Puchheim:Kinderfreundliches Puchheim

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Puchheim soll noch lebenswerter werden für junge Bürger - die hier das Klettergerüst des Spielplatzes am Pestalozziweg erobert haben. (Foto: Günther Reger)

Stadt bewirbt sich als erste Kommune im Landkreis um das Gütesiegel von Unicef und will dafür Zehn- bis Vierzehnjährige befragen

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim strebt als erste Kommune im Landkreis den Titel "kinderfreundliche Kommune" an. Das Siegel wird an Städte und Gemeinden verliehen, die den Schutz und die Belange von Kindern besonders fördern. Dazu muss ein Aktionsplan entwickelt und verwirklicht werden. Der Sozialausschuss der Stadt votierte am Mittwoch dafür - gegen die UBP, die das für überflüssig hält.

Die Kampagne wird von einem Verein getragen, der von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk getragen wird. Ziel ist es, die UN-Kinderrechtskonvention lokal zu verankern, indem die Rechte von Kindern, ihr besonderer Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen gestärkt werden.

Geschäftsführerin Heiderose Brückner zufolge soll eine Steuerungsgruppe im ersten Jahr einen Fragebogen für Verwaltung und Kinder entwickeln. Interviewt werden sollen etwa 140 Kinder zwischen zehn und 14 Jahren. Die Ergebnisse werden ausgewertet und fließen in einen Aktionsplan. Anschließend hat die Kommune drei Jahre Zeit, um die Vorhaben zu verwirklichen. Bislang haben sich sechs Kommunen an einem Pilotprojekt beteiligt, darunter Regensburg. Eine Mitarbeiterin aus dem dortigen Rathaus schilderte den Puchheimer Stadträten die Erfahrungen. Besonders wichtig sei, die Anliegen der Kinder, ihre Perspektiven und Interessen zu hören, ernst zu nehmen und sie altersgemäß in kommunale Entscheidungsprozesse einzubeziehen, so Annerose Raith vom Jugendamt Regensburg. Die Stadt Puchheim hat damit durchaus Erfahrung. Vor zwei Jahren organisierte die Verwaltung ein Kinderforum, um deren Wünsche und Probleme kennenzulernen. Zudem gibt es das Projekt "Schülerhaushalt", das den Jugendlichen der Mittelschule ermöglicht, über einen kleinen Betrag selbst zu entscheiden. Die Kommune hat in den vergangenen Jahren außerdem eine ganze Reihe von Kindertagesstätten gebaut und die Schulen saniert und erweitert. Im Herbst wurde ein neues Jugendzentrum eingeweiht.

Die Skepsis gegenüber dem Siegel speist sich aus genau diesen Errungenschaften. "Braucht es das" fragte Wolfgang Wuschig (UBP). Der Aufwand sei enorm und man werde zusätzliches Personal einstellen müssen. "Was wollen wir noch leisten, was wir nicht schon haben?" fragte seine Fraktionskollegin Maria Ostermeier. Das Siegel brauche man nicht, weil sich dadurch nicht viel ändern würde. Christine Eger (CSU) meinte, man solle nicht nur von Kinderrechten, sondern auch von Pflichten sprechen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) hielt der UBP entgegen, dass auch das Fair-Trade-Siegel, das sie unterstützt, viel Aufwand beschere. Es gehe um eine Signalwirkung, aber auch um einen Anspruch an sich selbst. "Der Mehrwert liegt darin, dass wir die vorhandenen Angebote optimieren." Ein weiterer Vorteil sei die Unterstützung durch externe Fachleute des Kampagnen-Vereins. Schon bei der Gestaltung der Ortsmitte sei es sinnvoll, die Interessen von Kindern einzubeziehen. Michaela von Hagen (FW) verwies darauf, dass es auch keinen Kinderbeirat gibt. Darum sei die Kampagne sinnvoll.

Die Stadt müsste zunächst 16 000 Euro für die vierjährige Projektphase zahlen. Den personellen Aufwand hält Klaus Winter, Leiter des Sozialamts, für verkraftbar. Er hofft auf Synergieeffekte. Geschäftsführerin Brückner hingegen sprach von "gewaltigen Koordinationsaufgaben", die sich nicht einfach so "nebenbei" bewältigen ließen.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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