Politischer Nachwuchs:Familiäres Multitasking

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Geballtes Engagement (von links): die Mitglieder der Familie Droth, Veronika, Susanne, Quirin und Markus. (Foto: privat)

Die ehrenamtlich engagierten Droths aus Fürstenfeldbruck beweisen, dass soziale Netzwerke oft wichtiger sind als soziale Medien

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eltern wünschen sich eigentlich immer, dass Töchter und Söhne in ihre Fußstapfen treten. Schwierig wird es, wenn Eltern Politiker sind und sich freuen würden, wenn die Kinder sich ebenfalls politisch engagieren. Denn wenn es um Mandate geht, dann reichen gute Bildung und berufliche Qualitäten nicht, dann reden andere mit: die Wähler, die überzeugt werden wollen. Der Fall der Familie Droth in Fürstenfeldbruck ist ein Beispiel dafür, wie alles auf die richtige Spur kommen kann. Quirin Droth, 18, und seine Schwester Veronika, 15, sind dank ihrer sehr guten Ergebnisse bei der Stadtjugendratswahl (Platz eins und vier in ihrer Altersgruppe) zum 1. Januar in das Gremium eingezogen, das den Stadtrat berät. Jenem Stadtrat gehört bereits ihr Vater Markus Droth (52, CSU) an.

Ein bisschen fühlt man sich erinnert an George H.W. Bush senior und George H. Bush junior. Die haben die Nachfolgegeschichte ja auch ganz ordentlich hinbekommen - während anderen prominenten Akteuren der per Wahl demokratisch legitimierte Weg zu beschwerlich ist. Da wäre die britische Thronfolge zu nennen, vor allem aber die nordkoreanische Großvater-Vater-Sohn-Kiste von Kim Il-sung, Kim Jong-il und Kim Jong-un. Vielleicht hätte sich der "kleine Raketenmann", wie Donald Trump den jüngsten Spross auf dem asiatischen Erbhof nannte, beizeiten als Kinderfaschingsprinz bewerben sollen. Das Beispiel Quirin Droth zeigt, dass so ein frühes gesellschaftliches Engagement zumindest nicht schaden kann, und außerdem, dass man ganz ohne Twitter-Propaganda legitim einen ähnlichen Weg wie der eigene Vater einschlagen kann. Der Fall der Droths ist vor allem ein interessantes Beispiel dafür, dass soziale Netzwerke auch in der hyperventilierenden Onlinewelt wichtiger sein können als soziale Medien.

Quirin Droth dominierte bei der Jugendratswahl in der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen mit deutlichem Vorsprung. Er erhielt 63 Stimmen und damit 14 mehr als der Zweitplatzierte. Das lag gewiss nicht daran, dass der heute 18-Jährige vor fünf Jahren Kinderfaschingsprinz der Heimatgilde war. Aber ein Mosaiksteinchen zum Erfolg mag auch das gewesen sein. Droth, der aktuell für die Abiprüfungen büffelt, machte zudem mit bei den Footballern der Razorbacks. Und er engagiert sich bereits in der Jungen Union. Beinahe noch eindrucksvoller ist das Engagement seiner Schwester Veronika. Sie turnt beim TuS Fürstenfeldbruck, trainiert Kinder, bereitet sich auf die Prüfung zur Übungsleiterin vor, ist Mitglied bei der Heimatgilde, spielt beim Brucker Brettl und ist dort nicht nur Co-Regisseurin des aktuellen Kindertheaterstücks, sondern gehört auch dem Vorstand an. Ganz nebenbei ist sie auch noch dritte Schülersprecherin der Ferdinand-von-Miller-Realschule.

Veronika und Quirin mussten also gar nicht allzu viel Wahlkampf machen, sie brauchten ihre Kandidatur lediglich im großen Freundes- und Bekanntenkreis publik machen - von Mund zu Mund, beinahe ohne World Wide Web. Markus Droth, der selbst über die kirchliche Jugendarbeit in die Politik gekommen und Fördermitglied von Feuerwehr, Kolpingsfamilie und Historischem Verein ist, findet das gut. "Ich habe den beiden immer gesagt: Engagiert euch, seid aktiv." Seine Frau Susanne lebte das den Kindern ebenfalls vor. Übungsleiterin beim TuS-Turnen, Mitglied in der CSU, stellvertretende Gildemeisterin bei der Heimatgilde, Vorstandsmitglied beim Brucker Brettl, amtierende Elternbeiratsvorsitzende an der Ferdinand-von-Miller-Realschule. Viel mehr Ehrenamt geht nicht.

Quirin Droth hat bereits signalisiert, dass er sich ein weiteres politisches Engagement vorstellen kann. Markus Droth, hauptberuflich Geschäftsführer der Bäckerinnung München und Landsberg, muss also aufpassen, dass er von seinen Kindern nicht irgendwann überholt wird. Gut so. Eltern wünschen sich ja gewöhnlich, dass es der Nachwuchs einmal besser hat als man selbst.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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