Puchheim:Finanzierung ungewiss

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Mehrgenerationenhäuser wie das Puchheimer Zap bangen um die Bundeszuschüsse. Die Stadt fürchtet nun, dass sie künftig alle Kosten allein tragen muss

Von Peter Bierl, Puchheim

Das "Zentrum aller Puchheimer" (Zap) in Puchheim hat sich zu einem wichtigen sozialen Zentrum in der Stadt entwickelt, insbesondere für die Menschen im Planie-Viertel. Im Gegensatz zu einem sogenannten Mehrgenerationenhaus handelt es sich jedoch nicht um ein Wohnprojekt, sondern eine Stelle, in der professionelle Hilfe und Beratung aber auch Raum für Eigeninitiative und vielfältige Aktivitäten geboten werden. Das reicht von Sprachkursen sowie der Arbeit mit Vorschulkindern und Schulkindern, etwa Hausaufgabenbetreuung oder das Projekt "Generationen forschen".

Die Finanzierung durch die Bundesregierung läuft jedoch aus, die Stadt Puchheim erwartete, dass diese im ersten Halbjahr 2015 in eine regelmäßige Unterstützung umgewandelt werden würde. Im Vertrauen darauf hatte die Kommune den Trägerschaftsvertrag mit der Nachbarschaftshilfe bis zum Jahresende 2015 verlängert. Aber die Entscheidung steht nach aus.

Am Montag beschloss der Sozialausschuss deshalb, noch nicht über eine weitere Förderung des Zap durch die Stadt zu entscheiden, wegen "möglicher Förderschädlichkeit". Gemeint ist, dass der Staat nichts bezahlen wird, wenn die Behörden erfahren, dass die Kommune das Projekt alleine stemmen kann. Derzeit bezahlt der Bund 30 000 Euro im Jahr für das Haus, der Freistaat schießt 5000 Euro zu und die Kommune trägt den Löwenanteil in Höhe von bis zu 50 000 Euro bei, sagte Sozialamtsleiter Klaus Winter der SZ.

Das "Zentrum aller Puchheimer" feiert am Sonntag seinen 15. Geburtstag. (Foto: Johannes Simon)

Die Grünen haben sich auf ihrer Ortsversammlung dafür ausgesprochen, dass die Kommune das Zap "zur Not allein finanziert", wie Fraktionssprecher Manfred Sengl der SZ sagte. "Wir sind beeindruckt vom großen Engagement der Ehrenamtlichen, die aus ganz Puchheim kommen und mit den Nutzern, die überwiegend aus der Planie stammen, gemeinsame Aktivitäten entwickeln", sagte Stadträtin Gisella Gigliotti. "Dies ist echte Basisarbeit für die Integration, auch wenn die Kontaktaufnahme nicht immer leicht ist." Die Grünen wollen obendrein prüfen lassen, ob das Zap in den neuen Gebäuden untergebracht werden kann, die die Kommune in der Stadtmitte bauen will.

Das Zap wurde im Sommer 2007 eröffnet und lockte durch Veranstaltungen die Bürger an. Zu den regelmäßigen Angeboten gehören ein Computer-Forum, eine Fahrradwerkstatt, ein Gospel-Workshop, Spanisch-Stammtisch, Schach und Schafkopfen, Handarbeit, gemeinsames Kochen und ein Brunch am Sonntag, das neue Repair-Café oder das Projekt Eltern-Talk, bei dem sich Väter und Mütter über ihre Sorgen und Nöte austauschen können. Die Arbeit wird überwiegend von Ehrenamtlichen getragen, viele Projekte sind selbst organisiert. Dazu arbeiten zwei Hauptamtliche in der Einrichtung, die Sozialpädagogin Susanne Barthel, die das Haus leitet, und Jutta Wendt als Koordinatorin. Dazu gibt es Beratungen vom Jugendmigrationsdienst, in arabischer und kurdischer Sprache sowie für Schwangere.

Das LiB in Fürstenfeldbruck

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(Foto: Stefan Salger)

Seit 2008 gibt es das Lib (Leben ist Bewegung) in Bruck. Das Mehrgenerationenhaus beschäftigt halbtags eine Sozialpädagogin und eine 400-Euro-Kraft, die meiste Arbeit schultern 30 Ehrenamtliche. Von Hausaufgabenbetreung über Asyl- Sprachkurse bis Mutter-Kind- und Seniorentreffs reicht das Angebot. Das Lib (Foto: Stefan Salger) habe sich als Anlaufstelle und Förderer bürgerschaftlichen und sinnvollen Engagements bewährt, findet Marlene Gnam, Chefin der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe. Auch 2016 will der Bund 30 000 Euro zahlen, Bruck 10 000. slg

Das Zenja in Germering

Auch das Zenja erhält für seinen Betrieb 30 000 Euro vom Bund. Das Geld hilft, den Betrieb des Hauses zu finanzieren, in dem diverse soziale Vereine und Einrichtungen ihre Leistungen anbieten. Zu den Trägern und Finanziers des Zenja, des Zentrums für Jung und Alt, gehören neben der Stadt, die dort ihr Sozialamt eingerichtet hat, die Arbeiterwohlfahrt, der Sozialdienst sowie die Germeringer Insel. Diese betreibt im Zenja (Foto: Günther Reger) beispielsweise eine Freiwilligenagentur, die Personen über ein bürgerschaftliches Engagement informiert. ano

Das Zap residiert in der Heussstraße mitten im Planie-Viertel und besteht aus einem großen Ladenraum zur Straße hin, dem Treffpunkt mit Tischen und Stühlen, Theke und Café, einem Kinderraum mit viel Spielzeug sowie einem Büro und Toiletten. Die meisten Möbel sind gebraucht und wurden dem Zap von Bürgern geschenkt.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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