Puchheim:Falschparker im Blick

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Datenerfassung: Politesse Ingrid Preis und Bürgermeister Norbert Seidl ahnden einen Regelverstoß. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bürgermeister Norbert Seidl begleitet die Politesse

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Fall ist knifflig. Einerseits steht da ein Schild, das ein absolutes Halteverbot anzeigt, andererseits erkennt man am Boden ganz genau die Markierung einer Parkbucht auf dem Park & Ride-Platz am Bahnhof. Ein Fahrer, der ein Knöllchen kassierte, hatte sich darüber beschwert im Rathaus. "Es ist wirklich irreführend", sagt Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Er ist an diesem Nachmittag, an dem ein eisiger Wind durch Puchheim fegt, mit Ingrid Preis unterwegs, der Politesse, die den ruhenden Verkehr überwachen soll.

Unter dem Titel "Bürgermeister vor Ort" besucht Seidl jeden Monat eine öffentliche Einrichtung, um zu sehen, wie es läuft und ob und welche Probleme es gibt. Die Stadt lässt das Parkgeschehen seit 2013 von Mitarbeitern eines privaten Unternehmens überwachen, nach dem sich Anwohner über Lastwagen beschwert hatten, die über längere Zeit in Wohngebieten abgestellt waren. Im vergangenen Jahr beschloss der Stadtrat, die Stundenzahl auf 25 zu erhöhen, um Falschparker aufzuspüren. Dabei war die Zahl der Verstöße 2016 sogar um 44 Prozent gesunken. Dafür haben mehr Wagenhalter als zuvor ihre Fahrzeuge in Feuerwehrzufahrten oder Halteverboten abgestellt. Das Problem schien sich von den Durchgangsstraßen in die Wohnviertel zu verlagern. Die Einnahmen lagen in Höhe von etwa 30 000 Euro.

Der Bürgermeister fragt nach der "Anhängermeile", der Josefstraße, in der ständig Anhänger abgestellt werden. Preis hat alle schon registriert. Aber deren Fristen laufen noch, erst nach 14 Tagen kann man eine Verwarnung aussprechen. Sie knipst jeweils Nummernschild und Ventilstand, so dass sie kontrollieren kann, ob ein Anhänger zwischenzeitlich bewegt wurde.

Die Politesse ist im ganzen Stadtgebiet unterwegs, zu allen Tageszeiten, auch mal am Wochenende. Am Abend patrouilliert sie gerne im Norden, im Bereich der Bäumlstraße, weil dort oft Feuerwehrzufahrten zugeparkt sind oder abgesenkte Bordsteine, wichtig für Gehbehinderte. In solchen Fällen ist sie nicht kulant, so wenig wie bei Behindertenparkplätzen oder in jener gefährlichen Kurve bei der Kindertagesstätte an der Bäumlstraße, wo absolutes Halteverbot herrscht. Am Bahnhof trifft es Fahrer, die ihre Wagen so aufstellen, dass sie zwei Plätze belegen. Am Wochenende würden dort viele Lastwagen abgestellt, manchmal mit den Reifen in der Grünanlage oder so, dass die Busse nicht mehr durchkommen, erzählt Preis.

Richtige Hotspots gebe es in Puchheim nicht, sagte die Politesse. An diesem Nachmittag findet man im Zentrum überall genug Parkplätze. Preis stellt ein paar Verwarnungen aus, weil einige Fahrer auf dem Mittelstreifen in der Allinger Straße die Parkscheibe vergessen oder völlig falsch eingestellt haben. Eine Frau kommt aus einem Geschäft und klagt, sie sei ja nur kurz beim Einkaufen gewesen. "Sie unterstützen die Stadt mit dem Geld", antwortet Seidl. Die Politesse kennt alle Arten von Reaktionen, von Bitten und Betteln bis Wutausbruch und Beschimpfung. Was die Markierung am Bahnhofsplatz betrifft, gibt Seidl dem Fahrer recht. Die Reste der weißen Farbspuren müssen vollständig entfernt werden, sagt er.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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