Politik in Puchheim:Schaffer wird Chef

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Christoph Schaffer kommt aus einer SPD-Familie und arbeitet als Betriebswirt bei einem Automobilkonzern. (Foto: Privat)

SPD wählt 40-Jährigen, der dem Ortsverein erst seit zwei Jahren angehört

Von Peter Bierl, Puchheim

Der SPD-Ortsverein in Puchheim hat einen neuen Vorsitzenden. Christoph Schaffer wurde auf der Versammlung am Dienstag gewählt. Der 40-Jährige ist Diplombetriebswirt, arbeitet als Gruppenleiter für einen Münchner Autokonzern und ist erst seit zwei Jahren Mitglied der Partei. Marga Wiesner trat nach sechs Jahren nicht mehr an. Die Stellvertreter Petra Weber und Josef Ehrensberger, Schatzmeisterin Gabriele Höllersberger und Schriftführer Dominik Dirnberger wurden in ihren Ämtern bestätigt. Für etwas Diskussion sorgte der Verkauf des Altenheims Haus Elisabeth durch die Stadt und der geplante barrierefreie Umbau des Bahnhofs.

Zwei Dutzend Mitglieder waren zur Hauptversammlung in Takis Taverne gekommen, der Altersdurchschnitt war relativ hoch, Jusos waren in der Runde nicht zu sehen - eine Juso-Gruppe gibt es in Puchheim auch nicht. Wiesner begann mit einem knappen Rechenschaftsbericht und verwies darauf, dass sie ihren Rückzug schon angekündigt hatte. Die Ortsvorsitzende hatte aber einen Nachfolger gefunden. Schaffer war bereits 2017 auf der Puchheimer Ehrenamtsbörse auf den Ortsverein aufmerksam geworden. Er kandidierte im vergangenen Jahr auf der Stadtratsliste und engagierte sich im Wahlkampf.

Schaffer stellte sich in der Versammlung kurz vor. Er stammt aus Dingolfing, wo seine Mutter in einem Vorort als dritte Bürgermeisterin für die Partei amtiert. "Mir ist die SPD quasi in die Wiege gelegt", sagte er. Die Arbeit des Vorstandes wolle er "so weiterführen, wie bisher". Als inhaltliche Schwerpunkte nannte Schaffer Wohnen, Wirtschaft und Leben im Alter. Er wurde mit 18 Stimmen, einer Gegenstimme und drei Enthaltungen gewählt.

Die erste Herausforderung für ihn wird der Bundestagswahlkampf, denn die SPD hat in ihrer Hochburg Puchheim beständig verloren. Der Genosse Trend ist zu den Grünen gewechselt. Schaffer gibt sich dennoch zuversichtlich. Ein Kanzler Olaf Scholz wäre "besser für Deutschland und die Wirtschaft" als Annalena Baerbock, sagte Schaffer, der sich für eine Große Koalition ausspricht, der SZ.

Vor der Neuwahl hatte Jean-Marie Leone, der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, über die wichtigsten kommunalen Themen referiert. Aufgrund der Kommunalwahl hätten sich die "Machtverhältnisse" verschoben, die Arbeit sei "fordernder" geworden, sagte Leone. Im März 2020 verlor die SPD zwei Sitze und wurde von den Grünen als zweitstärkste Fraktion abgelöst. Wiesner sprach in diesem Zusammenhang von einem "Wahldebakel", das sie als Vorsitzende mitzuverantworten habe.

Leone zählte die großen Umbau- und Sanierungsprojekte auf, die Laurenzer Schule, das Schwimmbad, die Mittelschule, erwähnte die Förderung des Radverkehrs und die Absicht, die Lochhauser Straße aufzuhübschen, sowie das geplante Neubaugebiet an der Alpenstraße. Das werde "ein großes Trumm", die Bürgerbeteiligung soll im Herbst stattfinden. Was die Greensill-Pleite betrifft, die zwei Millionen Euro gekostet hat, so meinte Leone, die "kriminellen Machenschaften" habe nicht einmal die Aufsichtsbehörde Bafin bemerkt, für einen Stadtrat sei das noch weniger möglich. Künftig werde die Kommune ihr Geld nur noch bei Sparkassen und Volksbanken anlegen, müsse dafür aber einen Negativzins von 0,3 bis 0,5 Prozent entrichten.

Für das Haus Elisabeth, das umgebaut werden muss, weil die Doppelzimmer nicht mehr den gesetzlichen Standards entsprechen, habe man "eine gute Lösung" gefunden, sagte der Fraktionschef. Die Stadt hat die Immobilie für 6,8 Millionen Euro für 66 Jahre in Erbpacht an die neue Seniorenresidenz Haus Elisabeth Puchheim GmbH vergeben, deren Gesellschafter das Diakonische Werk und das Unternehmen "hp&p" aus Hessen sind. Die GmbH vermietet den Gebäudekomplex an die Diakonie Fürstenfeldbruck. "Ich verstehe nicht, wie man ein Altenheim an eine GmbH verkaufen kann, die Gewinn machen muss", rügte ein Teilnehmer. Leone antwortete, es handele sich um eine gemeinnützige GmbH und die Diakonie sei ein vertrauter Partner. "Wir hätten es nicht mit jedem gemacht", versicherte er.

Was den barrierefreien Umbau des Bahnhofs betrifft, laufe es nun wieder auf eine neue Unterführung mit Lift zum Mittelbahnsteig zu, berichtete Leone. Die Stadt und die Behinderten- und Seniorenbeiräte favorisieren dagegen einen Außenbahnsteig mit kurzen Rampen. Wenn man nicht nachgebe, bestehe die Gefahr, dass in den nächsten fünf Jahren wieder nichts passiert, warnte Leone. Ingrid Kroppen hielt dagegen: "Ich sehe nicht so schwarz, es ist wie schon einmal 2015, wir müssen Druck aufbauen." Die ehemalige Stadträtin und Behindertenbeirätin warnte den Stadtrat davor, "proaktiv" die Lösung der Staatsregierung zu unterstützen. "Der Stadtrat sollte nichts tun, was ihm hinterher auf die Füße fällt", warnte Kroppen.

© SZ vom 23.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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