Puchheim:Bedingt einsatzbereit

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Die Einsätze der Feuerwehr sind zwar nicht gefährdet, die freiwilligen Helfer müssen sich dafür aber mit einigen Unannehmlichkeiten rumschlagen. Einige Mängel dagegen, etwa keine getrennte Zu- und Abfahrt, verstoßen gegen die Vorschriften. (Foto: Günther Reger)

Die CSU hat eine Mängelliste des Puchheimer Feuerwehrhauses vorgelegt und fordert eine Erweiterung. Der Feuerwehrkommandant bestätigt die Defizite, doch Bürgermeister Norbert Seidl widerspricht

Von Peter Bierl, Puchheim

Das Feuerwehrhaus in Puchheim ist zu klein und die Einsätze sind mit Risiken verbunden, weil die Vorschriften nicht eingehalten werden. So kreuzen sich im Alarmfall die Wege von einrückenden Feuerwehrleuten mit ausfahrenden Löschfahrzeugen. Hinterher laufen Männer und Frauen mit kontaminierten Anzügen durch die Flure, so dass viele den Brandgeruch einatmen. So steht es in einem Papier des Stadtrats Günther Hoiß (CSU). Der Bürgermeister weist diese Darstellung zurück. Hoiß sei weder Gutachter noch schlage er eine konkrete Lösung vor und für eine Erweiterung sei am Standort kein Platz, sagte Norbert Seidl auf Nachfrage gegenüber (SPD) der SZ.

Der Feuerwehr-Kommandant Michael Viehhauser bestätigte die Mängelliste von Hoiß, der selbst seit 42 Jahren aktiver Feuerwehrmann und Referent für die Versorgungsinfrastruktur der Stadt ist. Allerdings favorisiert Viehhauser einen kompletten Neubau, während die CSU eine Erweiterung und Sanierung des Gebäudes beantragt hat, was der Feuerwehrkommandant nur für die "zweitbeste Lösung" hält. Einigkeit besteht darin, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr nicht durch Mängel beeinträchtigt ist, wie sowohl Hoiß als auch Viehhäuser betonten.

Das Feuerwehrhaus von Puchheim-Bahnhof im Gewerbegebiet Nord an der Siemensstraße wurde 1980 eingeweiht, Hoiß war damals als junger Feuerwehrmann dabei. "Damals waren alle begeistert, es war das neueste Gebäude in der Gegend", erzählt er. Alle hätten dem Architekten vertraut. Nun hat sich Hoiß das Gebäude genau angeschaut und dessen Zustand sowohl mit den aktuellen als auch den damaligen Vorschriften verglichen. "Schon bei der Planung und dem Bau damals wurde gegen geltende Bestimmungen verstoßen", lautet sein Fazit. Wie das geschehen sein soll, kann er nicht sagen. Klar ist, dass die Anforderungen sich seitdem verschärft haben.

Seine Mängelliste beginnt damit, dass Feuerwehrleute schon vor dem Einsatz nasse Füße kriegten, weil der Hof bei Regen unter Wasser stünde. Viehhauser erzählt, dass der Rückstauraum etwas vergrößert wurde. "Bei Starkregen reicht das aber nicht." Ein Hauptproblem sei, dass Männer und Frauen im Fall eines Einsatzes zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto zum Feuerwehrhaus kommen, und dabei den Hof überqueren, wenn Kameraden schon mit den ersten Löschfahrzeugen losfahren. Es besteht die Gefahr von Unfällen. Passiert sei zwar noch nie etwas, sagt Viehhauser. Aber die Feuerwehr könnte die Anfahrtszeiten um wertvolle Sekunden verkürzen, käme man sich nicht vor der Haustüre in die Quere. Getrennte Zu- und Abfahrten waren schon 1980 vorgeschrieben, schreibt Hoiß in seinem umfangreichen Papier.

Eine Alternative wäre, dass die Feuerwehrleute nach einem Umbau den Hintereingang benutzen. Allerdings müssten sie über das Gelände des Bauhofes, wo tagsüber gearbeitet wird, gibt der Kommandant zu bedenken. Für ihn ist das ein Grund, der für einen Neubau spricht, ebenso dass durch eine Sanierung nicht alle Flucht- und Rettungswege barrierefrei werden. "Das kriegt man in dem Bestand nie hin", fürchtet er. Grundsätzlich sei in dem Gebäude zu wenig Platz. "Wir platzen aus allen Nähten", klagt Viehhauser. Die Truppe umfasse derzeit 90 Aktive einschließlich der Jugend. Der Schulungsraum sei zu klein, einen eigenen Jugendraum gebe es nicht, fünf Personen müssten sich ein Büro von 18 Quadratmeter für die Verwaltungsarbeit teilen. Laut Hoiß fehlten nach der damals gültigen Norm schon bei der Eröffnung fünf Räume.

"Ganz schlimm" sei, dass sogenannte Weiß- und Schwarzbereiche nicht getrennt sind, berichtet der Feuerwehrkommandant. Männer und Frauen sollen nach einem Einsatz nur im schwarzen Bereich herumlaufen, weil ihre Kleidung mit Brandrauch oder Chemikalien kontaminiert sein kann. In Puchheim sei diese Trennung nicht möglich, es gebe auch keine separaten Sanitärräume. Stattdessen liefen die Feuerwehrleute mit schmutzigen Klamotten durch die Flure, bevor sie duschen könnten. Es gibt nur jeweils einen Sanitärbereich für Männer und für Frauen, statt zwei, getrennt nach Weiß- und Schwarz-Bereich.

Und in der Männerdusche funktionieren die Armaturen seit zwei Jahren nicht, so dass man sich verbrüht, wie Hoiß der SZ erzählt. Ein weiteres Manko ist, dass ein Notstromaggregat fehlt. "Bei einem flächendeckenden Stromausfall über längere Zeit wäre das Feuerwehrhaus praktisch tot", warnt Viehhauser. Nach Angaben von Hoiß wurde ein solches Aggregat im vergangenen Jahr zwar im Stadtrat beschlossen, aber noch nicht angeschafft.

Die CSU-Fraktion fordert eine Sanierung und Erweiterung des Gebäudes in das Investitionsprogramm der Kommune aufzunehmen. Die Verwaltung solle bis Ende Juni ein Konzept vorlegen. Die gesundheitsgefährdenden Mängel sowie die Schäden an den Duschen müssten sofort behoben werden. Der Antrag soll noch im März im Stadtrat behandelt werden. "Es ist nicht so, dass das Feuerwehrhaus nicht mehr tauglich ist", sagt dagegen der Bürgermeister. Seidl sieht derzeit nur einen Sanierungsbedarf bei den Toiletten, der "längst bekannt" sei. Sollten weitere Mängel moniert werden, müsste ein Experte das Gebäude untersuchen.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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