Puchheim:Favorit zieht zurück, Außenseiterin gewinnt

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Karin Kamleiter, bislang Gewerbereferentin, möchte das Rathaus für die CSU zurückerobern. (Foto: Günther Reger)

Die CSU Puchheim nominiert überraschend Karin Kamleiter als Bürgermeisterkandidatin

Von Peter Bierl, Puchheim

Die CSU in Puchheim hat Karin Kamleiter als Kandidatin für das Amt des Bürgermeisters nominiert. Der Fraktionsvorsitzende Thomas Hofschuster stellte sich wider Erwarten nicht zur Wahl aufgrund von Differenzen mit dem Vorstand des Ortsvereins, insbesondere über Vorbereitung und Organisation des Wahlkampfs. "Vor dem aktuellen Hintergrund vermisse ich zudem ein vertrauensvolles Miteinander", erklärte Hofschuster der SZ. Im offiziellen Teil der Versammlung wurden die Differenzen mit keinem Wort angesprochen. Kamleiter versprach in ihrer knappen Bewerbungsrede, das örtliche Gewerbe und die Vereine zu fördern und das Thema Ökologie "nicht den Grünen zu überlassen". Die gelernte Bankkauffrau geht davon aus, dass der Frauenbonus bei der Bürgermeisterwahl "einige Prozentpunkte ausmachen" werde.

Die Wahl der Gewerbereferentin, die im Stadtrat eher zu den Ruhigeren zählt, ist für die Öffentlichkeit durchaus überraschend. Denn Hofschuster, der in der Stadt eine Anwaltskanzlei führt, bereitete sich seit geraumer Zeit auf eine Kandidatur vor. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Stadtrat und im Kreistag sowie seines Engagements in der Partei, schien die Kandidatur auf ihn zuzulaufen. Hofschuster selbst ging davon aus, dass er "der überzeugende Kandidat" sei, "mit dem die CSU Puchheim in jedem Falle gewonnen hätte". "Ich stand voller Tatendrang in den Startlöchern", sagte er.

Allerdings habe er in den vergangenen Wochen "wegen grundlegend verschiedener Auffassungen und nicht zuletzt aufgrund der vom Vorstand gar nicht erst getroffenen Vorbereitungen die Überzeugung gewonnen, dass derzeit für mich und nach meinen Vorstellungen keine Grundlage für einen engagierten Wahlkampf besteht", teilte er mit. Am Freitagvormittag habe er den Vorsitzenden Markus Hammer mitgeteilt, dass er nicht zur Verfügung stehe.

In ihrer Vorstellungsrede lobte Kamleiter den Amtsinhaber und mutmaßlichen Gegner. Norbert Seidl (SPD) erledige seine Arbeit gut, "aber einiges wird verschoben". Kamleiter möchte einen Gewerbe- und Gründerhof einrichten, Neubauten umweltfreundlich gestalten, sich um sozialen Zusammenhalt und Tradition kümmern. Dabei würden "christliche Wertvorstellungen weiter helfen". Die 54-Jährige, die bei einer Bank in München arbeitet, möchte, dass die CSU wieder den Bürgermeister stellt, "so wie es in vielen Gemeinden lange üblich war". 1988 war der damalige CSU-Bürgermeister Erich Pürkner abgewählt worden, seitdem regiert die SPD. Ohne Nachfragen oder gar eine Diskussion wählten die Mitglieder Kamleiter mit 27 von 30 Stimmen, zwei Wahlzettel waren ungültig.

Zuvor hatten die Mitglieder den Vorsitzenden Hammer im Amt bestätigt. Der hatte für Wirbel gesorgt, als er zwei Klimawandel-Leugner als Referenten einlud und heuer Vera Lengsfeld als Rednerin für den Neujahrsempfang. Die ehemalige Grünen- und anschließende CDU-Politikerin sympathisiert mit AfD-Positionen. Nach ihrem kontroversen Vortrag und massiver Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt der CSU-Kreisvorsitzende, Landrat Thomas Karmasin, spontan eine Gegenrede. Auch darüber wurde bei der CSU-Versammlung am Freitag nicht gesprochen. Stattdessen rühmte Altbürgermeister Pürkner Hammer als außerordentlich fleißig. Der würde zwar gelegentlich anecken, aber er teile seine Grundüberzeugung, bekannte Pürkner und wetterte gegen "gleichgeschaltete Print-Medien", die "jeden Konservativen in die rechte Ecke" stellen würden und dem "Gender-Wahn" verfallen seien.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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