Puchheim:Fit nach Bewegungskalender

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Melina Todtenhöfer, Otilia Lasikovska, Traude Mandel, Dagmar Stromer und Klara Koch (von links) mit Buben und Mädchen des Awo-Kindergartens. (Foto: Johannes Simon)

Buben und Mädchen aus dem Awo-Kindergarten "Grashüpfer" gehen zum Turnen in der Sporthalle. Diese Gelegenheit verdanken sie einer Kooperation mit dem FC Puchheim

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die beiden Mädchen Djamela und Marie halten sich im Puchheimer Sportzentrum mit ihren Händen an großen Ringen fest. Dann schwingen sie gekonnt auf die andere Seite des Kastens und springen auf die Matte herunter. Djamela und Marie, beide fünf Jahre alt, gehören zu einer Gruppe des Puchheimer Awo-Kindergartens "Grashüpfer", die heute für eine Stunde in die Sporthalle gekommen sind. Die 16 Kinder nehmen an einem Kooperationsprogramm zwischen dem Kindergarten und dem FC Puchheim teil, das von der Bayerischen Sportjugend (BSJ) und dem Landesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) unterstützt wird. "Der Verein stellt Halle und ausgebildete Übungsleiter zur Verfügung", beschreibt Traude Mandel vom FC Puchheim das Kooperationsprojekt. Sie ist auch als Bezirksvorsitzende der Sportjugend da.

Das Programm der Sportjugend heißt "Baerchen". Die ersten vier Buchstaben stehen für Bewegung, Aufklärung, Ernährung und Ressourcen, also die Ausrüstung der Halle. Erzieherin Otilia Lasikovska, die mit der Kindergartengruppe in die Halle gekommen ist, hat eine dicke BSJ-Mappe mit einem Bewegungskalender, einem Heft und einer CD mit Bewegungsliedern und ein Rezeptbuch für kindgerechte Ernährung erhalten. "Wir haben ein Klettergerüst draußen, eine kleine Kletterwand, eine große Turnmatte und ein Bällebad drinnen, aber solche Möglichkeiten wie hier haben wir nicht." Sie beobachtet mit Begeisterung, wie sich die Kinder in der Halle die Geräte und die aufgebauten Bewegungsparcours erobern.

Besonders angetan hat die Kinder auch der Gang über eine Art Holzbrücke zwischen zwei höheren Mattenaufbauten. Die Holzbrücke für den FC Puchheim wurde im Rahmen des Programms durch einen Gutschein der BSJ finanziert. Schwingen, klettern und springen macht den Kleinen sichtlich Spaß. "Einige Kinder, die sich sonst nicht so gerne bewegen, sind heute auch dabei", erzählt Lasikovska zufrieden. "Für die Kinder ist es einfach etwas Tolles, in so eine große Halle zu kommen", kommentiert Traude Mandel das Geschehen. Viele Kinder haben so eine Sporthalle zum ersten Mal gesehen. "Jetzt können sie dort gezielt Sport treiben", so Mandel. Das Bewegungsprojekt des Vereins mit dem Kindergarten läuft über ein Jahr. Der FC Puchheim hat schon einige Erfahrungen mit Kindergartenkindern sammeln können. Sind doch Kinder aus den Kindergärten "Regenbogen" und "Hotzenplotz" schon länger Kooperationspartner.

Dagmar Stromer und die angehende Übungsleiterin Klara Koch betreuen die Buben und Mädchen bei den Bewegungsversuchen. "Für den Kindergarten und für uns ist das eine Win-Win-Situation", sagt Stromer, die seit mehr als 20 Jahren in der Abteilung Kinder- und Jugendsport tätig ist. "Die Kinder werden von Fachtrainern betreut, und wir haben die Möglichkeit, sie vielleicht nachmittags in den Verein zu bekommen." Vereinssport für die Kleinsten hält Stromer für dringend erforderlich. Habe sich doch die Anzahl der entwicklungsverzögerten Kinder nach ihrem Eindruck stark erhöht. Gut sei, dass die Eltern, die dies bei ihrem Kind beobachten, heutzutage sensibler reagieren und die Kinder gezielt zum Sport schicken. Dafür hat der Verein Einrichtungen geschaffen wie die "Ballzwerge" oder die "Ballschule", in denen die Kinder Ballspiele erlernen.

"Häufig verstehen die Kinder klare Anweisungen nicht", sagt Stromer. So werde schon der einfach klingende Purzelbaum häufig falsch gemacht. "Beim Purzelbaum sollte das kleine Kind keinesfalls mit dem Kopf aufsetzen", betont die Trainerin. "Das könnte den Kopf schädigen." Beim Purzelbaum müsse abgerollt und mit dem Rücken aufgesetzt werden. Die Übungsleiter Stromer und Koch achten auf solche wichtigen Details. Djamela und Marie haben sich nach einer Stunde richtig ausgetobt, wie alle anderen Kinder. Nächsten Dienstag kommen sie wieder in die große Halle zum Schwingen und Springen.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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