Puchheim:Gemeinsame Abenteuer

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Junge Jazzer unterhalten das Publikum im Puc

Von Jörg Konrad, Puchheim

Es gibt in also noch, den Geist der Jam-Sessions. Nicht nur in den dunklen Kellern der Jazzclubs, nein, auch in den hellen und übersichtlichen Kulturhäusern. Am Donnerstag fanden sich im Kulturcentrum Puc nach den Auftritten des Track Door Trios und des Duos Alina & Chris noch einmal alle fünf Musiker gemeinsam auf der Bühne ein, um den Klassiker "Mr. P.C." von John Coltrane zu spielen. Eine wunderbare Nummer, die zu den Standards des Jazz gehört, ein idealer Grundstock für gemeinsame, instrumentale Abenteuer.

Begonnen hatte der Abend mit einer jungen, wenig bekannten Band. Track Door aus München ist im Grunde ein Quartett, spielte aber an diesem Abend als Trio. Klavier (Valentin Gerhardus), Bass (Nils Kugelmann), Schlagzeug (Marius Wankel), also das klassische Klaviertrio im Jazz. Den drei Studenten gelang es innerhalb von zwanzig Minuten mit zwei Eigenkompositionen und einer Wayne Shorter-Nummer ("Black Nile"), eine musikalisch ganz eigene Atmosphäre zu entwickeln. Das Trio hielt sich an zeitgenössische Instrumentalisten und Formationen, die einen impressionistischen, poetisch getragenen Charakter im Jazzspiel an den Tag legen, wie zum Beispiel Marcin Wasilewski oder Helge Lien.

Anschließend stellte sich Christian Buchmann solistisch vor. Der in Leipzig geborene und heute in Dresden lebende Gitarrist gehört zu jenen Saitenmagiern, die sich keinem Stil fest verbunden fühlen. Er, wie auch seine musikalische Partnerin im zweiten Teil des Konzertes, Alina Denesius, gehören zur akustischen Gitarrenszene. Bei ihnen sind Einflüsse aus Klassik, Jazz, Folk und Weltmusik zu spüren, sowie eine lange Liste an persönlichen Favoriten. Grundlage ihres Spiels aber ist die enorme Technik, die sowohl Alina als auch Chris musikalisch fast alles erlauben. Wenn sie gemeinsam auf der Bühne sind und sich die musikalischen Motive zuspielen, klingt es oft nach einem ganzes Gitarrenorchester.

Dieser Auftritt gehörte außerdem zu jenen, die einem die Befürchtungen um die Zukunft eines jungen Publikums in den Konzertsälen nehmen. Denn eine Möglichkeit, diesem vermeintlichen Desinteresse zu begegnen, liegt in der Verpflichtung junger Künstler. Sie sind diejenigen, die am ehesten ihre Altersgruppe erreichen. Sie sprechen ihre Sprache, sie spielen ihre Musik, sie sind offen für neue Ideen und setzen diese mit Anspruch um. Und wenn dann zum Schluss mit Coltranes "Mr. P.C." noch der gemeinsame Blick in die musikalische Vergangenheit gerichtet und damit die Neugier angestachelt wird, dann liegen die Macher der Reihe "Jazz Around The World" im Kulturcentrum Puc völlig richtig. Eine bessere Investition in die Zukunft gibt es kaum.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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