Schulsanitäter in Puchheim:Cool bleiben bei klaffenden Wunden und künstlichem Blut

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Ein Wettbewerb der Schulsanitäter in Puchheim zeigt, wer sich in schockierenden Situationen zurecht finden und Erste Hilfe leisten kann.

Von Felicitas Lachmayr, Puchheim

Die Anspannung steigt, als die fünf Schulsanitäter auf ihre nächste Aufgabe warten. Ein paar erklärende Worte des Schiedsrichters, ein kurzes "Zieht's euch warm an" und schon öffnet sich die Türe der Umkleidekabine. Sofort sticht ein blutverschmiertes Brett mit Nägeln ins Auge, daneben ein verletzter Schüler, das Gesicht schmerzverzogen. An seinem Fuß quillt künstliches Blut aus den beiden Einstichwunden, eine weitere Wunde klafft am Ellenbogen. Die scheint er sich beim Sturz durch die Verletzung am Fuß zugezogen zu haben. Dem ungeschulten Betrachter wird bei diesem Anblick erst einmal etwas mulmig, doch das Team der Puchheimer Schulsanitäter handelt schnell. Allen ist klar, was hier zu tun ist. Ein paar flinke Bewegungen und schon ist Jacqueline Krois dabei, einen Druckverband anzulegen. Während sie gemeinsam mit Tanja Münster die Wunden verarztet, übernimmt Dominikus Cornell die psychologische Betreuung des Patienten. Er stützt ihn, redet ihm freundlich zu und setzt einen Notruf ab. Ohne viele Worte oder Absprachen versorgen die drei den Verletzten, denn die Zusammenarbeit untereinander läuft wie geschmiert, jeder Handgriff sitzt.

Das es sich hier nur um ein gestelltes Fallbeispiel handelt, ist dem Team kaum anzumerken. Mit höchster Konzentration sind sie dabei und geben ihr Bestes, um den Patienten zu versorgen. Das lobt auch Schiedsrichter Daniel Wirth. "Ihr habt sehr schnell und zielstrebig gearbeitet", betont er bei der anschließenden Bewertung. Einzige Kritik: das Team müsse beim Anlegen eines Druckverbandes darauf achten, die verletzte Extremität immer hochzulegen. Am Ende erhält das Team neun von zehn möglichen Punkten. Ein tolles Ergebnis.

"Es läuft wirklich gut, unsere Punkte können sich sehen lassen", freut sich Krois. Die 15-Jährige ist schon zum zweiten Mal beim Schulsanitätswettbewerb dabei und begeistert von den unterschiedlichen Fallbeispielen. "Man lernt immer wieder etwas neues dazu", sagt sie. Die Praxis mache ihr besonders viel Spaß, die theoretischen Prüfungen hätten es dieses Mal in sich gehabt.

Insgesamt 17 Teams aus Realschulen des westlichen Oberbayerns nehmen am Sanitätswettbewerb teil, vier davon aus dem Landkreis. "Ich organisiere das jetzt zum vierten Mal an unserer Schule und es macht einfach unheimlich Spaß", sagt Marc Andrée. Er unterrichtet Sport und Englisch an der Realschule Puchheim und ist nebenbei als Ausbilder für erste Hilfe tätig. "Die Schüler können sich hier austauschen und voneinander lernen."

Doch viel Zeit zum reden bleibt nicht. Denn plötzlich schallt ein Gong durch die Turnhalle und eine Lautsprecherstimme bittet die Sanitäter zur nächsten Station. Zwölf Minuten haben sie jeweils Zeit, ihre Aufgabe zu meistern. Was das fünfköpfige Team an der nächsten Station erwartet, hat allerdings weniger mit medizinischer Praxis als mehr mit guter Zusammenarbeit zu tun. Denn vor ihnen türmt sich eine etwa drei Meter hohe Mauer aus Matratzen auf, die es so zu überwinden gilt, dass am Ende alle fünf auf der anderen Seite stehen. Nach kurzem Hin und Her haben sie eine Strategie entwickelt. Mit einer Räuberleiter und viel Schwung hievt der sportlichste des Teams die anderen über die Mauer und nimmt am Ende Anlauf, um sich ohne Hilfe selbst auf die andere Seite zu hangeln. Damit wäre auch diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.

"Die Teamaufgaben sind einfach am besten", sagt Krois. "Manche Stationen sind stressig, aber es macht echt Spaß." Am spannendsten fand sie die Meeresstation. Dort saßen sie alle in einem Boot in Form einer rollbaren Trage, mussten im Slalom Pfosten umfahren, einer gestrandeten Person ein Rettungsseil zuwerfen und unter einer Matratzenhöhle hindurch tauchen. Diese Aufgabe ist auch Maximilian Weigts Favorit. Der 15-Jährige gehört zum Sanitätsteam der Maisacher Realschule und ist zum ersten Mal beim Wettbewerb dabei. "Jede Station ist anders und man weiß nie genau, was einen erwartet", schwärmt er. Am Ende ergatterte das Team der Realschule Gauting den ersten Platz. Die Puchheimer Sanitäter wurde als beste Gruppe aus dem Landkreis zweiter. Sie kamen gleich nach der Siegerehrung noch einmal zum Einsatz, als sich ein Schüler beim Sport wirklich den Fuß verletzte. Doch nach diesem Wettkampf war die Erstversorgung des Schülers kein Problem für die fünf Sanitäter.

© SZ vom 18.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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