Puchheimer Volksfest:Drei Schläge ins Fass und einer aufs Auge

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Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl zapft souverän an und verspricht ein Volksfest mit Spitzenprogramm. Das wird den Gästen auch geboten, wobei einige sich so betrinken, dass sie Streit suchen oder randalieren

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

"Weißwurstwahnsinn" steht auf einem Schild am Eingang zum Festzelt in Puchheim. Mit einem Paketangebot für 6,90 Euro für zwei Weißwürste, Brezen und einer halbe Bier will Festwirt Jochen Mörz am Sonntagmorgen Besucher locken. Gegen elf Uhr werden nur wenige Weißwürste verzehrt, dafür sitzen 140 Kartler an den Tischen und spielen beim Schafkopf sichtlich engagiert um 500 Euro Siegerpreisgeld. Mehr Besucher zog es am Sonntag tagsüber zum Marktsonntag. Trotzdem bewerten die Organisatoren den Auftakt der ersten drei Puchheimer Volksfesttage auch dank des guten Wetters als ausgesprochen gelungen. Die Polizei sieht das etwas anders.

Gelungen war für eine tierliebende Puchheimerin die Zurückhaltung der Gäste beim Weißwurstwahnsinn. "Ich wünsche mir nächstes Jahr eine vegane Currywurst", sagte die Tierfreundin noch und hoffte in Zukunft auf ein tierfreies Volksfestessen. Veränderung und Verbesserung sind sowieso die Stichworte beim Puchheimer Volksfest, seit 2013 die vierjährige Pause endete. "Wir haben das Programm zu hundert Prozent aufgemotzt und präsentieren zehn Tage lang ein Spitzenprogramm", hatte Bürgermeister Norbert Seidl erklärt, nachdem er das erste Fass Bier mit drei Schlägen souverän angezapft hatte. "Das Volksfest ist sein Geld wert", ergänzt Seidl noch, als sich vor allem die jungen Besucher am Eröffnungstag für ein Freibier anstellten. Etwa 35 000 Euro schießt die Stadt Puchheim auch dieses Jahr wieder zu. Für diese Subvention gibt es im Stadtrat große Zustimmung. So auch bei Seidls Stellvertreter Rainer Zöller (CSU). "Wir geben jedes Jahr etwa 600 000 Euro für das PUC aus, da sind 35 000 Euro für die Wiederbelebung des Volksfestes in Ordnung", sagt Zöller. Am Mittwochabend wird das Champions-League-Spiel mit dem FC Bayern München in einer Fernsehübertragung auf großer Leinwand präsentiert. Das Programm habe man in Absprache mit dem Festwirt auf alle Altersklassen ausgerichtet. Zöller sicher: "Wichtig ist, dass die Jugend kommt." Die kam an den ersten beiden Abenden in Dirndl und Lederhosen in Scharen und füllten das Zelt.

Zöller wünscht sich, dass das Volksfest das Fest aller Puchheimer wird. Ihn freut, dass auch Migrantenfamilien aus dem Wohngebiet um die Adenauer- und Kennedystraße zum Fest kommen. Er steht zur Integration dieser Zuwanderer, auch wenn sich seine Meinung an diesem Punkt nicht unbedingt mit seiner Partei, der CSU, deckt. "Die gehören zu uns", bekräftigt Zöller, "da müssen wir die Zeichen der Zeit erkennen." Beim Festzug am Samstag standen die neuen Bürger Puchheims erst noch hier und da am Straßenrand und ihre Kinder sammelten Bonbons auf. Am Festzug nahmen wieder die teil, die immer dabei sind. Vorne weg marschierte die lokale Politikprominenz und auf einem Wagen fuhren die Stadträte hinterher. Die UWG war wieder mit einem eigenen Bulldog dabei. Dahinter hatten sich die Puchheimer Vereine und Institutionen, wie die Nachbarschaftshilfe, ZAP oder der FC Puchheim mit vielen sportlichen Kindern Sportvereine, aufgestellt. Auch der Kleingartenverein war dabei und Kindergärten mit witzigen Sammel-Großkinderwagen, in denen die Kleinen stolz Platz nahmen.

Auch die Polizei zog eine Bilanz des ersten Volksfest-Wochenendes. Allerdings keine so glänzende wie die Veranstalter. Am Freitagabend, teilte die Inspektion Gröbenzell mit, schlug gegen 21.30 Uhr ein 24-Jähriger einem 20 Jahre alten Puchheimer bei einem Streit im Festzelt mit der Faust aufs Auge und beleidigte andere Gäste. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden bei Verkehrskontrollen 16 und 17 Jahre alte jugendliche Fahrradfahrer, die bis zu 1,8 Promille zusammenbrachten, angehalten, außerdem wurde ein 21 Jahre alter Radldieb erwischt. Zwischen zwei und fünf Jugendliche beschädigten in der Bürgermeister-Ertl-Straße geparkte Fahrzeuge, die Schadenshöhe ist noch offen.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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