Puchheimer Kunsthaus:Kleinod für die Kultur

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Im Erdgeschoss des Hauses können die Künstler künftig gemeinsam arbeiten und ausstellen. (Foto: Günther Reger)

Ein leer stehendes Haus in Puchheim dient künftig als Domizil für die Gruppe GröbenArt. Im Erdgeschoss ist Platz für Ausstellungen, im Obergeschoss werden Ateliers eingerichtet. Diese Nutzung ist ein einzigartiges Projekt im Landkreis

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Es ist ein kleines Juwel, das Häuschen in der Puchheimer Sandbergstraße. Mit seiner massiven Holzfassade steht es da, etwas von der Straße nach hinten versetzt, eingebettet in einen etwa 6000 Quadratmeter großen zauberhaften Park, mit einer majestätischen Rotbuche, einem künstlich angelegten Hügel und einer beim letzten Sturm in der Mitte abgebrochenen Fichte. Jahrelang stand das Haus leer, nun darf es die Gröbenzeller Künstlergruppe GröbenArt nutzen, allerdings zeitlich befristet - eine, zumindest in den letzten Jahren, einzigartige Aktion der kulturellen Zwischennutzung im Landkreis. Am Sonntag, 17. Mai, öffnet GröbenArt erstmals mit einer Ausstellung und einem kleinen Empfang die Türen seines neuen Domizils.

"Als ich das erste Mal hier reingekommen bin, hat es mich von den Socken gehauen", sagt Hans J. Hönninger, der Vorsitzende des Vereins. Durch die Eingangstür betritt der Besucher einen engen Empfangsbereich mit nackten Holzbalken, schummrig beleuchtet von einigen Silberkopf-Glühbirnen. Am Durchgang zum ehemaligen Wohnzimmer befindet sich eine alte Tür mit Glasmalereien bayerischer Städte und Landschaften. Schon alleine diese Tür ist einen Besuch wert. Wie der Rest des Hauses war auch Wohnzimmer mit Palisanderholz verkleidet. Der Kunstverein nutzt es künftig als Ausstellungs- und Gemeinschafts-Malraum. Um dem flachen dunklen Raum etwas mehr Licht zu geben, wurden die Wände weiß gestrichen und der Kronleuchter an der Decke durch ein modernes Spot-System ergänzt. Auch im offenen Nebenraum, dem Kaminzimmer, wurden die ochsenblutfarbene Wand geweißelt, in den Regalen stehen Skulpturen.

Wie aber ist der kleine Kunstverein mit seinen 16 Mitgliedern an dieses Kleinod gekommen, das wie für eine Künstler-WG geschaffen ist? Das Ehepaar, dem das Haus gehörte, hat verfügt, dass die Immobilie nach dessen Tod in den Besitz der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck übergeht. Mit der Auflage, dass Haus und Grundstück weder zu Wohn- noch zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt werden dürfen. Durch einen Zufall hat Hönninger vor einiger Zeit davon erfahren, dass noch immer nach einer Nutzungsmöglichkeit gesucht wird. "Der Ehemann einer unserer Künstlerinnen ist Installateur, er hat die Arbeiten hier gemacht. Und dabei hat er mitbekommen, dass noch keine Lösung gefunden wurde", erzählt Hönninger, "es wurde über eine über eine Musikschule und einen Kindergarten diskutiert, aber die Umbauarbeiten wären zu teuer gewesen. Auch ein Abriss stand im Raum". Also habe er bei der Bürgerstiftung angefragt. "Dann wurde wochenlang diskutiert. Mit der Stiftung und auch zwischen den Mitgliedern." Am Ende konnte man sich einigen. Wie lange der Verein nun bleiben darf ist unklar. Auf dem Grundstück steht ein zweites Haus, in dem Freunde des verstorbenen Ehepaars leben. Sie haben ein lebenslanges Wohnrecht. Solange sie in dem Nachbarhaus wohnen, darf wohl auch der Kunstverein bleiben.

Der hat im oberen Stockwerk seines Künstlerhauses, in das mit über ein verspiegeltes Treppenhaus kommt, bereits vier kleine Ateliers eingerichtet. Verbunden werden sie durch das "Kreuzfahrtschiff", wie es Vereinsmitglied Markus Heller nennt - einen engen holzvertäfelten Flur, mit flacher Leuchte an der Decke, der tatsächlich wirkt wie ein Gang in einem alten Passagierschiff. Die Wände sind passend dazu mit Bilder von Fischschwärmen behängt. Zwar sind die Atelier-Räume etwas zu klein und schlecht beleuchtet, aber die Künstler haben sich eingerichtet. Markus Heller hat den größten Raum, das ehemalige Büro. "Der Raum ist Ideal, um hier mit meiner Kartoffeldrucktechnik zu arbeiten", sagt der Künstler.

Er und die Künstlerkollegen von GröbenArt haben den Gemeinschaftsraum bereits mit ihren Bildern und einigen Skulpturen dekoriert. Die Ausstellung, die die Besucher der Eröffnung am Sonntag sehen können, zeigt einen Querschnitt durch die Techniken und Motive der Mitglieder. Und so hängen klassische Naturmalereien wie Enten im Teich oder ein Wald im Nebel zwischen moderner Malerei und Blütenmotiven einer Hand-, Mund- und Fußmalerin. Wie das Programm des Kunsthauses in Zukunft genau aussehen soll, ist noch nicht klar. Aber es soll neben Ausstellungen etwa auch Kunstkurse geben. "Wir müssen jetzt erst einmal hier heimisch werden, dann sehen wir weiter", so Hönninger.

Eröffnung des Künstlerhauses Puchheim mit Ausstellung am Sonntag, 17. Mai, von 10 bis 18 Uhr. Um 11 Uhr findet ein Sektempfang statt. Das Gebäude steht in der Sandbergstraße 44-46.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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