Puchheim:Greifvögel jagen Saatkrähen

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Die Krähen sind längst sesshaft geworden am Friedhof Schopflach und brüten dort ihre Gelege aus. Falken und Bussarde sollen das verhindern. (Foto: Johannes Simon)

Erstmals heuert die Stadt einen Falkner an. Er soll dabei helfen, die angeblichen Störenfriede aus den Splitterkolonien zu vertreiben. Am Rand des Schopflachwäldchens beschränkt man sich auf "Birdguards".

Von Peter Bierl, Puchheim

Erstmals sind Greifvögel in Puchheim gegen Saatkrähen im Einsatz. Damit haben Stadt und Regierung den Forderungen von Anwohnern nachgegeben. Diese hatten ein massives Vorgehen gegen die intelligenten Tiere verlangt, nachdem alle bisherigen Versuche gescheitert waren und die Population stetig angewachsen war. Zunächst sind die Falken und Bussarde allerdings nur gegen Splitterkolonien im Einsatz. "Bis jetzt sieht es gut aus, aber es kann noch kippen", sagte Monika Dufner vom Umweltamt der Stadt, die die Kampagne koordiniert.

An den Rändern der Hauptkolonie am Schopflach-Friedhof sind drei sogenannte "Birdguards" installiert, ein weiterer im Bereich des Altenheims. Die Geräte ahmen Panikschreie verschiedener Vogelarten nach, die die Krähen verscheuchen sollen. Anscheinend mit Erfolg, wie Dufner berichtet. Anfangs habe man etwa 100 Nester festgestellt, davon sei nur eines übrig geblieben. In den Splitterkolonien in der Sprengerinsiedlung, an der Josefstraße, der Planie und nördlich der Bahn am Birkengarten ist der Falkner mit seinen Tieren unterwegs. In diesen Bereichen wurden außerdem jeweils ein bis zwei Nester entfernt. Die Greifvögel sollen auch verhindern, dass sich weitere Splitterkolonien bilden.

Die Frage ist jedoch, wohin die Saatkrähen ausweichen. Nach Angaben Dufners haben sich am Schopflach-Friedhof etliche Tiere ins Innere des Wäldchens verzogen. Dort sind an den unbelaubten Bäumen viele Nester auszumachen. Außerdem sind einige Tiere tatsächlich in ein Zielgebiet ausgewichen, welches das Umweltamt bereits ausgesucht hatte. Wo dieses liegt, wollte Dufner nicht verraten, aus Sorge, jemand könnte die Krähen dort wieder aufscheuchen, bevor sie sich dauerhaft niedergelassen haben.

Der Falkner und die Mitarbeiter der Kommune stehen unter Zeitdruck. Wegen der kalten Witterung konnten sie ihre Aktionen erst später starten, die Genehmigung der Regierung läuft aber bereits in ein paar Tagen aus. "Wir haben eine Verlängerung bis Mitte April beantragt", sagte Dufner. Erlaubt ist das Entfernen von Eiern aus den Nestern, das nächsten Mittwoch erfolgen soll. Auch in diesem Jahr geht die Maßnahme einher mit einer Zählung und Untersuchung der Saatkrähenkolonie.

Als weitere Auflage hat die Regierung verfügt, dass die Auswirkungen auf Singvögel zu dokumentieren sind. Mitte April kommt ein Fachmann mit einer Spezialdrohne nach Puchheim, die aus großer Höhe Aufnahmen machen kann. Damit soll es möglich sein, Nester und Jungvögel in den Bäumen aufzuspüren und zu filmen. Anhand der Bilder lässt sich feststellen, ob die Maßnahmen dieses Mal von Erfolg gekrönt sind.

Seit fast sieben Jahren fordern Anwohner aus den Siedlungen rund um den Friedhof am Schopflachwäldchen die Vertreibung der Krähen. Sie klagen über Lärm und Kot, angeblich sollen Krähen auch schon Menschen angegriffen haben. Aber weder der Einsatz von Lärmklatschen und roten Luftballons, noch die Zerstörung von Nestern oder die Entnahme von Eiern haben bislang gefruchtet. Auch große Netze über einigen Bäumen konnten die Krähen nicht wirklich stoppen. Stattdessen trat ein, wovor Experten vom Landesbund für Vogelschutz von Anfang an gewarnt hatten: Die Population wuchs rasant an und die Saatkrähen bildeten überall Splitterkolonien. Nach den Maßnahmen im vergangenen Jahr wurden mehr als 400 Nester in neun Splitterkolonien gezählt. Mit dem Bereich am Birkengarten sind die Vögel nun auch nördlich der Bahnlinie angelangt. Bei einem Runden Tisch im Oktober setzte sich die Anwohner-Initiative mit ihren Forderung durch, einen Falkner einzusetzen. Sie hatte auch geklagt, dass die Birdguards lauter seien als die Krähen.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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