Puchheim:Farben in Nuancen und Mischungen

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Die Farbenpalette des Orchesterklanges zelebrieren die Musiker des Staatstheaters am Gärtnerplatz im Puc. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Klangschönes Kammerkonzert mit Musikern vom Gärtnerplatz-Theater im Puc

Von Klaus Mohr, Puchheim

"Holz - Klang - Farben" lautete das Motto des Kammerkonzerts im Puchheimer Kulturzentrum, zu dem wieder zehn Musiker aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München gastierten. Im Mittelpunkt stand die Idee, die Farbenpalette des Orchesterklangs sozusagen in mehreren Ausschnitten zum Klingen zu bringen. Dabei dürfte es bislang kaum ein solches Konzert gegeben haben, das so viele Besucher angelockt hat: Das wiederum könnte damit zu tun haben, dass es eine Art Vorprogramm mit zwei Schülerinnen der Musikschule Puchheim gab. Auf diese Weise entstand, neudeutsch gesprochen, eine Win-win-Situation: Für die ausgezeichneten Profimusiker gab es zusätzliche Zuhörer, für die musikalisch erstaunlich reifen Geigenschülerinnen von Peter Michelsen ein Publikum, das nicht nur aus Verwandten und Freunden bestand.

Zu Beginn spielte Emilia Matthes, unterstützt am Klavier von Ayumi Janke, ganz im Sinne des Konzertmottos mit vielerlei Schattierungen der Klangfarbe den Kopfsatz (Allegro vivo) aus Claude Debussys Sonate für Violine und Klavier in g-Moll. Dabei kam ihr die Versiertheit im Umgang mit dem Bogen und daraus resultierend die Variabilität ihres Bogenstrichs sehr zu Gute. Ganz anders, und doch ebenso überzeugend, meisterte Friederike Kampick danach den Eingangssatz (Allegro con brio) aus Ludwig van Beethovens Sonate in c-Moll op. 30 Nr. 2: Den klaren Impetus des Klaviers nahm die Geigerin mit hoher Präzision auf und realisierte auch akkurat die Sforzati. Dadurch erhielt der Satz eine kraftvolle, bisweilen auch virtuose Akzentuierung, zusätzlich aber auch ganz weiche Doppelgriffe.

Franz Krommer hat sich bei der Besetzung des Quartetts in B-Dur op. 46 Nr. 1 aus dem Jahr 1804 vom Ausgangspunkt leiten lassen, zum Instrument Fagott klanglich gut passende Instrumente zu finden. Er entschied sich für eine insgesamt dunklere Klangfarbe, die er in zwei Violen und Violoncello repräsentiert sah. Damit stellte sich eine sonore Grundfarbe für dieses Stück ein, die für den Wohlklang verantwortlich war. In der Kontrastierung des Fagotts mit den Streichern übernahm das Blasinstrument zumeist die solistische Führung, wurde dabei aber von den Partnern stets sehr sorgsam begleitet. Immer wieder leuchteten auch dialogische Phrasen zwischen dem Fagott und einer Viola auf.

Zwei ganz unterschiedliche Instrumente sind das Englischhorn, wobei diese Bezeichnung für eine Oboe in Altlage steht, und die Harfe. In drei "Episoden" des zeitgenössischen Komponisten Franz Kanefzky trafen sich das Blas- und das Zupfinstrument auf rhythmischer Ebene. Immer wieder war es auch so, dass die Linie des Englischhorns wie die Erzählung einer orientalischen Geschichte wirkte und die Harfe diese Aura mit sanften Fundamentklängen illustrierte.

Mehr für die obere Klanglage entschied sich Charles Koechlin in seinem Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Stück "Suite en Quatuor" op. 55 für Flöte, Violine, Viola und Klavier. Auf diese Weise beherrschte ein sehr lichter Klangeindruck die Musik, Dissonanzen existierten fast nicht. Durch die oft schwerelose Helligkeit stellte sich ein impressionistischer Gestus ein, der in der sanft-intensiven Tongebung und der klaren Phrasierung der Musiker seine Entsprechung fand. Nur das Klavier steuerte hin und wieder tiefe Töne bei, die wie kleine Stützpfeiler zur Verankerung wirkten.

Das bekannteste Stück gab es nach der Pause: Wolfgang Amadeus Mozarts Quintett für Klarinette und Streichquartett in A-Dur KV 581. Hier zeigte sich, dass die Musiker im Orchester jeden Tag miteinander arbeiten und dass in einem Opernorchester die Qualität des Begleitens eine besondere Rolle spielt. Auch wenn es sich dort um Sänger handelt, ließ sich diese Kunst hier nahtlos auf die Klarinette als Solisten übertragen. Der Klarinettist gab sich auch nicht als Diva, sondern verstand sich klangschön als Teil des Ganzen, wodurch eine wunderbare Interpretation aus einem Guss entstand. Das wiederum dürfte der Grund gewesen sein, warum sich an den nicht enden wollenden Beifall ein Ausschnitt aus dem Quintett als Zugabe anschloss.

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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