Puchheim:Ausgezeichnete Steinmetzin

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Julia Dietrich hat als Jahrgangsbeste die Münchner Meisterschule absolviert

Von Ariane Lindenbach, Puchheim

Das ist die Geschichte einer jungen Frau, die auszog, das grobe Handwerk der Steinmetze meisterlich zu erlernen. Das ist Julia Dietrich aus Puchheim nicht nur so gut gelungen, dass sie die Münchner Meisterschule als Jahrgangsbeste absolviert hat. Mit ihrem Meisterstück hat sich die Puchheimerin zudem auf bemerkenswerte Weise in ihrem Heimatort Lauterhofen in der Oberpfalz verewigt: Sie hat ein Urnenfeld konzipiert, in dessen Mitte ihr Werk - eine Steinskulptur aus Kalkstein - den Übergang vom Leben zum Tod sowie die Auferstehung symbolisiert. Die modern gestaltete Skulptur soll laut der 24 Jahre alten Steinmetzmeisterin auch an eine EKG-Linie erinnern, die im Leben in Bewegung ist, und im Tod ruht.

Ausgezeichnete Meisterschülerin: Julia Dietrich bekam eine Auszeichnung von der Handwerkskammer. (Foto: privat)

Dietrich, die sich selbst ehrgeizig nennt, wusste schon in der Schule, in welche Richtung ihr Weg sie führen würde. "Ich war in der Realschule und da wurde schon propagiert Bürojob, Bank oder so was. Ich wollte aber schon etwas Handfestes machen", erzählt die junge Frau mit den langen, rot gefärbten Haaren. Also habe sie diverse Praktika gemacht, "und beim Steinmetz bin ich hängengeblieben". Ihre Ausbildung bis zur Gesellin, und darüber hinaus noch zwei Jahre mehr, machte sie bei der Steinbildhauerei Reithmeir in Velburg. Während ihrer Ausbildung hat sie nur Grabsteine bearbeitet, sich ausschließlich in der Werkstatt aufgehalten. "Das war schon anstrengend, weil man arbeitet wirklich mit Hammer und Meißel", wobei die Steinmetze eigentlich nicht Hammer und Meißel sagen, wie Dietrich erläutert. Der Hammer heißt Fäustel oder Knüpfel, der Meißel Eisen. Und da es Letzteren in verschiedenen Größen gibt - je nachdem, ob man einen großen Brocken aus dem Stein heraushauen möchte oder nur ein paar feine Konturen herausarbeitet - gibt es beispielsweise das Spitzeisen und das Schlageisen. Am Anfang ihrer Ausbildung war es reine Muskelkraft, die den Stein formte. Vom zweiten Lehrjahr an lernte die 24-Jährige dann auch den Umgang mit Presslufthammer und Flex. Das spart zwar eine Menge Kraft. Doch man muss auch genau wissen, wie man die Maschinen richtig einsetzt, damit man keinen Stein verpfuscht.

Fleißige Handwerkerin: Julia Dietrich bei der Arbeit. (Foto: privat)

Zwei Jahre blieb Dietrich als Gesellin noch bei ihrem Lehrbetrieb. In dieser Zeit habe sie eine Menge Seminare der Handwerkskammer zur Gestaltung von Grabsteinen besuchen dürfen, viel über Design gelernt. Doch das genügte der strebsamen jungen Frau bald nicht mehr. "Ich wollte gestalterisch noch weiterkommen", also habe sie sich für die Meisterschule in München beworben. Und wurde genommen. Ihre Motivation? "Ehrgeiz und Neugier und einfach nicht stehenbleiben." Dass sie dann auch noch mit einem Notendurchschnitt von 1,22 in ihrem Abschlusszeugnis als Beste ihrer Klasse abgeschnitten hat, war für die Puchheimerin weder besonders überraschend noch sonderlich ungewöhnlich: "Ich zieh meine Sachen schon immer recht ehrgeizig durch und dann war das so ein Nebeneffekt." Ihre Eltern reagierten offenbar auch eher gelassen als euphorisch, da Dietrich auch ihre Gesellenprüfung als eine der Besten abschloss. Ihre Mutter habe das gute Zeugnis mit den Worten, "die sammelt sie", recht trocken kommentiert. Trotzdem hätten sich ihre Eltern natürlich sehr gefreut. Und auch einige andere Leute aus Lauterhofen, das im Kreis Neumarkt liegt, seien dem von ihr gestalteten Urnenfeld mit ihrer Skulptur mit positiver Resonanz begegnet, beantwortet sie fast ein bisschen bescheiden die Frage der Journalistin.

Schon seit Juli ist Dietrich mit ihrer Meisterschule fertig. Seit September arbeitet sie als Steinmetzmeisterin beim Steinmetzbetrieb Wiedmann in Freising und macht Nachschriften auf Grabsteinen. Aber sie hat auch noch ein Nebengewerbe angemeldet und hofft auf weitere Ausschreibungen, auf die sie sich mit ihren Ideen bewerben kann. Und vielleicht, so hofft die 24-Jährige, entdecken im nächsten Jahr auch manche Besucher der Landesgartenschau in Bayreuth ihr Talent. Dort wird nämlich ein von ihr gestaltetes Steinobjekt ausgestellt. Als eines von sieben, die eine Jury aus vielen Exponaten ausgewählt hat.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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