Puchheim:Angeklagter bestreitet Vergewaltigung

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In Prozess an Jugendkammer des Landgerichts steht Aussage gegen Aussage. 19 Jahre alter Puchheimer sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft

Aussage steht gegen Aussage. Hatte ein 19-jähriger Mechaniker aus Puchheim einvernehmlichen Sex mit einer jungen Frau auf einer Toilette am S-Bahnhof Puchheim, oder war es eine äußerst brutale Vergewaltigung, wie es das mutmaßliche Opfer, behauptet. Der Mechaniker muss sich seit diesem Dienstag vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm neben sexueller Nötigung in einem besonders schweren Fall auch vorsätzliche Körperverletzung zur Last.

Es war gegen 23 Uhr in der Nacht des 11. Juli vorigen Jahres. Der Angeklagte und einige seiner Freunde hielten sich am S-Bahnhof auf, wo sie das spätere mutmaßliche Opfer trafen. Die jungen Leute sollen sich zunächst unterhalten und Bier getrunken haben. Nach einiger Zeit gingen die Freunde des Mechanikers, sodass er und die junge Frau allein waren. Als sie auf die Damentoilette ging, soll ihr der 19-Jährige gefolgt sein. Auf die Frage, was er hier wolle, soll der Puchheimer der jungen Frau geantwortet haben, er werde im Vorraum der Toilette auf sie warten. Als die junge Frau zurückkam, soll sie sich mit dem 19-Jährigen auf eine Bank in der Nähe der S-Bahnstation gesetzt haben. Dort soll der Angeklagte begonnen haben, sie gegen ihren Willen zu küssen.

Inzwischen war es halb zwei morgens. Der Mechaniker und das mutmaßliche Opfer waren immer noch zusammen. Unter dem Vorwand ihr etwas zeigen zu wollen, soll der Angeklagte sie zu einem Gebüsch gelockt, zu Boden gedrückt und sexuell bedrängt haben. Auf die Aufforderung hin, damit aufzuhören, soll der 19-Jährige von der jungen Frau abgelassen haben. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge sei das mutmaßliche Opfer daraufhin zurück zu der Damentoilette am S-Bahnhof gegangen. Auch diesmal soll der 19-Jährige der jungen Frau gefolgt sein. Als sie ihm erklärt habe, dass sie nicht an ihm interessiert sei, soll der Puchheimer sie gepackt und auf den Mund geküsst haben. Obwohl sich das mutmaßliche Opfer mit aller Kraft gewehrt habe, soll der Angeklagte sie sexuell schwer missbraucht haben. Einen Tag nach der angeblichen Tat, wurde der Mechaniker festgenommen. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

Die junge Frau wurde am Nachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor der 1. Jugendkammer vernommen. Zuvor verlas einer der Anwälte des Puchheimers eine Erklärung. Darin werden sämtliche Vorwürfe aus der Anklageschrift zurückgewiesen. "Völlig normal" sei die Kontaktaufnahme zwischen ihm und der jungen Frau abgelaufen, so wie es unter Gleichaltrigen der Fall sei, behauptet der 19-Jährige in der Erklärung, die sein Verteidiger vortrug. Als er sich mit ihr unterhalten habe, habe er den Eindruck gehabt, dass sie "voll" sei, so der Angeklagte. Schließlich habe er mit der jungen Frau einen Joint geraucht und Bier getrunken. Dabei soll sie "vertrauter" geworden sein. Er sei deshalb davon überzeugt gewesen, dass seine Bekanntschaft "einem Abenteuer nicht abgeneigt war." Nicht er habe sie küssen wollen, sonder sie ihn. Als er ihr Komplimente gemacht habe, soll sie "die Initiative" ergriffen haben. Gewalt habe er zu keinem Zeitpunkt angewendet, versichert der Mechaniker. Für ihn sei die ganze Situation "recht entspannend gewesen". Dass er mit der jungen Frau Geschlechtsverkehr hatte, räumt der 19-Jährige ein. Gewalt habe er dabei jedoch nicht angewendet. Sein Mandant besitze noch nicht "die Souveränität", so der Verteidiger. Zuvor hatte der Mechaniker allerdings davon berichtet, dass er bereits viele Freundinnen gehabt habe und des öfteren mit Freunden in Bordellen gewesen sei. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 27.01.2016 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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