Puchheim:Abschied im Verdruss

Nach mehr als 60 Jahren verlässt Puchheims einstiger Zweiter Bürgermeister die CSU

Ludwig Kippes, ein Urgestein der CSU Puchheim, tritt nach mehr als 60 Jahren aus der Partei aus. Der langjährige Zweite Bürgermeister, Fraktionssprecher und Gemeinderat begründet seine Entscheidung "mit der unverfrorenen Behauptung des Parteivorsitzenden Seehofer, er trage keine Verantwortung für den dramatischen Niedergang der Partei". Bereits in den letzten Jahren hatte der Ministerialdirigent a. D. die zunehmend rechtsgerichtete, europafeindliche Haltung der Christsozialen lautstark kritisiert, so etwa vor drei Jahren bei einer Podiumsdiskussion der Jungen Union zum Thema Asyl in Puchheim. Während Landrat Thomas Karmasin damals Zäune und Grenzkontrollen forderte, kritisierte Kippes das als rückwärtsgewandt.

"Ich bin ein engagierter Europäer", erklärt Kippes, der früher Abteilungsleiter im Sozialministerium war. Der 83-Jährige verweist auf seine Erfahrungen in der Nachkriegszeit, das Zusammenwachsen Europas, den Aufbau der Europäischen Union. Deshalb übt er in seiner schriftlichen Austrittserklärung massive Kritik am "europa-feindlichen, provinziellen und unsolidarischen Kurs der gegenwärtigen Parteiführung". All das habe ihn bislang nicht zum Austritt bewogen. Doch mit dem Abstürzen der CSU bei den Landtagswahlen und dem weiteren Verhalten Seehofers sei für ihn nun das Maß voll. Dem jahrzehntelangen CSU-Mitglied scheint, dass es dem Parteivorsitzenden, getrieben von "Starrsinn und Hass" auf Kanzlerin Merkel und seinen Nachfolger als Ministerpräsident, Markus Söder, "primär nur noch darum zu gehen scheint, beide möglichst zu vernichten". Er attestiert dem Parteivorsitzenden und seinen Gesinnungsgenossen "unsolidarischen und egoistischen Provinzialismus", das Gegenteil christlich-sozialer Werte.

© SZ vom 03.11.2018 / alin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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