Postboten in Fürstenfeldbruck wollen heute streiken:Ausstand statt Zustellung

Lesezeit: 1 min

700 Postmitarbeiter zogen nach Auftaktkundgebung in der Marthabräuhalle durch die Innenstadt von Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Post-Mitarbeiter protestieren gegen Umstrukturierung

Von Nina Storner, Fürstenfeldbruck

Wenn am Donnerstag oder am Ostersamstag erwartete Briefe und Pakete nicht ankommen, dann könnte dies an einem Streik der Zusteller liegen. In Fürstenfeldbruck haben am Mittwoch 700 Postler aus der Region Augsburg, Freising, München und Rosenheim bei einer Versammlung in der Marthabräuhalle und einer anschließenden Demonstration durch die Brucker Innenstadt gezeigt, dass sie mit den aktuellen Umstrukturierungsplänen der Deutschen Post AG nicht einverstanden sind.

Einen "miesen Versuch der Lohndrückerei" nennt Linda Schneider, Bezirksleiterin der Gewerkschaft Verdi, die Maßnahmen der Post. Sie spricht den mit 18 Bussen angereisten Post-Mitarbeitern aus der Seele, als sie dem Arbeitgeber Erpressung vorwirft und Vergleiche zu anderen großen Firmen wie Schlecker und Amazon zieht und weitere Streiks androht. Was aber treibt die Postler auf die Straße? Die Post AG möchte Regionalgesellschaften, wie zum Beispiel die DHL Delivery GmbH, gründen. Das klingt zunächst einmal, als würden die Arbeitsplätze näher bei den Mitarbeitern liegen. Doch Verdi glaubt, dass sich die Post dadurch aus dem Haustarifvertrag flüchten möchte und die Neuausrichtung zu Lasten der Mitarbeiter geht. Schon 2008 wurde bei Verteilungskämpfen zwischen Postvorstand und Beschäftigten eine Verlängerung der Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich gefordert. "Die neue Konzernstrategie 2020 sieht Gewinne von fünf Milliarden Euro pro Jahr vor", sagt Gewerkschaftssekretär Matthias Knüttel. Die rund 24 000 befristeten Angestellten der Post AG seien nun nach und nach vor die Wahl gestellt, sich arbeitslos zu melden oder "freiwillig" zur DHL Delivery GmbH zu wechseln. Für die Postzusteller bedeute dies nicht nur geringere Löhne, sondern auch den Wegfall von Sicherheiten wie Betriebsrente, Kündigungs- und Regressschutz.

Laut Knüttel hat die Deutsche Post AG im Geschäftsjahr 2014 1,3 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Angesichts solcher Summen fordern Verdi und die Mitarbeiter aus ganz Bayern nun eine Kompensation durch Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Da bereits seit Mittwoch, 1. April, etwa 5000 Beschäftigte der Regional -GmbH zu den neuen Bedingungen arbeiten müssten, demonstrierten nun bayernweit rund 1500 AG-Mitarbeiter der Postniederlassungen Augsburg, Bayreuth, Freising, München, Nürnberg, Rosenheim, Straubing und Würzburg im Namen der 140 000 Postmitarbeiter. "Wir streiken hier für die Kollegen", verdeutlicht der Gewerkschaftssekretär.

Die erste Tarifverhandlung zwischen Verdi und der Deutschen Post AG im März blieb ergebnislos. Bis zur Fortsetzung am 14. April seien weitere Warnstreiks geplant. Am Donnerstag, 2. April, demonstrieren dann auch die Landkreise Weilheim-Schongau und Fürstenfeldbruck, wieder im Brauhaus.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: