Puchheim:Glaubensort auf dem Schutthaufen

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Für eine katholische Kirche wirkt der Innenraum von Sankt Josef aus geradezu spartanisch. Eine Besonderheit ist vor allem der mittig stehende Altar. (Foto: Johannes Simon)

Nach dem Ende der Müllverwertung auf Puchheimer Flur wächst die Bevölkerung so stark, dass schnell eine neue Kirche gebraucht wird - mit Sankt Josef entsteht vor 50 Jahren dabei eine bis heute moderne Gemeinde

Von Felix Reuß, Puchheim

In Puchheim ergänzen sich die beiden Kirchen in alter und neuer Siedlung nicht nur namentlich. Die dienstältere Kirche Maria Himmelfahrt steht für Vergangenes, ihr Kirchturm stammt aus dem Jahr 1200. Die Zahl der aktiven Mitglieder ist in den letzten Jahrzehnten jedoch gefallen - was auch am Neubau der katholischen Kirche Sankt Josef in Puchheim-Bahnhof liegt. Mit ihren Besonderheiten bei der Saal-Einrichtung steht sie für ein modernes Kirchenbild, schließlich wird sie kommende Woche erst 50 Jahre alt.

Direkt neben der S-Bahn-Strecke liegend, hat die 1965 und 66 erbaute Pfarrkirche Sankt Josef eine interessante Vorgeschichte. Da ein Teil des Gebiets, auf dem Puchheim heute liegt, von der Stadt München als Standort für die Müllverwertung und -sortierung vorgesehen war, befand sich rund um das Bahnhofsgelände ein einziger Schutthaufen. Schon 1926 machte die wachsende Bevölkerungszahl den Bau einer Holzkirche nötig. Nachdem 1949 die Hausmüllverwertung in Puchheim eingestellt wurde, trieben die Einwohner in den Sechzigerjahren neben dem Siedlungs- auch einen Kirchenneubau voran. Das vorgesehene Grundstück war ein Geschenk des damaligen Puchheimer Bürgers und Besitzers der Müllverwertungsanlage, Julius Einhorn. Zu dieser Zeit tat sich besonders der Pfarrer Alfred Wahner bei der Planung von Sankt Josef hervor, indem er zwischen Katholiken und Protestanten vermittelte. Zeitweise fanden sogar ökumenisch Gottesdienste statt.

Vier bis fünf Meter hoch seien die Schuttberge aus München damals gewesen, erinnert sich Zeitzeuge Georg Gruber, der nach dem Krieg nach Puchheim gekommen war und sich am Bau von Sankt Josef beteiligte. Um ein festes Fundament für die Kirche zu haben, musste erst einmal ein "Riesenloch" ausgehoben werden, das dann mit Kies und Beton aufgefüllt wurde. Zu weich war der Boden der ehemaligen Mülldeponie. Sobald aber das Fundament stand, ging der Bau schnell vonstatten. Um für den unfallfreien Ablauf zu danken, begab sich die Gemeinde sogar noch im selben Jahr auf Wallfahrt. Der Grundsteinlegung im April 1965 folgte elf Monate später die Glockenweihung und im Juni 1966 schließlich der Einweihungsgottesdienst. Was die Kirche in Puchheim-Bahnhof auszeichnet, ist ihr spezielles Raumkonzept. Laut Pastoralreferent Helmut Schnieringer stehe der mittig angeordnete Altar für die Freude, Ängste und Sorgen, um die man sich versammle. Generell habe das Gotteshaus die "Wohnung Gottes unter den Menschen" als Leitmotiv.

Nun nähert sich das Jubiläum der Puchheimer Sankt Josefskirche. Vom 18. bis zum 26. Juni bietet die Gemeinde dazu ein buntes Programm mit den verschiedensten Aktivitäten an. Am Wochenende finden Gottesdienste mit Ehrengästen und Musikbeiträgen der örtlichen Chöre und Orchester statt, ergänzt werden dieses mit Vorträgen, Mitmach-Kursen und einer Kirchenführung. So spielt etwa der Kurs "Zimmern mit dem heiligen Josef" auf den Beruf des Namenspatrons an, als sehr wichtig für die moderne Ausrichtung der Kirche sieht Schnieringer auch den Vortrag "Gott in der Welt von heute" an.

Zeitzeuge Georg Gruber erzählt mit einem Lächeln aus der Anfangszeit der Kirche. Da zunächst der Pfarrhauskeller gesellschaftliches Zentrum der Puchheimer gewesen sei, trafen sich hier sowohl katholische als auch evangelische Christen zum Gottesdienst. Der Übergang von Maria zu Josef jedenfalls ist den Puchheimern gelungen

Zum 50-jährigen Bestehen der Pfarrkirche Sankt Josef findet von Samstag, 18. Juni, bis Sonntag, 26. Juni, ein umfangreiches Programm statt. Für die Eröffnungsveranstaltung "Gott unter den Menschen - Ein Klang- und Lichterlebnis" sind noch Eintrittskarten vorhanden. Zu erwerben sind diese in der Buchhandlung Bräunling und im Pfarrbüro, der Preis beträgt 14 Euro, 7 Euro ermäßigt.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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