Puchheim:Drohungen gegen Gröbenzell

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Stadtrat Puchheim dringt auf Verlängerung der FFB 11

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Überdurchschnittlich viele Puchheimer sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Auch die S-Bahnfahrerquote ist enorm. Dennoch werden viele kurze Strecken mit dem Auto zurückgelegt. "Das ist ein Abbild der Realität", sagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) zu den Ergebnissen der Verkehrsuntersuchung, die die Münchner Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr vorgelegt hat. Überraschend spielte in der anschließenden Diskussion auch die Fortführung der Kreisstraße FFB 11 wieder eine Rolle.

Der ehemalige Puchheimer Bürgermeister und heutige CSU-Stadtrat Erich Pürkner brachte einen ungewöhnlichen Gedanken ein. "Wir brauchen ein Druckmittel, dass die FFB 11 weitergebaut wird", sagte Pürkner im Wissen darum, dass die FFB 11 auf Gröbenzeller und Münchner Flur weitergeführt werden müsste. Besonders die Nachbargemeinde Gröbenzell hatte er im Visier. "Wir bereiten den Gröbenzellern tagtäglich Wohltaten", sagte Pürkner. "Wir stellen ihnen unsere Gemeindestraße als Durchgangsstraße zur Verfügung." Er meinte den Abschnitt der Lagerstraße, der in die Lena-Christ-Straße auf Gröbenzeller Gebiet übergeht. Pürkner plädierte für eine Sackgasse oder Kappung der Lagerstraße, um die Gröbenzeller zu Zugeständnissen bei der FFB 11 zu zwingen.

Seidl gefiel der Beitrag seines Vorvorgängers nicht so recht. Aber er musste ertragen, dass sich Pürkner durchsetzte, im Rahmen der Schlussfolgerungen aus der Verkehrsuntersuchung auch die Fortführung der FFB 11 zu berücksichtigen. Auch die Intervention von Manfred Sengl, dem Fraktionssprecher der Grünen, dass "die FFB 11 tot wie noch was ist", verhinderte nicht, dass die Stadträte mit 21 gegen sieben Stimmen für den Antrag Pürkners votierten. Auch der zweite Antrag Pürkners, zu untersuchen, wie sich eine weitere Bahnquerung auf den umliegenden Verkehr auswirkt, wurde einstimmig angenommen.

Zuvor hatte Verkehrsplaner Robert Ulzhöfer die Auswertung der Verkehrsuntersuchung im Stadtrat präsentiert. Die Untersuchung erfolgte per Verkehrszählung am 28. April. Gleichzeitig erhielten alle Puchheimer Haushaltsmitglieder einen Fragebogen, um ebenfalls für den 28. April ihr Wegeprofil an diesem Tag aufzuschreiben. Den Rücklauf der Fragebögen von 27,4 Prozent bezeichnete Ulzhöfer als "reif für die Champions League". Die Datenbasis ergab wenig überraschend, dass der Autoverkehr weiterhin dominiert. So fahren 2500 Puchheimer täglich mit dem Auto nach Gröbenzell, aber nur 300 mit dem Bus dorthin. Nach Germering sind 1500 Puchheimer mit dem Auto unterwegs, aber auch nur 300 mit dem Bus. In der Lochhauser Straße, der Puchheimer Einkaufsstraße, sind täglich mehr als 2000 Autofahrten gezählt worden. Auffällig war, dass sieben Prozent der Autofahrten Entfernungen von nur 500 Metern betrafen, bis tausend Meter waren es sogar 20 Prozent. Andererseits gaben die Befragten an, dass 20 Prozent von ihnen, Wegstrecken von 1500 bis zu 2500 Metern zu Fuß zurücklegen. Insgesamt bewegten sich 45 Prozent der Puchheimer am 28. April mit dem Auto fort, aber auch Fußgänger und Radfahrer mit einem Anteil von zusammen 30 Prozent hielten sich an einem Regentag tapfer.

"Eine Verbesserung des Werts für Fußgänger und Radfahrer wäre mühsam", meinte der Verkehrsplaner. Da 33 Prozent der Berufstätigen und Schüler schon eine MVV-Zeitkarte besitzen, sieht Ulzhöfer auch hier kaum Spielraum diesen Wert zu erhöhen. Kritisiert wurde von den Befragten, die insgesamt 2000 Vorschläge machten, das häufig nicht aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von S-Bahn und Bus. Unmut herrscht bei den Pkw-Fahrern über den großen Umweg von der Allinger Straße zur Lochhauser Straße und die fehlenden Parkplätze dort zu Einkaufszeiten. Viele Radfahrer plädierten für eigenständige Radwege oder in der Lager-, der Lochhauser und der Gröbenzeller Straße. Der Stadtrat will sich im März mit den Konsequenzen aus der Verkehrsuntersuchung befassen.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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