Puchheim:Uneinig in der Bildungsfrage

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Mitglieder des FDP-Kreisverbandes diskutieren Pläne des Bundespartei

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die FDP will sich nach Wahlniederlagen und Verschwinden aus dem Bundes- und bayerischen Landesparlament im Landkreis wieder konsolidieren. Die neuen Fähnchen, die den Aufbruch offenbar signalisieren sollen, zierten bereits die Tische in den Bürgerstuben in Puchheim. Markant ist der neue rote Streifen, auf dem in Weiß FDP aufgedruckt ist. Zahlenmäßig war der Aufbruch an diesem Abend wenig überzeugend. Von 88 Mitgliedern des FDP-Kreisverbandes waren nur zwölf zur Versammlung erschienen.

Doch die FDP will vor allem Themen setzen, um sich beim Wähler zurückzumelden. Bundesparteichef Christian Lindner hat dafür die Bildung als Thema vorgegeben. Damit hat die FDP nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal in der Parteienlandschaft, aber die Liberalen wollen dabei extra "groß denken", wie Britta Hundesrügge, die Referentin an diesem Abend, formulierte. "Groß" ist bei der FDP im Sinne von radikal gemeint. Sie will den Bildungsföderalismus abschaffen. "Wir wollen ein Bundesbildungsgesetz, das die Bildungsstandards festlegt", verkündete Hundesrügge, FDP-Gemeinderätin Gauting und Mitglied im Landesfachausschuss Bildung der Partei. In Puchheim referierte sie den Diskussionsstand im Fachausschuss.

Sie hatte dafür auch gleich die passende Parole zur Hand: "Nehmt dem Staat die Schule weg - Bildung muss man vom Kind aus denken." Dass klang nicht gerade originell, genauso wie die Forderung von Hundesrügge, den Focus auf die Sozialkompetenz der Schüler zu legen, die angeblich in der aktuellen Schule nicht vermittelt werde. Die Referentin erwähnte, dass sie bei Firmen wie Adidas und Lufthansa nachgefragte habe und diese Unternehmen vor allem die Sozialkompetenz der Schulabsolventen vermissen. Aber die FDP will noch mehr. "Das Staatsmonopol in der Lehrerbildung soll abgeschafft werden genauso wie ihr Beamtenstatus", verkündete Hundesrügge noch. Es soll eine Auflösung der Schulsprengel geben, eine Lehrerwahl durch Schüler und eine leistungsgerechte Bezahlung, alles geregelt durch eine so genannte "Schulfamilie" aus Eltern, Lehrern und Schülern.

Da gab es Widerspruch. Dass schon jetzt angestellte Lehrer viel schlechter bezahlt werden als verbeamtete, wie Peter Münster und Klaus Coy berichteten, schien für Hundesrügge neu zu sein. Der Gröbenzeller FDP-Gemeinderat Coy hatte auch starke Bedenken hinsichtlich der Sprengelauflösung. Die ehemalige Kreisvorsitzende Birgit Thomann aus Emmering betrachtete die Ausgabe von Zeugnissen als hoheitliche Aufgabe und wollte den Beamtenstatus für Lehrer beibehalten. Guido Theil aus Puchheim wandte sich gegen den für ihn "konstruierten Gegensatz zwischen Staat und Bürger". Andreas Schwarzer, ehemaliger FDP-Bundestagskandidat aus Türkenfeld, zog Hundesrügge den Zahn in Sachen Abschaffung des Bildungsföderalismus. "Da müssten sich 16 Länder einigen. Das wird nicht gehen", meinte Schwarzer. Die Länder, besonders Bayern, würden sich doch über ihre Bildungspolitik profilieren. "Ich traue mich für die FDP, das zu fordern", meinte Hundesrügge trotzdem.

Doch erst einmal müssen alle FDP-Mitglieder wohl eine Sonderumlage von 25 Euro pro Jahr berappen. Das ist eine Forderung der Bundespartei und soll für die nächsten drei Jahre kassiert werden, wie der Kreisvorsitzende Hendrik Grallert aus Gröbenzell verkündete. Damit sollen Wahlkämpfe finanziert werden. Grallert ist seit Juli im Amt und versucht den Kreisverband nach einigen Turbulenzen wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen und die Mitgliederzahl zu erweitern. "Die Tendenz ist steigend", so Grallert, "wir haben diese Woche zwei neue Mitglieder aufgenommen. Ob er demnächst auch eine FDP-Tupper-Party veranstaltet, hat er nicht gesagt. Die Idee der Landespartei ist: Wenn ein FDP-Mitglied sieben Nichtmitglieder zu sich nach Hause einlädt, kommt ein Landesvorstandsmitglied vorbei und erzählt etwas über die FDP. "Gibt es da auch ein Gastgeschenk?", murmelte eine Besucherin schmunzelnd.

© SZ vom 11.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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