Puchheim/Germering:Flüchtlinge räumen Turnhallen bis Ende Mai

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Als erstes geräumt: Die Zeit der Maisacher Turnhalle als Notunterkunft ist vorbei. (Foto: Johannes Simon)

Regierung kündigt Auflösung der Notquartiere in Puchheim und Germering an. 150 Asylbewerber werden verlegt

Von Gerhard Eisenkolb, Puchheim/Germering

Bis Ende Mai will das Landratsamt alle Notquartiere für Asylbewerber in Schulturnhallen auflösen. Als am Freitag eine entsprechende Ankündigung der Regierung von Oberbayern im Landratsamt eintraf, hatte der letzte Flüchtling die Einfachturnhalle von Real- und Mittelschule in Maisach erst seit einigen Stunden geräumt. Es war der Tag eins, nachdem der letzte Schutzsuchende aus der Maisacher Sporthalle ausgezogen war. Zurzeit leben noch in zwei Turnhallen des Gymnasiums und der Realschule Puchheim etwa 70 Flüchtlinge. In einer weiteren Halle des Max-Born-Gymnasiums ist eine annähernd gleich große Zahl von 70 Menschen untergebracht. Allerdings sind in den drei Hallen die Kapazitäten doppelt so groß. In der Puchheimer Notunterkunft stehen Betten für etwas weniger als 200 Menschen zur Verfügung. Die Germeringer bietet etwas mehr als 100 Personen Platz.

Zum Beginn des Jahres musste der Landkreis pro Woche 78 Neuankömmlinge unterbringen. Landrat Thomas Karmasin hatte damals keine andere Möglichkeit, als diese in zweckentfremdete Sportstätten einzuweisen. Diese Phase ist vorerst vorbei. Im Januar musste jeder fünfte Asylbewerber im Landkreis mit einem Bett in einer Turnhalle vorlieb nehmen. Laut Ines Roellecke, der Sprecherin des Landratsamtes, kündigte die Regierung am Freitag an, dem Landkreis, wie bereits seit dem Beginn der Osterferien, bis auf weiteres keine weiteren Asylbewerber mehr zuzuweisen. "Wir sind erleichtert, dass wir jetzt so zügig die Sporthallen wieder für die Schulen zur Verfügung stellen können und bedanken uns bei unseren Schulfamilien für das Verständnis", sagte Karmasin. Letztlich sei das Entgegenkommen der Regierung auch möglich, weil der Landkreis seine Quote bislang sehr gut erfüllt habe. Sein Dank gilt allen Gemeinden, die bei der Suche nach Unterkünften mithalfen.

Die Flüchtlinge, die es trotz der geschlossenen Balkanroute noch schaffen, in den Freistaat zu kommen, sollen nach Möglichkeit in Gemeinschaftsunterkünften der Regierung untergebracht werden. Das entlastet die Landkreise und Kommunen. Dabei wird vorrangig auf mietfreie Gebäude des Bundes wie leere Kasernen zurückgegriffen. Das trifft besonders Fürstenfeldbruck, da die Münchner Erstaufnahmeeinrichtung von der Bayernkaserne komplett in den Fliegerhorst in der Kreisstadt verlegt wird. Der Regierungspräsident rechne damit, dass spätestens Ende Mai keine Turnhalle mehr für Flüchtlinge benötigt wird. Bisher rechnete Karmasin damit, die Hallen frühestens zum Beginn der Sommerferien freizubekommen. Um Ersatzquartiere für die etwa 150 Menschen, die noch in den Turnhallen leben, muss sich der Landkreis nicht kümmern. Da Karmasin nicht über freie dezentrale Unterkünfte verfügt, will die Regierung für diesen Personenkreis landkreisübergreifend Plätze in größeren Gemeinschaftsquartieren anbieten.

Der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) forderte schon seit Längerem, die zwei Hallen in seiner Kommune zu räumen. Er bezeichnete die Ankündigung der Regierung als "freudige Nachricht" und verwies darauf, dass die Hallen in den vergangenen Wochen nur noch spärlich belegt waren. Deshalb sei es richtig, nun die Notquartiere aufzulösen. Seidl riet dazu, es nicht nur bei der Räumung zu belassen. Parallel dazu sollte der Landkreis sich rechtzeitig auf eine erneute Zuspitzung der Flüchtlingssituation vorbereiten und für diesen Fall andere Unterbringungsmöglichkeiten als Turnhallen aufbauen.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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