Puchheim:Bohnenstrudel statt Schweinshaxn

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Bisher ist die Nachfrage nach dem Bohnenstrudel zwar eher gering, dennoch will der Festwirt das Gericht auch beim nächsten Volksfest anbieten. (Foto: Günther Reger)

Zumindest geschmacklich überzeugt die vegane Alternative auf dem Puchheimer Volksfest

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Volksfest ist Hendl-Duft, Krustenbraten und der Brotzeitteller mit Leberwurst und Presssack oder sogar der "Weißwurst-Wahnsinn", der beim Puchheimer Volksfest regelmäßig stattfindet. Veganes Essen allerdings bei einem Volksfest: ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nicht unbedingt. Auch ein eingefleischter Festwirt wie Jochen Mörz hat sich überreden lassen, veganes Essen in seine Speisekarte aufzunehmen. Die Anregung kam vom Festausschuss in Fürstenfeldbruck, wo das nächste Volksfest im Landkreis stattfindet. "Dann habe ich das auch gleich für Puchheim in die Karte aufgenommen", so Mörz. So findet der Volksfestbesucher unter der Rubrik "Vegetarisches, Salate" auch die Überschrift "Vegan". Angeboten wird ein pikanter Bohnenstrudel mit gemischtem Salat für 8,90 Euro. Ein Testessen fällt positiv aus.

Der Kellner im Puchheimer Festzelt war bei der Bestellung zwar zunächst etwas irritiert. Er musste selbst erst in der Speisekarte nachschauen, ob es einen veganen Bohnenstrudel gibt. Doch nach fünf Minuten stand er dann auf dem Tisch. "Es sieht sehr appetitlich aus", sagt Testesserin Bettina Kenter und zeigt sich vom optischen Eindruck positiv überrascht. Die Füllung des Blätterteig-Strudels ist Hackfleisch täuschend ähnlich. "Es ist eine Mischung aus Kidneybohnen, Soja, Zwiebeln und Tomaten", erläutert Festzeltwirtin Nadine Mörz, die Tochter von Jochen Mörz. "Die genaue Rezeptur ist das Geheimnis meines Bruders, des Küchenchefs." Bereits nach den ersten Bissen sagt Testerin Kenter "wunderbar" und macht ein zufriedenes Gesicht. Wie in der Speisekarte angegeben, ist das Gericht pikant, also etwas schärfer gewürzt.

Auch das gefällt der Testerin. Sie kennt sich gut aus mit veganem Essen, Gerichten, die nicht aus Tierprodukten bestehen, also auch nicht mit Milch und Eiern angereichert sind. So ist auch der Salat zum Bohnenstrudel mit Balsamico gewürzt. Erfahrungen in Restaurants in München und Umgebung, die veganes Essen auf der Speisekarte haben, hat die Germeringerin seit einigen Jahren gesammelt. "Häufig", sagt Kenter, "schmecken mit Soja gekochte vegane Gerichte nicht besonders gut." Sie ist sehr angetan davon, dass der Festwirt dieses Angebot macht. Die übrige Speisekarte besteht aus zwei Dutzend traditionellen Gerichten, die dem üblichen Essensangebot auf einem Volksfest entsprechen.

Häufig bestellt wird der Bohnenstrudel in Puchheim jedoch nicht. Nadine Mörz zählt drei Essen am ersten Tag und vier weitere bis Dienstag auf. Das sei etwas wenig, aber man werde wie geplant das Angebot auch beim Brucker Volksfest auf der Karte haben. Der Aufwand für den Bohnenstrudel sei relativ gering. Offenbar gilt es für Volksfeste eine neue Geschichte zu kreieren. Doch so schnell lässt sich der Bratwurst- und Hendlduft, der sich mit dieser Veranstaltung assoziiert, nicht aus den Köpfen der Besucher herausbringen. "Wenn da nicht Schwein draufsteht, denken die Leute, es ist kein Essen", so Testerin Kenter. Auch spiele das Wort "vegan" eher keine positive Rolle, wirke auf einige wohl sogar abschreckend. Sie ist davon überzeugt, dass mehr Bohnenstrudel verkauft würden, wenn nicht vegan davor stünde.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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