Picknick ohne Plastik:Gemütlicher Protest im Grünen

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Wie ein ganz normales Picknick nur eben ohne Plastikverpackungen und unnötigen Müll: Bei der Protestaktion gibt es selbst gemachtes Essen aus Glas- und Metallbehältern. Larissa Holmer (dritte von rechts), ist mit ihren beiden Kindern und dem Familienhund gekommen. (Foto: Günther Reger)

Im Gröbenzeller Bürgerpark treffen sich 30 Menschen, um ein Zeichen gegen die umweltzerstörende Plastikflut zu setzen. Für die Besucher ist das keine einmalige Aktion, sondern Ausdruck ihrer bewussten Lebensweise

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Auf den ersten Blick sieht alles aus wie ein normales, gemütliches Sonntagvormittagspicknick im Park. Ausgebreitete Decken, auf denen gut gelaunte Menschen sitzen und über dies und das plaudern, Essen, Getränke, etwas zum Lesen, Kinder die toben, ein Hund der neugierig umher streift. Doch auch wenn es ruhig zugeht im Gröbenzeller Bürgerpark, hat die Veranstaltung, zu der etwa 30 Menschen zusammengekommen sind, einen ernsten Hintergrund. Denn die Veranstaltung ist Teil einer bundesweiten Aktion des WWF, ein Protest-Picknick gegen Plastikmüll.

Und so unterscheiden sich die mitgebrachten Dinge eben doch von einem "normalen" Picknick. Essen und Getränke sind nicht in Einwegverpackungen transportiert, vieles ist selbst gemacht. Eine der Besucherinnen ist Larissa Holmer. Die 32-Jährige ist mit ihren beiden Kindern, Freundinnen und dem Familienhund zu dieser besonderen Art des Protests gekommen. Die Vermeidung von Plastikverpackungen und unnötigem Müll sind für sie seit der Geburt der heute vierjährigen Tochter ein wichtiges Thema. "Wenn man ein Kind bekommt, denkt man schon darüber nach, in was für eine Welt man es setzt. Ich musste damals aufpassen, mich nicht zu sehr da rein zu steigern", sagt Holmer.

Das mitgebrachte Essen ist in Metalldosen und Glasflaschen verpackt, es gibt Salate, Fleischpflanzerl, selbst gemachte Aufstriche und Knabbereien für die Kinder. "Mittlerweile ist der Verzicht auf Plastik für mich selbstverständlich. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden. Aber oft schon. Nudeln bestellen wir zum Beispiel in großen Säcken, da bekommt man sie auch in Papier. Mit der Zeit findet man schon die nötigen Adressen." Andere Dinge, etwa Müsli, macht sie einfach selbst, weil sie die Zutaten im Unverpackt-Laden bekommt. Gelagert werden sie dann in Gläsern. "Ich habe einfach geschaut, wo wir den meisten Müll produzieren. Damit haben wir dann einfach angefangen." Während Holmer erzählt, toben sich die beiden Kinder auf der benachbarten Boule-Bahn aus. Natürlich mit umweltfreundlichen Holzkugeln, die Ariane Zuber mitgebracht hat, die Vorsitzende der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz. Diese hat gemeinsam mit der Initiative "Unverpackt" das Picknick organisiert.

Aber Zuber hat nicht nur die Kugeln mitgebracht, sondern einige andere umweltfreundliche Alternativprodukte - und eine Menge an Wissen, das sie freudig mit den Besuchern teilt. "Wir können nur immer und immer wieder mit den Menschen reden", sagt sie. Schon vor Beginn des Picknicks, lockt sie einen neugierigen Passanten an ihren Tisch. Der schaut sich die ausliegenden Dinge an, Strohhalme aus Bambus und Glas, Hundekotbeutel aus Pappe, Zahnpaste im Glas, abbaubare Eislöffel. Dann erzählt er von einem seiner Probleme. In der Mittagspause gehe er immer in ein asiatisches Restaurant. Dort bekomme er sein Essen stets in einer Styroporbox. Nun ist Zuber ganz in ihrem Element, erklärt dem Mann, dass er sich einfach trauen soll zu fragen, ob er das Essen nicht in einen mitgebrachten Mehrwegbehälter gefüllt bekommen kann. Mit der Zusage, das einmal auszuprobieren, zieht der Mann weiter.

Extra aus München angereist sind Philipp Eime, seine Schwester Christina und deren Freund Pascal Schwarz. "Wir haben von der Aktion gelesen und uns dann im Internet informiert. Weil es in München keine Veranstaltung gab, als wir geschaut haben, haben wir uns entschlossen hierher zu kommen. Das ist ganz praktisch, weil unsere Oma in Gröbenzell wohnt", erzählt Christina. Auch im Leben der drei spielt die bewusste Vermeidung von Plastikmüll eine wichtige Rolle. "Wir machen das sehr konsequent. Wenn wir etwas nicht umweltfreundlich verpackt bekommen, dann stellen wir es selbst her", erzählt Christina, und ihr Freund Pascal ergänzt: "Die meisten Sachen sind in fünf Minuten gemacht. Es ist immer eine Frage des Interesses. Wenn wir irgendwas noch nicht wissen, schaut Christina im Internet nach, sie liebt es, sich da rein zu arbeiten. Am Anfang war es schon eine Herausforderung, aber mittlerweile gehört es zum Alltag."

Dass es genau die alltäglichen Dinge sind, die für die Umwelt ein großes Problem sind, weiß auch Zuber. "Wussten Sie, dass der Abrieb von Autoreifen ein großes Problem ist? Pro Wagen entstehen 998 Gramm Plastikabrieb pro Jahr. Bei Kosmetik sind es dagegen nur 19 Gramm. Verbieten will sie allerdings niemandem etwas, vielmehr ist es ihr ein Anliegen, dass eben jeder tut, was er kann.

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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