Puchheim­:Nächste Haltestelle Puchheim-Nord

Lesezeit: 3 min

En miniature, aber nicht winzig: Gartenbahn von Markus Blust. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In seinem Garten baut Markus Blust seinen Wohnort nach. Und fährt durch die neue Minisiedlung auf einer Gartenbahnanlage mit 140 Meter Länge.

Von Quirin Knospe, Puchheim­

Noch ziert der Schriftzug "Rosenbach" das Schild am kleinen Bahnhofsturm im Garten von Markus Blust. Schon bald soll dort, wie am Bahnhofsgebäude daneben, "Puchheim-Nord" stehen. Auf etwa 260 Quadratmetern hat der Puchheimer eine Miniatur-Landschaft mit Modelleisenbahn errichtet. Im Maßstab von 1:22,5 fahren dort seit ungefähr eineinhalb Jahren Lokomotiven vorbei an kleinen Häusern, Kirchen und Wirtshausgärten.

Ordentlich Schotter unter den Gleisen (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Begeisterung für Lokomotiven hat Markus Blust von seinem Vater. Dieser war Lokführer und hatte seinen Sohn des Öfteren im Führerstand mitgenommen. So durfte Blust seinen Vater begleiten, als dieser den damals die damals schnellste Elektrolok der Baureihe E 03 auf der Verkehrsausstellung in München fahren durfte. Als Erinnerung hat der Puchheimer diesen Zug in Modellgröße für seine Gartenanlage erworben. Ebenso die Faszination zum Modellbau begleitet den Rentner schon sein ganzes Leben. Sein handwerkliches Geschick und technisches Wissen erwarb der Puchheimer bei seiner Ausbildung im Puchheimer Ertel-Werk, sowie bei seiner 40-jährigen Tätigkeit bei der Telekom in der Vermittlungstechnik und PC-Technik-Fortbildung. Neben dem Eigenbau von Modellschiffen oder einem funktionierenden Miniatur-Düsenjettriebwerk, besitzt er schon seit langer Zeit eine Modelleisenbahn. An dieser hatte immer wieder in seinem Keller getüftelt.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Die Idee zur Eisenbahnlandschaft im eigenen Garten an der Lochhauser Straße kam Blust vor ungefähr zwei Jahren. Nach einer halbjährigen Planung folgte im März vergangenen Jahres eine etwas größere Modelleisenbahn im Puchheimer Garten: "Schönes Grundstück, kleines Haus. Was machen wir damit?", fragt Blust lachend. Kurz darauf wurde die alte 22 Meter lange Hecke vor der Terrasse mit einem Mini-Bagger entfernt. Die ersten zwei Tonnen Kies für den Untergrund des Schienennetzes beschaffte Markus Blust noch selbst mit einem Anhänger. Als sich jedoch herausstellte, dass diese Menge bei Weitem nicht für seine Pläne ausreicht, ließ sich der Modell-Begeisterte weitere zwölf Tonnen Kies anliefern. Darauf folgten mehr als drei Tonnen Estrich, in Form von 80 Betonsäcken sowie zahlreiche Rasensteine. "Das muss natürlich alles im Wasser stehen, bevor die kleinen Messing-Schienen auf dem Stein verlegt werden können", erzählt Blust. Doch nicht nur das Schienennetz hat der Modellbauer selbst errichtet. Auch das System zur Weichenstellung hat Markus Blust selbst entworfen, um die verschiedenen Lokomotiven und die Weichenstellung steuern zu können. Bis zu 128 Lokomotiven könne er über die Regler fahren lassen.

Auf kleinste Details achtet Markus Blust. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Um das Schienennetz stehen zahlreiche Modellhäuschen sowie ein Gebirge, auf dem drei kleine Kletterer zu sehen sind. Unter der großen Eisenbahnbrücke führt ein kleiner Flusslauf, der durch eine Wassermühle in einem Miniatur-See voll Fischen mündet. Selbstverständlich stehen dort ein Fischer sowie zwei weibliche Badegäste. Unterstützt wurde der Feinmechaniker beim Flussbau von seinem Schwiegersohn. Dieser sei Fliesenleger und "hat mittlerweile denselben Spleen" für den Modellbau, erzählt der Rentner lachend. Gemeinsam bauten sie nicht nur den kleinen Flusslauf, mit solarbetriebener Pumpe, sondern auch das Gleisbett mit den hunderten angeklebten Steinen. Neben dem ehemaligen Restaurant Göbl von schräg gegenüber sind noch weitere Puchheimer Elemente wie die alte Kirche und der Bahnhof geplant. "Das sind Kindheitserinnerungen", sagt Markus Blust. Die Stadt im Mini-Format möchte er jedoch nicht originalgetreu nachbauen, dies sei einfach nicht möglich.

Mit Dampf über den Fluss (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seine Anlage sei wind- und wetterfest und könne das ganze Jahr über stehen bleiben lediglich ein paar wenige Elektroteile müssten über den Winter ins Trockene gebracht werden. Für die Wintermonate habe er sich eine Schneeräummaschine für die Miniaturgleise zugelegt, sagt Blust. Diese hätte im letzten Winter jedoch leider nicht zum Einsatz kommen können.

Die Miniatur-Landschaft zieht immer wieder Spazier- und Supermarktgänger der Lochhauser Straße an seinen Gartenzaun. "Wenn ich fahre, da steht da draußen eine Traube von Menschen", vor allem Eltern hätten Probleme ihre Kinder von der Sensation loszukriegen, sagt Markus Blust amüsiert. Er freue sich jedes Mal wieder, wenn sich die Menschen vor seiner Modellwelt sammeln und ins Gespräch kommen. Damit die Modellbahn-Interessierten die Züge in Aktion betrachten können, hat der Puchheimer eine Tafel am Gartenzaun angebracht, die über die genauen Abfahrtszeiten der Züge informiert.

Nie kalt wird es dieser Sonnenbadenden. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Seine Leidenschaft ist jedoch kein günstiges Hobby. Kosten die Mini-Wagons in etwa 120 Euro, können die Lokomotiven auch mal 1500 Euro wert sein. Anfangs hatte Markus Blust sein kleines Hobby selbst finanziert. Bei einer städtischen Ausschreibung zur "Verschönerung der Lochhauser Straße", wurde er jedoch für die Erweiterung seiner Anlage mit 80 Prozent der Kosten unterstützt.

Markus Blust und ein Dampflokmodell für die Gartenbahn. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zwar ist die Schienenanlage mittlerweile knapp 140 Meter lang, am Ende seiner Arbeit ist Markus Blust noch lange nicht angekommen. Es gebe kein festes Ziel bei seiner Arbeit, erklärt der 76-Jährige, momentan hat er jedoch Pläne für kommendes Jahr, das Schienennetz zu erweitern.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: