Puchheim:Flexible Grundschule

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Neues Modell fördert Schlaue wie Schwächere

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Schlauen sparen sich ein Jahr, wer es gemächlich angeht, kann sich drei Jahre Zeit lassen. Das ist der Kern der "Flexiblen Grundschule", die von diesem Herbst an in der Grundschule Süd in Puchheim angeboten wird. Kinder der ersten und zweiten Klasse werden zusammen unterrichtet. Alle lernen zwar den gleichen Stoff, können sich dabei aber ein, zwei oder drei Jahre Zeit lassen. Sollten genügend Eltern mitmachen, soll es in der Stadt Puchheim im darauffolgenden Schuljahr insgesamt drei solcher Klassen geben.

Die Rektorin Rosemarie Ehm zeigt sich von der Idee begeistert. Sie ist überzeugt, dass eine flexible Grundschule für viele Kinder genau das Richtige ist. Beispiel Mathematik: In der ersten Klasse eignen sich die Kinder den Zahlenraum bis zur 20 an. Für manche Erstklässler kann das bald ziemlich fad werden, sie können in flexiblen Klassen dann bereits den Stoff der zweiten Klassen angehen. Für andere ist der Sprung in den zweistelligen Bereich mühsam, sie brauchen mehr Zeit und Übung.

Außerdem stärkt Kooperation über Jahrgangsstufen hinweg die soziale Kompetenz, wenn die Größeren den Kleineren helfen. Alle bekommen zwar den gleichen Stoff vermittelt, aber angepasst an ihren Entwicklungsstand. Bei einem physikalischen Versuch malen und zeichnen Erstklässler was sie sehen, während Zweitklässler das Erlernte aufschreiben und begründen, erklärt die Rektorin. Zusätzlich werden fünf bis sieben Differenzierungsstunden pro Woche angeboten, in denen die Klasse geteilt wird und eine zweite Lehrerin im Einsatz ist. In der Modellphase habe man festgestellt, dass die Durchschnittsnoten im Schnitt bei flexiblen Klassen besser waren als in den normalen Klassen, was beachtlich sei, betont Ehm. Von vielen Lehrern wird die flexible Grundschule als pädagogische Antwort auf die zunehmende Heterogenität der Schüler geschätzt. Das trifft auch auf die Puchheimer Schule zu.

Kooperationsklassen, in denen Schüler der ersten und zweiten sowie dritten und vierten Klassen gemeinsam lernen, gibt es bereits. Die flexible Grundschule geht einen Schritt weiter, indem ein drittes Jahr für die erste und zweite Stufe nicht auf die Pflichtschulzeit angerechnet wird. Für Lehrer bedeutete das eine Umstellung, räumt Ehm ein. Aber es gebe auch einen Arbeitskreis, um sich auszutauschen. Zudem gibt es die flexible Grundschule laut Schulamt bereits in Grundschulen in Eichenau, Esting und Olching.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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