Puchheim:Kennenlernen online

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50 Zugezogene verfolgen den Neubürgerabend von zuhause aus

Von Peter Bierl, Puchheim

Einen unterhaltsamen und informativen Neubürgerabend trotz Corona-Beschränkungen konnte die Stadtverwaltung in Puchheim bieten. Wegen der Pandemie fand die Veranstaltung als Online-Meeting mit etwa 50 Teilnehmern statt. Gesendet wurde aus dem Saal des Kulturzentrums Puc. Dort stellte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) die Vereine und Angebote der Stadt vor, interviewte Gäste und moderierte Auftritte der Kapelle "Pfundsblech" und Einlagen des Puppenkabaretts von Jo Heinrich.

Der Neubürgerabend ist in normalen Zeiten ein Forum in Puchheim, wo die Zugezogenen die Menschen und ihre Aktivitäten am neuen Ort kennenlernen können. Üblicherweise präsentieren sich die Vereine und Institutionen selbst. Die Neubürger können sich informieren, andere kennenlernen und erste Kontakte knüpfen. Dieses Mal stellte der Bürgermeister eine Auswahl von Vereinen aus den Bereichen Kultur, Sport und Soziales selber vor, dazu die Pfarrverbände oder die Fördervereine der Schulen und warb für ein Engagement in politischen Vereinigungen. Die Teilnehmer selber nutzten die Chatfunktion, um sich auszutauschen.

Zum Auftakt spielte Pfundsblech, eine fünfköpfige Combo aus Puchheim und Gröbenzell, bayerisch-böhmische Blasmusik. Die Musikanten standen wegen der möglichen Aerosolbelastung draußen auf dem Hügel vor dem Puc. Anschließend berichtete Gisella Gigliotti über ihren Weg von Kalabrien über Peißenberg und München nach Puchheim. "Nirgendwo habe ich mich so wohl gefühlt wie hier", bekannte die Grünen-Fraktionssprecherin.

Dass das nicht als Schmeichelei gemeint war, konnte man ihrer Bemerkung entnehmen, dass die Stadt nicht schön sei, zudem zerrissen zwischen Norden und Süden, Altdorf und Bahnhof. Anfangs habe sie in Puchheim-Ort gelebt und sich damals dort "nicht so heimisch gefühlt". Aber worauf es ankomme, seien die Menschen, die man kennenlerne. "Die vielen bekannten Gesichter machen die Stadt für mich lebenswert", sagte sie.

Dass gerade gesellschaftliches Engagement dazu beitragen kann, sich in einer neuen Umgebung einzuleben, machten Dagmar Koch und Jennifer Getzreiter vom Bund Naturschutz deutlich. Die stellvertretende Ortsvorsitzende Koch berichtete, wie sie vor 40 Jahren über ihre Kinder, die zur Schule gingen, erste Kontakte knüpfte, sich im Elternbeirat engagierte und um drei alte Kastanien kämpfte, die dem Bau der Fußgängerunterführung im Zentrum geopfert werden sollten.

Die Unterführung wiederum hat es der BN-Vorsitzenden Getzreiter als erstes angetan, die Backsteine erinnerten sie an englische Architektur, ihre Mutter stamme von der Insel. Getzreiter, die vor zwei Jahren nach Puchheim kam, schätzt das Angebot in der Stadt, die sozialen, ökologischen und multikulturellen Aktivitäten.

Über die Corona-Leugner machte sich der Wolpert bei seinem ersten Auftritt lustig. Anknüpfend an das Schmähwort von der Merkel-Diktatur meinte die Puppe, richtige Diktatur sei in Ländern wie China geboten, wo aus 5000 Demonstranten schnell 5000 Verschwundene würden. Aber auch ein Herr Söderla bekam sein Fett weg, als er vor dem Spiegel fragte, wer der schönste Kanzlerkandidat im ganzen Land sei, und "Annalena" als Antwort hören musste. Jo Heinrich hatte auch einen Vorschlag parat, als es zum Schluss der Veranstaltung darum ging, einen Spruch zu finden, der das Logo der Stadt ergänzen könnte. "Zuhause ist, wo die Jogginghose wohnt", empfahl der Künstler. Der Stadtrat von Puchheim dürfte der Anregung kaum folgen.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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