Zeit habe sie per Mail Kontakt mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus dem Verein gehalten. Vor einigen Wochen haben man sich dann das erste Mail wieder getroffen, beim Labyrinth hinter dem Haus Elisabeth. "Wir haben auf den Steinen gesessen und über unsere Belange gesprochen, es war eine tolle Atmosphäre", sagt sie.

Eine der Tafeln finden die Besucher im Südendes Bahnhofs. Dort hängen zwischen Terminankündigungen die Gemälde von Christa Tucci und Ulrike Wörner. (Foto: Florian J. Haamann/oh)

Während auf den 14 Plakatständern jeweils zwei Werke zu finden sind, zeigen an der Litfaßsäule an der Ecke Lochhauserstraße Pestalozziweg gleich acht Künstler ihre Bilder. Es sind alles bunte, farbenfrohe Werke. Elke Lameth etwa zeigt eine Pflanzenlandschaft mit strahlend roten Blüten und saftig grünen Blättern. Im Gestrüpp versteckt sich außerdem eine Katze, die den Betrachter neugierig anschaut.

Die stadtweite Ausstellung ist ein interessantes Experiment, eine besondere Art von Kunst im öffentlichen Raum. Wer einen Rundgang zu allen Standorten plant, sollte dafür einiges an Zeit einplanen, die Strecken dazwischen sind teilweise weit. Dafür bietet so ein Spaziergang nicht nur die Möglichkeit, interessante Kunstwerke zu entdecken, sondern auch Ecken der Stadt, die man bisher nicht kennt.

Ausstellung "The show must go on", Puchheim, zu sehen bis zum 26. Juli. Alle Standorte inklusive einer Karten gibt es online unter www.kulturverein-puchheim.de

© SZ vom 18.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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