Puchheim:Das Sparschwein wird geschlachtet

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Puchheim lebt über seine Verhältnisse. Geld wird für Personal und Großprojekte benötigt

Von Peter Bierl, Puchheim

Finanziell steht die Stadt Puchheim gut da, muss aber ihren Sparstrumpf leeren. Das Defizit am Jahresende wird etwa 14 Millionen Euro ausmachen, die aus Rücklagen beglichen werden. Die Ursache sind einige Großprojekte, die viel Geld kosten. Zudem steigen die Personalkosten wegen 13 neuer Stellen stark an. "Der Haushalt steht ordentlich unter Druck. Wir tanzen auf vielen Hochzeiten", sagte Jean-Marie Leone (SPD), der Finanzreferent des Stadtrates, am Dienstag bei der Eröffnung der Haushaltsberatungen.

Für Umbau und Erweiterung der Grundschule am Gerner Platz werden in diesem Jahr 2,6 von 11,5 Millionen Euro fällig. Der Neubau des Kindergartens im Wohnpark Roggenstein samt acht Dienstwohnungen schlägt mit 2,7 Millionen zu Buche bei Gesamtkosten von mehr als sieben Millionen. Das Projekt Geothermie wird etwa 2,5 Millionen Euro kosten. Für die Planung des neuen Ortszentrums wird die Kommune etwa eine halbe Million ausgeben. Die gesamten Investitionen haben ein Volumen von rund 18 Millionen Euro, erklärte Kämmerer Harald Heitmeir.

Für den laufenden Betrieb wird die Stadt mehr als 43 Millionen ausgeben. "Wir verbrauchen mehr, als wir erwirtschaften", stellte Heitmeier fest. Dabei machen die Personalkosten mit 7,5 Millionen Euro einen ordentlichen Batzen aus. Was unter Stadträten Irritationen nach sich zog, ist deren Anstieg um mehr als 800 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. "Wir werden uns das noch mal genau anschauen", sagte Leone. "Wir haben einen hohen Bedarf an Personal wegen der vielen Projekte", erklärte Jens Tönjes, der geschäftsleitende Beamte, der SZ. Die Arbeitsbelastung im Rathaus sei "extrem hoch".

Etwa 250 000 Euro führt Tönjes auf diverse Tariferhöhungen, Neubewertungen von Stellen sowie steigende Beihilfen für Beamte zurück. Im übrigen werden eine ganze Reihe von Voll- und Teilzeitstellen neu geschaffen. Im Bauamt sollen zwei Architekten neu eingestellt werden, darunter einer in leitender Position, das Kulturzentrum Puc bekommt einen Veranstaltungstechniker, einige Hausmeisterstellen sind notwendig, etwa für die Grundschule am Gerner Platz. Der Bauhof braucht einen Gärtner und die SPD hat eine weitere Stelle im Jugendzentrum beantragt. Insgesamt könnte die Stadt heuer 16 Personen zusätzlich einstellen. Dabei ist der Arbeitsmarkt in einigen Branchen "leergefegt", wie Tönjes berichtete. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Kommune einen zweiten Schwimmmeister für das Bad eingestellt.

Nach dem Haushaltsentwurf wird Puchheim heuer etwa 61 Millionen Euro ausgeben, aber nur 47 Millionen einnehmen, wobei die Einkommens- und Gewerbesteuer mit zusammen fast 30 Millionen den Löwenanteil ausmachen. Die Differenz muss aus dem Guthaben gedeckt werden. Dieser Trend wird sich nach der Prognose des Kämmerers fortsetzen. Im Jahr 2020 sind die Rücklagen dann fast aufgebraucht, es blieben nur etwa 380 000 Euro übrig. Zu dem Zeitpunkt ist allerdings vorgesehen, mit den Neubauten im Zentrum für Volkshochschule, Musikschule und Stadtbibliothek zu beginnen. Völlig offen ist, was der Umbau des Altenheims Haus Elisabeth kosten wird und wer bezahlt.

Dennoch steht die Stadt besser da als viele andere Kommunen und der Kämmerer kalkuliert vorsichtig. Gleichwohl mahnte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), man müsse aufpassen, nicht in einen "Kreislauf nach unten" zu geraten.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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