Puchheim:Jodeln und tanzen

Lesezeit: 2 min

Bayerisch getanzt! Der Trachtenverein Almfrieden zeigt den Gästen aus Finnland regionales Brauchtum. (Foto: Günther Reger)

Die Stadt im Landkreis und das finnische Salo feiern das zehnjährige Bestehen ihrer Partnerschaft

Von Katharina Knaut, Puchheim

Die Feier einer Städtepartnerschaft ist normalerweise eine sehr offizielle und eher ernste Angelegenheit. Meist gibt es Ansprachen von den Bürgermeistern beider Städte, ein wenig klassische Musik und anschließend einen feierlichen Eintrag ins Buch der Gastgeberstadt. So in etwa soll es bei der Feier der zehnjährigen Partnerschaft Puchheims mit der finnischen Stadt Salo auch ablaufen. Das ist der offizielle Part, der jedoch erst abends stattfindet. Davor, am Nachmittag, hat die Feier mehr den Charakter eines runden Geburtstags, bei dem vor allem Spaß und zwangloses Beisammensein im Vordergrund stehen. Es wird viel gelacht, es gibt bayerische und finnische Tanz- und Musikaufführungen und humorvolle Reden.

"Die Finnen spinnen." Mit diesen Worten sorgt Otto Stecher vom Deutsch-Finnischen Club bei seiner Ansprache über die zehnjährige Partnerschaft im Saal kurz für Irritation. Zur Beschwichtigung fügt er hinzu: "Aber Sie müssen nicht erschrocken sein. Sie spinnen gerne." Er spricht über die zehnjährige Freundschaft, die der deutsch-finnische Club, der im Zuge der Städtepartnerschaft gegründet wurde, mit Salo verbindet. Er erzählt von den Besuchen in Salo, von gemeinsamen Veranstaltungen und Ausstellungen und den Traditionen der Finnen, die ihn zu jener einprägsamen Beschreibung der finnischen Mentalität veranlasst haben, von denen die Puchheimer aber auch begeistert waren. So begeistert, dass sie beim alle zwei Jahre stattfindenden Stadtfest den Handy- und Gummistiefelweitwurf einführten.

Man will die Städte zusammenbringen, meint Manfred Paulus, Vorsitzender des Deutsch-Finnischen Clubs. "Wir wollen auch die Bevölkerung mit einbinden, damit die Partnerschaft lebendig wird." In diesem Jahr gab es beispielsweise einen Schreibwettbewerb. "Da hatten wir mit 108 Einsendungen gute Ergebnisse", so Paulus. Vor allem die Zusammenarbeit von Vereinen wolle man aber noch verbessern. "Die ist noch nicht so zum Laufen gekommen." Es wurden auch schon erste Schritte in diese Richtung unternommen. So kam es in diesem Jahr zu einer Zusammenarbeit der Kulturvereine. Für ein Künstlersymposium fuhren einige Künstler nach Salo und arbeiteten dort an ihren Werken. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Ausstellung, die an diesem Tag auch in Puchheim zu sehen ist.

Annäherung an die jeweils andere Kultur steht an diesem Nachmittag auch merklich im Vordergrund. So kommen die etwa 100 Anwesenden, darunter auch Gäste aus Salo, unter anderem in den Genuss eines Jodelkurses. Und die Vertreter Puchheims lernen die Grundzüge des finnischen Tangos. Instrukteur ist ein gebürtiger Finne, ein Tanzlehrer aus dem Landkreis. Mit Mikrofon steht er inmitten von 20 Paaren und dirigiert sie im Kreis herum. Bevor sie jedoch zusammen tanzen dürfen, müssen sie erst das richtige Gehen beherrschen: "Langsam, langsam, schnell schnell!" Nach dieser Art geht es wieder und wieder im Kreis herum, zuerst allein, dann als Paar. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten trauen sich manche Paare am Ende sogar kleinere Figuren zu. Terhikki Lehtonen vom International Relations Office in Salo freut sich sehr, dass die finnische Kultur in Puchheim so gut ankommt. In Finnland gebe es ein Pendant zum Deutsch-Finnischen Club, der über die Stadt im Kreis Fürstenfeldbruck berichtet. "Sie laden Leute ein, erzählen über die Sprache und über die Kultur." Lehtonen ist zum dritten Mal in Puchheim und genießt die Besuche sehr. "Es ist hier so nett und ruhig. Man kann gar nicht glauben, dass man in der Nähe von München ist."

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: