Puchheim/Egenhofen:"Wir haben nichts"

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Auch ländliche Pfarrverbände dämpfen Hoffnung - und wundern sich über Kirchenspitze

Von Stefan Salger, Puchheim/Egenhofen

Müsste die Kirche mehr Flüchtlinge aufnehmen? Sofern es geeignete Räume gibt, ja, meint Rosmarie Ehm. Die Puchheimer SPD-Stadträtin und Schulrektorin leitet nicht nur den örtlichen Asylhelferkreis, sondern ist auch Pfarrgemeinderätin in Sankt Josef. Sie warnt freilich davor, der Kirche vorschnell Versäumnisse vorzuwerfen. So sei es kontraproduktiv, Flüchtlinge etwa in einem übergangsweise leer stehenden Apartment im Kindergarten unterzubringen, obwohl dieses doch ganz dringend für Erzieher benötigt werde. Und der Pfarrsaal dürfte nicht nur wegen der fehlenden sanitären Einrichtungen ausscheiden, sondern auch deshalb, weil er intensiv und vielfältig genutzt wird und dort auch Deutschkurse für Asylbewerber stattfinden. Ehm hält es für realistischer, Grundstücke für Wohncontainer bereit zu stellen. Ob es doch noch kirchliche Räume gibt, will sie in Kürze mit Pfarrer Ulrich Bach erörtern, der am Wochenende aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. "Ich glaube aber, dass es leer stehende Pfarrhäuser eher im ländlichen Bereich gibt."

Dem widerspricht Egenhofens Pfarrer Josef Heiß, der dem jüngst gebildeten Pfarrverband Glonnauer Land vorsteht - zumindest für seine sechs Pfarreien. Er nennt die Häuser, wie jene in Oberweikertshofen, Egenhofen oder Hattenhofen, und zählt auf: hier vermietet, dort durch Kaplan oder Pfarrbüro belegt. Oder auch längst verkauft, so wie in Wenigmünchen. In Aufkirchen stehe immerhin ein Grundstück für Wohncontainer bereit, das Kreisbauamt komme da aber nicht voran. "Wir haben nichts", stellt Pfarrer Heiß lapidar fest. Das aber gilt seinem Eindruck nach nicht für den gesamten Landkreis. Er hat seine Zweifel, dass sich in den Bereichen Maisach, Fürstenfeldbruck oder auch Germering wirklich nichts finden lässt. Gleichwohl sieht er auch private Immobilienbesitzer und Gemeinden in der Pflicht: "Ich kenne genügend leer stehende Häuser in Egenhofen." Und vielleicht sei ja auch der erste Stock des Rathauses Oberschweinbach gar nicht so ungeeignet. Viel werde über christliche Solidarität geredet, "aber wenn's konkret wird, dann beißt es aus". Gewundert hat er sich allerdings darüber, dass der Vatikan offenbar bei den Pfarrgemeinden viel Potenzial sieht, selbst aber ganze zwei Flüchtlingsfamilien aufnimmt. Heiß will auch nicht ausschließen, dass in dem einen oder anderen erzbischöflichen Palais noch ein Plätzchen zu finden wäre.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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