Puchheim:Bootsfahrt durch Puchheim

Lesezeit: 1 min

Historische Bootsfahrt: Bei einem Jahrhunderthochwasser im Mai und Juni 1940 war die Allinger Straße überflutet. (Foto: Archiv Johann Aichner)

Das letzte Jahrhunderthochwasser liegt 75 Jahre zurück. Man konnte mit einem Kahn durch die Allinger Straße fahren

Die Erinnerung ist manchmal trügerisch. Als die Puchheimer Stadträte vor einiger Zeit über die künftigen Überschwemmungsgebiete im Stadtgebiet diskutierten, kam die Frage auf, wie realistisch es denn sei, dass einige Wohngebiete, insbesondere Neubauviertel im Altdorf und in Puchheim-Bahnhof einige Zentimeter tief im Wasser stünden. Denn die Risikozonen bei einem hundertjährigen Hochwasser, also einem Ereignis, das eigentlich nur einmal alle hundert Jahre auftreten dürfte, basieren auf einem Rechenmodell der Experten im Wasserwirtschaftsamt. Sie stützen sich auf statistische Niederschlagsmengen und topografische Daten.

In der Debatte kamen Zweifel an der Realitätstauglichkeit des Modells auf. Von wegen alle hundert Jahre, meinte Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU). So etwas wäre doch seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr nicht passiert. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ist zwar erst viele Jahrzehnte später aus der Oberpfalz eingewandert, wusste jedoch von einer Anekdote zu berichten, wonach man zwischen Altdorf und Moossiedlung schon mal mit dem Kahn habe fahren können. Das wiederum regte die Erinnerung Pürkners an. Der antwortete, so etwas habe er auch schon mal gehört.

Dazu hat sich nun Hans Aichner zu Wort gemeldet, Ortschronist und früherer FW-Gemeinderat. "Es gibt keine Fundstelle oder seriöse Aussage, dass je bei Hochwasser von Puchheim-Ort nach Puchheim Bahnhof mit dem Kahn gefahren werden konnte, es sei denn vielleicht auf dem Gröbenbach", sagte er der SZ. Allerdings sei Puchheim im Mai und Juni 1940 von erheblichen Überschwemmungen heimgesucht worden. In Puchheim-Ort reichte das Wasser Erzählungen alter Puchheimer zufolge vom Gröbenbach bis fast zum Unterwirt, berichtete Aichner. Besonders betroffen aber war Puchheim-Bahnhof, insbesondere südlich der Bahnlinie.

Der Heimatforscher Aichner stützt sich nicht bloß auf Zeitzeugenberichte, die sich seit der "Knoppisierung" von Geschichte größter Beliebtheit erfreuen, weil sie Authentizität vorspiegeln. Sondern er hat Fotos aus seinen Beständen vorzuweisen. Eines davon zeigt einen Kahn, der in der Allinger Straße auf den Fluten dahingleitet. Im Hintergrund ist die alte Kirche von Sankt Josef zu erkennen. Vielleicht wäre es geboten, dort ein Überschwemmungsgebiet auszuweisen, meint Aichner.

© SZ vom 16.02.2016 / v - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: