Puchheim:Dialog mit der Wirtschaft

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Ein Vortrag über modernes Recycling von der Stadtarchivarin Mandy Frenkel ist Programmteil der Veranstaltung mit Geschäftsleuten in Puchheim. (Foto: Günther Reger)

Der Bürgermeister lädt Unternehmer zu einem Treffen ins Rathaus ein und kündigt die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen an. Während sich die Firmen um Parkplätze sorgen, wirbt Seidl für autofreie Lösungen

Von Peter Bierl, Puchheim

Unter dem Motto "Meet and Greet", Treffen und Grüßen, hatte der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) die Unternehmer der Stadt am Mittwochvormittag ins Rathaus gebeten. Von etwa 80 geladenen Gästen der Gewerbeverbände fand sich lediglich ein knappes Dutzend ein, was vielleicht mit der Uhrzeit zu tun hat. Ähnlich wie bei Bürgerversammlungen kamen vor allem Verkehrsprobleme zur Sprache. Gewerbetreibende sorgen sich anscheinend immer, dass es zu wenig Parkplätze geben könnte.

Seidl hatte in seiner Begrüßungsrede als Ziel formuliert, den Autoverkehr nicht zu fördern. Er wolle so wenig wie möglich davon, mehr Straßen und Parkplätze brächten nur mehr Autos. Der Bürgermeister warb für Carsharing und ein Fahrradverleihsystem. Die Stadt führe darüber bereits Gespräche mit der Radsparte des Münchner Verkehrsgesellschaft, die das öffentliche Mietsystem MVG Rad eingeführt hat. Bedenken meldete Elmer Reichel an, der Filialdirektor der Sparkasse. "Die Leute wollen noch weniger gehen", sagte er und verwies auf Zulassungszahlen. Die Stadt solle sich eher "dem Verkehr öffnen", findet Reichel. Für die Kunden seien obendrein die Parkplätze ein großes Problem. Seidl verteidigte seinen Kurs. "Wir brauchen eine andere Mobilität. Mit dem Auto überall hin zu fahren, ist nicht die Zukunft", sagte er. Gerade zum Geldabheben könnte man auch zu Fuß gehen. Würden in der Lochhauser Straße, der "Einkaufsmeile von Puchheim", weniger Autos fahren und stattdessen die Aufenthaltsqualität durch Plätze verbessert, käme dies letztlich den Läden zugute.

Reichel räumte ein, dass ein Shuttlesystem mit Bussen oder eine Ringlinie durchaus attraktiv wäre. Selbst Kunden aus anderen Orten könnten mit dem Zug nach Puchheim fahren und am Bahnhof in einen Bus einsteigen. Der Chef eines Autohauses mahnte, dass die Infrastruktur für eine andere Mobilität fehle. Für Elektroautos brauche es flächendeckend Schnelllade-Säulen, um die Batterien aufzuladen, und für Carsharing Stellplätze in zentraler Lage. In Puchheim müsste man dafür drei bis vier Plätze etwa am Bahnhof ausweisen, schlug Karl Moser vor. Das sei ein Henne-Ei-Problem, antwortete der Bürgermeister. Die Komm-Energie betreibe im Stadtgebiet bereits drei Zapfsäulen für Elektroautos, aber die seien derzeit "null ausgelastet".

In seiner Begrüßung hatte der Bürgermeister auf die Bedeutung des Gewerbes für die Stadt und ihre Bewohner hingewiesen. Die Unternehmen böten Arbeitsplätze, sicherten die Versorgung und zahlten Gewerbesteuer, umgekehrt sei Puchheim ein guter Standort. Derzeit sind in Puchheim etwa 2200 Betriebe angemeldet. Davon zahlen 445 insgesamt um die 15 Millionen Euro Steuern. Die Kommune wolle den Bestand in den Gewerbegebieten optimieren, sagte Seidl. Der Neubau der High-Tech-Firma Scanlab im Gewerbegebiet Nord sei dafür ein gutes Beispiel. Der Ikaruspark soll erweitert und eine weitere Fläche zwischen diesem Areal und der Tankstelle an der Eichenauer Straße ausgewiesen werden. Die Lochhauser Straße soll aufgewertet werden, dafür möchte der Bürgermeister einen städtebaulichen Wettbewerb veranstalten. Die Kommune will außerdem einen Gründer- und Kreativhof errichten. Derzeit würde nach einem passenden Grundstück gesucht.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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