Umweltwoche:Essbares Puchheim

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Stolz präsentieren Schüler der Klasse 3d ihren selbst gebastelten Windgeschwindigkeitsmesser. (Foto: Günther Reger)

Bei Umweltwoche begeistern sich Schüler für die Idee, öffentliche Beete anzulegen

Von Monika Kalisch, Puchheim

Die Grundschule Puchheim Süd macht sich Hoffnung auf den Titel "Umweltschule". Sie baut dabei auf die Unterstützung vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Im Erfolgsfall wäre sie nach der Grundschule Esting die zweite anerkannte "Umweltschule" im Landkreis Fürstenfeldbruck. Um den Titel "Umweltschule in Europa - Internationale Agenda 21-Schule" zu bekommen, muss der Schulalltag umweltfreundlich gestaltet und umweltbewusstes Handeln verinnerlicht werden. Auf die Idee, eine solche Schule zu werden, habe sie der Bund Naturschutz gebracht, berichtet Schulleiterin Rosmarie Ehm. Die Naturschützer engagieren sich sehr für das Projekt, Hauptinitiatorin ist Anke Simon. Im Vorfeld der Bewerbung gab es an der Schule eine Projektwoche zum Thema Umwelt und Lebensräume.

An der Puchheimer Grundschule ist schon seit Langem eine nachhaltige Umwelterziehung wichtig. So bietet sie seit sechs Jahren zweimal wöchentlich Umweltunterricht für Ganztagsklassen an. Mit Hilfe vom Bund Naturschutz wagt sie nun den nächsten Schritt. "Wir bieten Bioobst und eine 'gesunde Pause' an. Unser Hauptziel aber ist es, dass die Kinder ihr Wissen an ihre Eltern weitergeben", sagte Ehm. Denn der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund liegt bei 80 Prozent und viele Eltern würden so etwas wie Mülltrennung aus ihrer Heimat nicht kennen. Holde Tietze-Härtl, Mitglied beim Bund Naturschutz und Unterstützerin der Umweltwoche ergänzt: "Die Kinder sind die Multiplikatoren für ihre Familien".

Am vergangenen Freitag lud die Schule zum Ende der Umweltwoche zu einer Abschlussfeier, bei der die Klassen ihre Projekte vorstellten. Dazu führten die Lehrer zuerst ein kleines Theaterstück mit dem Titel "Umwelt - mir doch Wurst" auf und der Chor und die Orchester AG spielten ein Lied über Natur. Zwischendurch stellten die Gruppen mit Plakaten ihre Ergebnisse Eltern und Mitschülern vor.

Unter den interessierten Zuschauern befand sich auch der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl. Er lobte: "Ich finde es toll, was die Schüler dieser Schule auf die Beine gestellt haben. Es macht mich stolz". Auch die politische Thematik, Puchheim zu einer "essbaren Stadt" zu machen, wurde aufgegriffen. Dabei sollen für Puchheimer, die zu Hause über keinen eigenen Garten verfügen, öffentliche Plätze zum Anlegen von Beeten geschaffen werden. Das Projekt soll auch den Austausch von Wissen der verschiedenen in Puchheim ansässigen Nationalitäten anregen. Diese Idee will der Bürgermeister fördern. Er versprach, sich weiter darum zu kümmern.

Die Grundschule Süd musste für ihr ehrgeiziges Vorhaben einiges verändern. Konrektorin Ulrike Eberlein sagte, die Mülltrennung sei auf Biomüll ausgeweitet worden. Zudem werde bei den Kindern darauf geachtet, Papier zu sparen und zum Kopieren nur noch Ökopapier benutzt. "Wir haben auch den Schulgarten wiederbelebt, in dem wir jetzt für unseren Heimat- und Sachunterricht die heimischen Pflanzen selbst angebaut haben", verriet sie weiter. Die Kinder sollen mit allen Sinnen die Natur begreifen, weshalb sie einen Fühlpfad angelegten.

Aufgenommen wurde das alles positiv, sowohl von Eltern-, als auch von Schülerseite. Das freut nicht nur die Direktorin, sondern auch den Bund Naturschutz. "Dadurch, dass wir eine Ganztagsschule sind und somit zusätzliche Zeit und zusätzliches Geld zur Verfügung haben, kann bei uns das Projekt "Umweltschule" sehr gut umgesetzt werden", sagte Rosmarie Ehm, "Schulen ohne Ganztagsklassen haben diese Mehrzeit nicht und tun sich somit schwerer, ein solches Konzept zu verfolgen". Der Bund Naturschutz will erreichen, dass möglichst viele Schulen im Landkreis eine Umweltschule werden.

Die Klasse 3c beschäftigte sich in der Woche mit dem Thema Klimawandel und baute dazu Wetterstationen und Windgeschwindigkeitsmesser. Klassenleiterin Ulla Moosburger ist sich sicher, dass die Woche trotz des komplexen Themas vielen Kindern klar gemacht habe, was sich alles auf die Umwelt auswirkt. Spaß habe es auf alle Fälle gemacht. Und auch Andreas Strobl, Klassenlehrer der Klasse 3d, war mehr als zufrieden mit der Umweltwoche. Seine Klasse hatte unter dem Motto "Räume nützen und schützen" die Streuobstwiese in Puchheim besucht und sich in Gruppen mit der Pflanzen- und Lebewesenvielfalt dort beschäftigt. Außerdem interviewten die Schüler ältere Menschen dazu, welche Spiele in früher spielten und wie damals Räume dafür genutzt wurden. Zu all diesen Aktivitäten nahmen die Schüler im Medienerziehungsunterrichts kleine Videos auf, diskutierten im Unterricht darüber und stellten schließlich einen Kurzfilm zusammen, auf den Andreas Strobl sehr stolz ist.

Auch weiterhin sind Umweltprojekte, wie das gemeinsame Herstellen von Apfelsaft, geplant. Dass die Schule den Zuspruch des LBV erhält, daran zweifelt nach dieser Umweltwoche keiner mehr. Auf das endgültige Resultat müssen die Schüler allerdings noch warten.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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