Puchheim:Innerer Friede beginnt beim Müll

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Norbert Seidl, Uli Grötsch und Michael Schrodi (von links) bei ihrem Rundgang durch die Planie. (Foto: Christian Lamp/oh)

Stadtteilrundgang durch die Planie: Sozialdemokraten sehen im Projekt "Soziale Stadt" ein Symbol der Sicherheitspolitik

Von Christian Lamp, Puchheim

Zu einem "Stadtteilrundgang" in Puchheim hat der SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi Bürgermeister Norbert Seidl und den Generalsekretär der Bayern-SPD, den Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch, eingeladen. In der Planie - einer Hochhaussiedlung aus den Siebzigerjahren, in der etwa 3000 Menschen wohnen - ging es den drei Sozialdemokraten um Sicherheitspolitik. Konkreter: um eine Abgrenzung gegenüber der als verfehlt betrachteten Sicherheitspolitik der Konservativen. Statt einer Aufrüstung der Polizei setze die SPD, so Schrodi, auf Sozialpolitik als Sicherheitspolitik. Wobei natürlich, das betonen Schrodi und der ehemalige Polizist Grötsch, die Polizei schon die zweite Säule sein müsse.

Dazu ließen sich alle sechs Teilnehmer von der Vorsitzenden des Ortsverbandes, Marga Wiesner, die seit 40 Jahren selbst in der Planie wohnt, zu Jugendzentrum, Quartiersbüro der Planie sowie Mehrgenerationen Zap führen. Puchheimer Beispiele der Mentalität, dass man auch "in die Bürger investieren" müsse, um über sozialen Frieden die innere Sicherheit zu garantieren.

Die Arbeit im Jugendzentrum sei "Integrationsarbeit von der ersten Minute an", erzählt Leiter Florian Lux. Etwa 90 Prozent der Jugendlichen hätten einen Migrationshintergrund, schätzt er. Mittlerweile hätten sie es auch geschafft, die minderjährigen Asylbewerber "reinzuholen", circa 70 Jugendliche seien regelmäßig vor Ort. Und Seidl bekräftigt, dass der "wichtigste Faktor die Ausstattung" sei. Man habe sowohl hier als auch im Quartiersbüro Planie viel Geld in die Hand genommen. Das zeigt sich im Jugendzentrum an Café, Disco mit Bühnentechnik, Probenraum. Sogar eine gut ausgestattete Schreinerei gibt es.

Das Quartiersbüro in der Planie dagegen gehört zum Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt". Ziel sei es, so Managerin Rahel Rose, die "soziale und bauliche Infrastruktur zu verbessern". Eines der wichtigsten Programme, das sie je gehabt hätten, wirft Grötsch ein: abgesägt einst von Schwarz-Gelb. Der Ausgang der Wahl sei deshalb entscheidend, gerade für solche sozialpolitischen Projekte - von wegen die Parteien unterschieden sich nicht.

Auch Sprechstunden gehören dazu, die regelmäßig von etwa 40 Anwohnern genutzt würden, sagt Aveen Khorschied. Im Team könnten sie mittlerweile 16 Sprachen inklusive Dialekte abdecken. Ebenso wie Lux betont sie die wertvolle Prävention dieser pädagogischen Arbeit.

Hier zeigt sich auch, was für eigentlich banale Elemente zentral sind für das sicherheits- und damit das sozialpolitische Konzept. Rose und Khorschied betonen, dass sich Spannungen in der Planie insbesondere auch an Müll und Mülltrennung entzündeten. Wieso es beispielsweise keinen gelben Sack in den Wohnungen gebe, verstünde sie nicht, meint Rose. Ebenso wenig, dass andere Gemeinden einmal im Jahr kostenlos Sperrmüll abholen, Puchheim aber nicht. Sich darum zu kümmern wäre, "im Ernst", ein großer Schritt zu mehr innerem Frieden. Schrodi will deshalb auch die Müll-Thematik einmal im Kreistag ansprechen. Und in Berlin nicht nur für den Fortbestand, sondern auch für den Ausbau des Programms "Soziale Stadt" kämpfen. Das Programm erscheint als Symbol der sozialdemokratischen Sicherheitspolitik.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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