Premieren-Aufführung:Mit großer Entschlossenheit

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Paulus-Oratorium löst anhaltenden Jubel aus

Von KLAUS MOHR, Eichenau

Für die Schutzengelkirche war die Aufführung des Oratoriums "Paulus" op. 50 von Felix Mendelssohn Bartholdy am Samstag eine Premiere. Gleichzeitig war es ein Projekt, das die Pfarrei allein mit eigenen Mitteln nicht bewältigen konnte. Insofern lag es nahe, es durch Verstärkung von außen realisierbar zu machen. Lorenz Höß, seit vergangenem Jahr Kirchenmusiker in Eichenau, studiert auch noch einen Bachelor-Studiengang Chorleitung an der Hochschule für Musik und Theater München, zu dessen Abschluss die Einstudierung und Aufführung eines chorsymphonischen Werks gehört. Es lag also nahe, Prüfung und Konzert zusammenzubringen, um "Paulus" aufführen zu können. Der Kirchenchor wurde dabei um weitere Mitsänger aus anderen Chören und Studierenden der Hochschule für Musik und Theater München erweitert, so dass knapp 60 Sänger im Chorraum vereinigt waren. Die Solisten Anna-Lena Elbert (Sopran), Veronika Sammer (Alt), Eric Price (Tenor), Andreas Burkhart (Bass, Paulus) und Benedikt Eder (Bass, Arien) studieren noch an der Musikhochschule oder haben ihr Studium vor wenigen Jahren dort abgeschlossen. Das eingeladene Orchester "La Banda", das auf Originalinstrumenten musiziert, hat einen ausgezeichneten Ruf und vereinigt hervorragende Musiker an ihren Instrumenten.

Die Ouvertüre legte mit ihrem warmen, dabei sehr obertonreichen Klang eine wunderbare klangliche Basis, die im zügigen Tempo organisch fließend wirkte. Mit kräftigem, gut gefedertem und zwischen Männer- und Frauenstimmen gut ausbalanciertem Klang setzte der Chor "Herr!" ein. Dieses plakative Gotteslob eroberte den Kirchenraum in einer Lautstärke, die wie ein Fortissimo beim Hörer ankam. Für den Choral "Allein Gott in der Höh" nahm Lorenz Höß eine andere Stimmungsebene, indem er den betrachtenden Gestus wählte, bei dem die melodische Linie zielstrebig entwickelt war. Allein die Dynamik hätte hier noch weiter zurückgenommen werden können.

Mit großer Entschlossenheit war die Dramatik des "Steiniget"-Chores umgesetzt, die durch das wunderbare Zusammenspiel aller Beteiligten seine eindringliche Wirkung entfaltete. Aus dem bittenden Gestus in "Gott, sei mir gnädig" wechselte Andreas Burkhart als Paulus im folgenden Abschnitt entsprechend dem Text "Denn ich will die Übertreter deine Wege lehren" in einen aktiveren Modus. Ein Höhepunkt war auch das Duett zwischen Eric Price und Andreas Burkhart "So sind wir nun Botschafter an Christi Statt", das auf gleichem Atem und mit der gleicher Diktion überzeugend gelang.

Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und frenetischen Jubel. Der wäre, wenn die Kirche voll besetzt gewesen wäre, wohl in seiner Lautstärke kaum zu ertragen gewesen.

© SZ vom 24.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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